Brenda Joyce
heraufgebracht worden, und
mehrere Händler knieten auf der Hafenseite an Deck, um die Ware zu prüfen.
Alexi sah von oben herab zu, wie ein König, der seine Untertanen betrachtet.
Sie war am Ende der Mole angekommen. Er ist so braun gebrannt von der Sonne,
dachte sie. In seinem dunklen Haar waren rote Glanzlichter.
Dann hielt
er plötzlich inne und starrte ungläubig herüber. Er hatte sie gesehen.
Atmete sie
überhaupt noch? Sie stand da, völlig reglos, nur das Herz hämmerte ihr
schmerzhaft in der Brust.
Jetzt war
es am Hafen plötzlich seltsam still, abgesehen von den Händlern, die sich über
dem Tee unterhielten, und einigen Seeleuten, die einander im Hintergrund etwas
zuriefen. Alexis Miene war hart und abweisend. Er lächelte nicht mehr. Ganz
plötzlich fiel ihr auf, dass sie allein am Rande der Mole stand und sein Schiff
ansah – und ihn. Vielleicht zwei Dutzend Yards trennten sie noch voneinander.
Ganz langsam begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. Sie musste etwas sagen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass die Menge sie erwartungsvoll ansah. Sie
hörte das Flüstern: »Es ist seine Frau!«
Was
mache ich hier? Panik
stieg in ihr auf. Er würde sie wieder demütigen. Ganz offensichtlich hatte er
sie nicht erwartet, und ebenso offensichtlich war er nicht erfreut, sie zu
sehen. Die Panik stieg ins Unermessliche. Irgendwie brachte sie es fertig, zu
lächeln und wie beiläufig ihren Sonnenschirm zu öffnen. Irgendwie würde sie so
tun, als wäre mit ihrer Ehe alles in Ordnung. Sie hatte ein Recht, hier zu
sein!
Sie musste
ihre Fassung wahren – sie musste ihn so grüßen, wie eine liebende Ehefrau es
tun würde.
Sie holte
tief Luft. »Willkommen zu Hause, Alexi.« Sie hörte selbst, wie angespannt
ihre Stimme klang. Sie bezweifelte, dass er sie gehört hatte, daher hob sie die
Hand.
Er bewegte
sich. Die Flasche drückte er einem Matrosen in die Hand, ehe er von Deck ging.
Wie ein Panther, mit Kraft und Anmut, langen, lässigen Schritten, ging er zur
Reling. Ihre Blicke begegneten sich.
Am Ende der
Mole lag noch ein Boot, und sie wusste, wenn sie darum bat, dann würden ein
oder zwei Männer sie zum Schiff rudern. Aber er war derjenige, der zu ihr
kommen sollte, nicht umgekehrt.
Alexi
lächelte vielsagend. Dann stieg er anmutig über die Reling, nutzte die
Strickleiter und sprang in ein Boot. Er sagte etwas zu den Ruderern. Elysse
spürte, wie schnell ihr Herz schlug, als das Boot den Abstand zwischen ihnen
verringerte.
Der Bug
stieß an die Mole. Alexi ließ den Blick von ihren Lippen über ihr tief
ausgeschnittenes blaues Mieder wandern. Dann betrachtete er das teure Halsband
mit den Aquamarinen, das sie trug. »Guten Tag, Elysse.«
Sie leckte
sich über die Lippen. Sie musste nichts weiter tun, als ihn zu begrüßen, doch
sie brachte kein Wort heraus.
Ehe sie die
richtigen Worte finden konnte, war er über den Bootsrand auf die Mole
gesprungen, ein beeindruckender Satz. Mit einem weiteren Schritt stand er
direkt vor ihr.
Er blieb
der mit Abstand attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte, das wurde ihr
jetzt klar. Ihr Mund war vollkommen ausgetrocknet. War er in den vergangenen
Jahren noch gewachsen oder täuschte dieser Eindruck, wegen der Autorität, die
er so selbstverständlich trug. War er so gelassen – oder so gleichgültig? Er
schien genau dem zu entsprechen, was die Gerüchte über ihn sagten: ein
heroischer und wagemutiger Kapitän, der an Herausforderungen und Krisen
gewöhnt war, an Triumph und Erfolg, ein Mann mit großer Erfahrung. Er stand da,
als könnte nichts und niemand ihn erschüttern, als gehörte ihm die ganze Welt,
und er wusste das ganz genau.
Er war
schon immer so männlich und so schön, dachte sie hilflos. Wie konnte das mit
den Jahren noch schlimmer werden?
Er ließ den
Blick über ihr Dekolleté und ihren Halsschmuck gleiten. »Meine reizende
Gemahlin hat sich also entschieden, mich zu begrüßen.« Er griff nach dem
Aquamarin, der an ihrer Kette hing. »Hübsch und teuer. Habe ich das
bezahlt?«
Sie konnte
kaum einen klaren Gedanken fassen, solange sie seine Fingerspitzen an ihrem
Schlüsselbein spürte. Ihre Wangen glühten. Bestimmt würde das jeder sehen
können. Sie sah ihm in die Augen, als er sie ansah. »Natürlich hast du es
bezahlt«, brachte sie schließlich heraus und begriff zu spät, was er gemeint
hatte.
Er lachte
verächtlich. »Welchem Umstand verdanke ich diese Ehre?«, fragte er. Dann
sah er kurz an ihr vorbei, und sie wusste, er hatte
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