Brenda Joyce
wurde ... ist es
womöglich doch eine Zeitungsmeldung wert?« Er grinste.
»Wenn das gesellschaftliche Leben des Commissioners Ihnen einen
Artikel wert erscheint, muss Ihre Situation als Reporter wirklich trostlos
sein«, versetzte Francesca schneidend. »Falls Sie es noch nicht wissen – Bragg
ist schon seit langer Zeit mit meinem Vater befreundet.«
»Ich weiß alles über die politischen Beziehungen Ihres Vaters.
Braggs Vater steht er sogar noch näher. Übrigens hält sich Rathe Bragg
neuerdings wieder in der Stadt auf.«
Francesca stutzte. Bragg hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sein
Vater nach New York kommen wollte.
Kurland witterte seine Chance. »Lassen Sie uns wieder einmal
Informationen austauschen, Miss Cahill. Sie wissen schon – Sie bekommen etwas
von mir, und ich bekomme dafür etwas von Ihnen.«
Francesca war schon einmal auf diesen Mann hereingefallen, und
zwar mit der entsetzlichen Folge, dass sie Braggs Bruder, Calder Hart, verraten
hatte. Krampfhaft versuchte sie, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu
lassen. »Ich habe wirklich keinerlei Informationen für Sie.«
»Es fällt mir schwer, das zu glauben«, versetzte Kurland, während
sie ihren Weg hastiger als zuvor fortsetzte. Noch immer hielt er mit ihr
Schritt. »Ich glaube, es gab einen bestimmten Grund für Braggs Besuche bei
Ihnen. Wussten Sie eigentlich, dass der Kreuzmörder mit Verbrennungen zweiten
Grades im Bellevue Hospital liegt?«
»Tatsächlich?«, entgegnete Francesca ungerührt, ohne ernstlich
Überraschung zu heucheln.
Der Reporter versuchte es noch einmal. »Was ist mit Ihrer Hand
geschehen, Miss Cahill?«
»Ich habe sie mir gebrochen«, fauchte sie, doch hinter ihrer Wut
verbarg sich Angst.
»Warum kann ich mich nur wieder einmal nicht des Eindrucks
erwehren, dass Sie mir etwas verschweigen?«, fragte Kurland mit
offensichtlicher Häme. »Warum drängt sich mir der Verdacht auf, dass Sie und
Bragg etwas vor mir geheim halten – und vor der gesamten Stadt?«
Francesca brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er
grinste. »Niemand hält irgendetwas geheim, Sie Blutsauger«, schleuderte sie ihm
schroff entgegen.
»Blutsauger? Nun, so würde ich es nicht bezeichnen, aber ich besitze
in der Tat einen Stachel, meine Liebe. Und meine Stiche können tödlich sein.«
Sie
erstarrte, von echter Furcht gepackt. Dieser Mann war ein preisgekrönter Journalist.
Und er kannte keine Skrupel, keinerlei Moral. Es war nur eine Frage der Zeit,
bis er die Puzzleteile von ihrer aller Leben zusammengefügt hatte. Und dann?
Das Herz
schlug ihr bis zum Hals. »Was wollen Sie?«
»Erzählen
Sie mir etwas Bedeutsames, etwas, wovon ich noch nichts weiß.« Plötzlich wurde
sein Blick messerscharf.
»Da gibt es nichts zu
erzählen«, entgegnete sie knapp.
»Tatsächlich nicht? Und warum
steht Ihnen dann die Schuld ins Gesicht geschrieben?«, beharrte Kurland.
Wenn sie seiner Forderung nachgab, würde er sich zufrieden geben
und sie in Ruhe lassen – wenigstens für eine gewisse Zeit. »Also schön, Sie
haben gewonnen. Aber dafür sind Sie mir etwas schuldig.«
Er zückte eifrig einen kleinen Notizblock und einen Bleistift. »Ja,
ich höre?«
»Ich habe den Kreuzmörder daran gehindert, ein weiteres Mal
zuzuschlagen. Ich bin diejenige, die das Feuer verursacht hat, und dabei habe
ich mir die Hand verbrannt.«
Er strahlte sie an. »Ich wusste doch, dass Sie
in diese Sache verwickelt waren, Miss Cahill! Das war mir gleich auf Anhieb
klar.«
»Wie scharfsinnig von Ihnen.« Francesca fühlte sich elend. Wieder
einmal geriet sie in die Schlagzeilen, was ihrer Familie überhaupt nicht
gefallen würde.
»Sehen Sie mal, diese hier hat ein Straßenbengel gestern verteilt,
nicht weit vom Union Square.« Der Reporter zog eine Visitenkarte aus der
Tasche und reichte sie Francesca.
Sie erkannte die Karte sofort – kein Wunder, es war schließlich
ihre eigene.
Darauf
stand:
Francesca Cahill
Kriminalistin aus Leidenschaft
810 Fifth Avenue, New York City.
Akzeptiere alle Fälle.
Kein Verbrechen zu geringfügig.
Die Channings wohnten in einer für Leute ihres Standes entschieden
ungewöhnlichen, ja gewagten Gegend, nämlich an der West Side. Für Francesca und
ihresgleichen war dieser Teil New Yorks geradezu eine andere Welt, ebenso
entrückt wie Texas oder der Mond. Die
Begegnung mit Kurland hatte die junge Detektivin ziemlich aus der Fassung
gebracht, doch nun schob sie jegliche Gedanken daran energisch beiseite. Seit
sich
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