Brenda Joyce
Antwort
würdigen«, sagte sie. »Ich gehe jetzt zu Bett.«
Sie lief an
ihm vorbei, sorgfältig darauf achtend, die Schultern gespannt und den Kopf hoch
erhoben zu halten. In der Halle angekommen fühlte sie, dass er ihr folgte. Sie
erstarrte und warf einen Blick über die Schulter zurück, als sie die Treppe
erreichte.
Sie sah ihm
an, dass er sehr ärgerlich war. Trotzdem ging sie die Treppe ein paar Stufen
hinauf, blieb jedoch auf dem Absatz stehen, als er sie noch einmal ansprach.
»Wenn du
ihn liebst, dann kannst du mir das ruhig sagen«, erklärte er. Seine
Stimme klang jetzt beinahe heiter. »Ich würde nie etwas gegen die wahre Liebe
unternehmen.«
Er meinte
das nicht ernst, und sie wusste es. Sie konnte nichts sagen, um ihn zu
beruhigen, denn er würde ihr ohnehin nicht glauben, wenn sie leugnete. »Gute
Nacht.« Sie sah nicht zu ihm hin.
Gleich
darauf hörte sie, wie Glas zerbrach.
Elysse
zuckte zusammen, raffte die Röcke und lief eilig die Treppe hinauf. »Kapitän, kann ich irgendwie behilflich
sein?«
Alexi sah
auf, den Rasierpinsel noch in der Hand. Er trug nur seine Hose. Reginald stand
an der Tür, in der Hand ein Frühstückstablett mit Toast und Konfitüre, Kaffee
und der Morgenzeitung. Offensichtlich war er entsetzt über den Zustand, in dem
sich Alexis Apartment befand.
»Ich habe
gepackt, Reginald«, erklärte er kurz und runzelte die Stirn. Ein großer
Koffer lag leer auf seinem Bett. Ein großer Teil seiner Garderobe war überall
im Zimmer verteilt, zwischen Glasscherben, die von dem Spiegel stammten, den er
in der Nacht zuvor zerbrochen hatte.
Wenn er
noch einen Tag im selben Haus wie seine Frau verbrachte, dann würde er
explodieren. Daher reiste er jetzt ab. Was bedeutete, dass sie gewonnen hatte.
»Sir, gehen
Sie irgendwohin?«
Reginalds
Stimme klang entsetzt. Alexi seufzte. Er war so angespannt, dass es wehtat.
»Ich reise für eine Woche oder so nach Windhaven. Ich möchte meinen Vater und
meine Stiefmutter besuchen«, sagte er. Das stimmte nicht ganz. Er verließ
Oxford Mansion, um sich zu beruhigen. Nie zuvor war er so schlechter Laune
gewesen.
Am liebsten
hätte er Elysse die Kleider vom Leib gerissen. Wenn sie erst eine Nacht mit ihm
verbracht hatte, dann würde sie nicht mehr so leidenschaftlich für Blair
empfinden.
Er stemmte
die Hände in die Hüften und sah quer durch das Zimmer zu ihrer geschlossenen
Tür. Sie liebt Blair.
Er konnte
es nicht fassen.
Den größten
Teil der Nacht hatte er damit verbracht, zu versuchen, das zu verstehen, aber
immer noch war es ihm nicht gelungen. Er hatte die ganze Zeit an ihre
gemeinsame Kindheit denken müssen. Von dem Augenblick an, da sie einander
kennengelernt hatten, waren sie Freunde gewesen, trotz ihrer Hochmütigkeit und
des Umstands, dass sie ein Mädchen war. Die Erwachsenen waren sehr amüsiert
gewesen. Einmal hatte er gehört, wie jemand liebevoll gesagt hatte, dass sie
füreinander bestimmt waren. Es hatte ihm nichts ausgemacht, ganz im Gegenteil,
es hatte ihm gefallen.
Jeder hatte
immer gewusst, dass Elysse O'Neill ihn liebte, obwohl sie noch Kinder waren.
Selbst er hatte es gewusst!
Ihre
Gefühle für ihn – ihre Freundschaft, Bewunderung und Liebe – waren ein
unerschütterlicher und fester Bestandteil seines Lebens gewesen.
Aber jetzt
liebte sie einen anderen.
Warum sonst
sollte sie die Anziehungskraft leugnen, die zwischen ihnen bestand? Beinahe
hätte sie es zugegeben. Tatsächlich würde er die Faust gegen die Wand schlagen,
wenn sie ihm noch ein einziges Mal sagte, was für ein guter Freund Blair war.
Aber was
hatte er erwartet? Sie waren keine Kinder mehr. Ihretwegen war ein Mann
gestorben – und er war gefangen in einer Ehe ohne Liebe und ohne Treue.
Sie liebte
seinen Bankier – den Mann, der vermutlich mehrere seiner engsten Rivalen
finanzierte. Und am schlimmsten war, dass sie Blair treu sein wollte!
Der
pochende Schmerz in seinem Kopf wurde schlimmer. Er war wütend, nicht
eifersüchtig, denn er fühlte sich getäuscht. Wenn sie irgendjemandem treu sein
sollte, dann ihrem Ehemann. Aber nein, Elysse O'Neill musste ja einem anderen
Mann die Treue halten.
Hatte sie
nicht ganz bewusst Montgomery verführt? War es ihr nicht gelungen? Vielleicht
wusste sie schon lange, dass Blair der Mann hinter seinen Reisen war. Dann
würde das alles einen Sinn ergeben.
Am liebsten
hätte er irgendetwas zerbrochen.
»Packen Sie
meine Sachen, Reginald«, erklärte er brüsk. Er hatte versucht, selbst zu
packen,
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