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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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gezählt«,
fügte sie eifrig hinzu.
    Mr Wiley starrte sie an, als wachse ihr gerade
ein zweiter Kopf. »Natürlich bin ich mir des zunehmenden Risses zwischen den
beiden bewusst«, sagte er schließlich zögernd.
    »Ich möchte bezweifeln, dass er noch zu kitten
sein wird«, fügte Francesca hinzu. Wiley schwieg, und mit einem Mal wuchs
Francescas Unbehagen über das Maß des Erträglichen hinaus. Dieser Mann war
nichts für sie. Warum tat ihre Mutter ihr das nur an? Warum konnte sie nicht
begreifen, dass Francesca wichtigere Dinge zu tun hatte, als sich mit
Verehrern zu treffen, die von ihr erwarteten, dass sie sich geziert und kokett
benahm? Denen es gleichgültig war, ob sie ein Hirn in ihrem Schädel hatte?
Warum hatten die meisten Männer Angst davor, einen intelligenten Meinungsaustausch
mit einer Frau zu führen? Wie stellte Eliza Burton das nur an? Francesca
spürte, wie sie eine Verzweiflung überkam, die einer schweren, schwarzen Wolke
glich. »Ich sollte mich jetzt besser um Mamas Gäste kümmern. Es hat mich
gefreut, Sie kennen zu lernen«, sagte sie mit einem kurzen, gezwungenen Lächeln
und wandte sich ab.
    »Bis Montag dann!«, rief Wiley ihr eifrig
nach.
    Francesca nickte. Sie würde Wiley am nächsten
Tag als Erstes eine Nachricht zukommen lassen, in der sie das Treffen absagte.
Und was Julia anging, so würden sie beide wohl wieder einmal ein ernstes Wort
miteinander reden müssen.
    Eine
schreckliche Vorstellung.
    Mit einem
Mal stockte ihr Schritt und sie blieb abrupt stehen. Direkt vor ihr erblickte
sie ihren Vater, einen kleinen Mann mit eisengrauem Haar, einem Bart und
mächtigen Koteletten. Er war in ein Gespräch mit einem Herrn vertieft, dem
Francesca noch nie zuvor begegnet war, den sie aber sofort erkannte – dank all
der Artikel, die die Zeitungen seit Neujahr über ihn veröffentlicht hatten.
Einen Moment lang stockte ihr der Atem. Als Andrew Cahill seine Tochter
entdeckte, begann er zu strahlen.
    »Herzchen!«
    Francesca hörte ihren Vater, sah ihn aber
nicht an, sondern begegnete stattdessen dem finsteren Blick seines Gesprächspartners,
eines Mannes mit hellbraunem Haar und dunkler Gesichtsfarbe. Er war
ausgesprochen attraktiv – allerdings auf eine gröbere Art als Montrose –, groß
gewachsen und breitschultrig. Er trug wie die meisten der anwesenden Herren
einen schwarzen Smoking mit Satinbesatz. Der Mann, mit dem sich Francescas
Vater unterhielt, war der neu ernannte Polizeipräsident.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen, den du
unbedingt kennen lernen musst«, sagte Cahill lächelnd. Er kannte seine Tochter
besser als jeder andere, und er war es auch, von dem Francesca ihre
Leidenschaft für den Reformismus geerbt hatte.
    Francesca erwiderte sein Lächeln. »Schimpf bitte nicht mit mir,
weil ich mich verspätet habe«, sagte sie und bemerkte, dass ihre Stimme
irgendwie eigenartig klang – atemlos und schrill. In ihrem Kopf überschlugen
sich die Gedanken. Die New Yorker Polizei war bekanntlich korrupt, und etliche Bemühungen, die Institution zu reformieren, waren
bereits gescheitert. Von Bragg wurde erwartet, dass er die dringend notwendige
Reform herbeiführte. Aber würde er das schaffen? Francesca warf einen
verstohlenen Blick in seine Richtung.
    Bragg
hatte sie offenbar einer eingehenden Betrachtung unterzogen und deutete nun
eine, höfliche Verbeugung an. Seine Augen waren bernsteinfarben, mit goldenen
Sprenkeln darin. Francesca spürte, wie sie rot wurde.
    Cahill bemerkte es nicht. »Wie könnte ich mit einer so
pflichtvergessenen Tochter nicht schimpfen?«, fragte er lächelnd und küsste
ihre Wange, wobei sein grau melierter Bart über ihre Haut kratzte.
    Francesca war der Liebling ihres Vaters, und
sie war sich dessen bewusst. Dennoch fiel es ihr in diesem Augenblick schwer,
zu antworten. Sie versuchte, sich an all das zu erinnern, was sie seit Braggs
Ernennung durch den neu gewählten Bürgermeister über ihn in den Zeitungen
gelesen hatte. »Dann sei aber bitte nicht allzu streng mit mir, Papa«, sagte
sie schließlich, wobei sie Bragg erneut verstohlen ansah.
    Doch sie vermochte seinen durchdringenden
Blick nicht zu enträtseln.
    »Wir werden sehen.« Andrew zwinkerte ihr zu. »Herzchen, ich möchte
dir unseren neuen Polizeipräsidenten vorstellen, Commissioner Bragg.«
    Francesca brachte ein angestrengtes Lächeln
zustande. Sie war sich einer seltsamen Anspannung bewusst, die sie niemals
zuvor empfunden hatte und die sie nicht verstand. »Rick, das ist meine

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