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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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... ich wollte erbrechen.«
    Ben hing das Kreuz um Jimmys Hals. Nichts geschah. Der Glanz – wenn das Kreuz jemals einen Glanz gehabt hatte - war verschwunden. Ben nahm das Kreuz wieder fort.
    »O.k.«, sagte Jimmy, »mehr können wir nicht tun. Kannst du meinen Hals verbinden?«
    »Ich denk' schon«, sagte Ben.
    Jimmy reichte ihm die Mullbinde und die Operationsschere.
    Als er sich bückte, um eine Bandage anzulegen, sah er, daß die Haut rund um die Wunden ein häßliches Rot, wie von geronnedem Blut, angenommen hatte. Jimmy erschauderte, als er die Bandage sanft über die Wunde legte.
    »Einige Minuten lang glaubte ich, wahnsinnig zu werden«, sagte Jimmy, »wahnsinnig im klinischen Sinn. Ihre Lippen auf mir ... ihr Biß ... Und als sie es tat, war es angenehm, Ben! Das ist das Teuflische. Ich hatte eine Erektion dabei. Kannst du dir das vorstellen? Wenn du sie nicht fortgezogen hättest, würde ich ... hätte ich sie ...«
    »Laß gut sein«, sagte Ben.
    »Es gibt noch etwas, was ich tun muß und nicht gern tue.«
    »Was ist das?«
    »Sieh mich einen Augenblick lang an.«
    Ben hatte den Verband angelegt und lehnte sich nun zurück, um Jimmy anzusehen.
    »Was -?«
    Plötzlich schlug Jimmy zu. Ben sah nichts als Sterne, taumelte ein paar Schritte zurück und ließ sich fallen. Er schüttelte den Kopf und sah, wie Jimmy auf ihn zukam. Angsterfüllt griff er nach dem Kreuz und dachte: »Du Esel, du verdammter blöder Esel -«
    »Alles in Ordnung?« fragte Jimmy. »Es tut mir sehr leid, aber es ist ein wenig leichter, wenn man nicht weiß, was geschieht.«
    »Was, zum Teufel -?«
    Jimmy setzte sich neben Ben auf den Boden. »Ich werde dir eine Geschichte erzählen, und ich bin sicher, Maury Green wird sie bezeugen. Damit behalte ich meine Praxis, und wir beide wandern weder ins Gefängnis noch ins Narrenhaus ... Dabei interessiert mich das im Augenblick sogar weniger, als daß ich frei bleiben möchte, um diese ... Sache, oder wie immer du es nennen willst, zu bekämpfen. Begreifst du das?«
    »So ungefähr«, sagte Ben, griff nach seinem Unterkiefer und zuckte zusammen. Auf seinem Kinn war ein dicker Knoten.
    »Während wir Marjorie Glick untersuchten«, sagte Jimmy,
    »brach jemand hier ein. Dieser Jemand schlug dich nieder, und ich wurde während des Handgemenges gebissen. Das ist alles, woran wir uns erinnern können. Alles. Verstanden?«
    Ben nickte.
    »Der Kerl trug einen dunklen Mantel, vielleicht blau oder grau, und eine Wollhaube. Mehr hast du nicht gesehen. O. k. ?«
    »Hast du jemals daran gedacht, deine Praxis aufzugeben und Romane zu schreiben?«
    Jimmy lächelte. »Ich werde nur in Augenblicken extremer Selbstsucht erfinderisch. Kannst du dir die Geschichte merken?«
    »Natürlich. Und ich halte sie sogar für glaubhaft. Schließlich ist das nicht die erste Leiche, die in den letzten Tagen verschwunden ist.«
    »Hoffentlich. Der Bezirkssheriff ist wesentlich heller als Parkins Gillespie. Wir müssen vorsichtig sein. Schmück die Geschichte nicht allzusehr aus.«
    »Glaubst du, daß jemand von den Offiziellen beginnt, einen Zusammenhang zwischen all diesen Vorfällen zu ahnen?«
    Jimmy schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste Wahrscheinlichkeit. Wir werden uns allein durchschlagen müssen.
    Und vergiß nicht, von jetzt an sind wir Kriminelle.«
    Kurz darauf rief er Maury Green und den Bezirkssheriff Homer McCaslin an.
    Ben kam um halb ein Uhr nachts in Evas Pension zurück und bereitete sich in der verlassenen Küche eine Tasse Kaffee. Er trank sie langsam und ließ im Geist die Ereignisse der letzten Stunden mit der Intensität eines Mannes Revue passieren, der mit knapper Not einem tödlichen Sturz entgangen ist.
    Der Bezirkssheriff war ein großer, beinahe kahlköpfiger Mann. Er kaute Tabak. Er bewegte sich langsam, seine Augen aber registrierten alles. Aus seiner Hüfttasche zog er ein riesiges abgegriffenes Notizbuch hervor und aus seiner grünen Wollwe-ste eine alte Füllfeder. Er befragte Ben und Jimmy, während zwei seiner Assistenten nach Fingerabdrücken suchten und fo-tografierten. Maury Green hielt sich stumm im Hintergrund und warf nur dann und wann einen erstaunten Blick auf Jimmy.
    Warum waren die beiden in Greens Bestattungsanstalt gekommen?
    Diese Frage parierte Jimmy und erzählte die Enzephalitisgeschichte.
    Hatte der alte Doktor Readon davon gewußt?
    Nein. Jimmy hatte es für besser gehalten, eine Untersuchung vorzunehmen, bevor er irgend etwas davon erwähnte. Doktor Readon war

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