Brennen Muss Salem
Leichenbestatters. Der Deckel sprang auf, und McCaslin leerte den Inhalt seiner Pfeife hinein. Maury Green sprang zur Seite.
»Möchte vielleicht einer von euch seine Geschichte noch korrigieren? Das ist nämlich eine ernste Angelegenheit. Wir hatten vier Tote in der Stadt, und alle vier sind verschwunden. Ich möchte wissen, was hier vorgeht.«
»Wir haben Ihnen alles gesagt, was wir wissen«, sagte Jimmy mit ruhiger Bestimmtheit. Er sah McCaslin ins Gesicht. »Wenn wir Ihnen mehr sagen könnten, würden wir es tun.«
McCaslin gab den Blick ebenso ernst zurück. »Sie haben eine Scheißangst«, sagte er. »Sie und der Schreiber, alle beide. Sie sehen aus, wie manche Kerle in Korea ausgesehen haben, die man an von der Front zurückbrachte.« Die Assistenten sahen einander an. Ben und Jimmy schwiegen.
McCaslin seufzte wieder. »Dann verschwindet jetzt. Ich wünsche euch morgen um zehn Uhr in meinem Büro zu sehen, um eure Aussagen zu Protokoll nehmen zu können. Solltet ihr um zehn Uhr nicht da sein, lasse ich euch von einer Polizeistrei-fe holen.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Ben.
McCaslin schaute ihn traurig an und schüttelte den Kopf. »Sie sollten sich besser überlegen, was für Bücher Sie schreiben.«
Ben stand vom Tisch auf, spülte die Kaffeetasse im Abwaschbecken und warf einen Blick durch das Fenster in die nächtliche Dunkelheit. Was geschah dort draußen? War Marjorie Glick endlich mit ihrem Sohn vereint? Was tat Mike Ryerson? Floyd Tibbits? Carl Foreman?
Ben wandte sich um und stieg die Treppe hinauf.
Er ließ die Tischlampe brennen, das Kreuz aus Spachteln lag auf dem Tisch, nahe der rechten Hand Bens. Sein letzter Gedanke, bevor der Schlaf ihn übermannte, galt Susan. War sie in Sicherheit?
12
Mark
Als er zum erstenmal irgendwo, weit weg, das Zurückschnellen von Ästen hörte, kroch er hinter den großen Stamm einer Tanne und wartete, wer sich zeigen würde. Sie konnten bei Tage ja nicht hervorkommen, aber das hieß nicht, daß sie nicht Leute hatten, die ihnen halfen. Mark war diesem Straker in der Stadt begegnet, und Straker jedenfalls hatte Augen wie eine Kröte, die sich auf einem Felsen sonnt. Er sah aus, als könne er einem kleinen Kind den Arm brechen und dabei lächeln.
Mark berührte die schwere Pistole seines Vaters in der Tasche. Kugeln halfen nichts gegen sie - außer vielleicht Silberkugeln -, aber ein Schuß zwischen die Augen würde immerhin diesen Straker erledigen.
Marks Blick fiel sekundenlang auf den zylindrischen Gegen-stand, der, in ein Handtuch eingewickelt, gegen einen Baum lehnte. Hinter ihrem Haus gab es einen Holzstoß; er und sein Vater hatten im Sommer die Eschenhölzer mit einer Kreissäge zerkleinert. Henry Petrie war ein methodisch denkender Mann, und Mark wußte, daß jedes der Hölzer knapp einen Meter lang war. Sein Vater wußte die richtige Länge, wie er wußte, daß auf den Herbst der Winter folgt und daß helles Eschenholz lang und sauber im Kamin des Wohnzimmers brennen würde.
Mark wußte andere Dinge. An diesem Sonntag morgen, während Vater und Mutter ihren Spaziergang machten, hatte Mark eines der Hölzer genommen und es mit einer Pfadfinderhacke zugespitzt.
Mark sah jetzt Farben aufleuchten und wich enger hinter den Baum zurück. Einen Augenblick später konnte er die Gestalt erkennen, die den Hügel hinaufkletterte. Es war ein Mädchen.
Erleichterung überkam ihn, gemischt mit Enttäuschung. Das war kein Handlanger des Teufels, das war Mr. Nortons Tochter.
Mark sah genauer hin. Auch sie trug einen Pfahl! Als sie näherkam, unterdrückte Mark mühsam ein bitteres Lachen - ein Stück von einem Schneezaun, das war es, was sie hatte. Zwei Schläge mit einem kleinen Hammer, und die Latte wäre zersplittert.
Sie ging an dem Baum zu seiner Rechten vorbei. Als sie näherkam, schlüpfte er vorsichtig hinüber zu dem Baum, der links von ihr stand, wobei er vermied, an Zweigen anzustreifen, die krachen und ihn verraten könnten. Schließlich hatte er es geschafft; sie zeigte ihm ihren Rücken, während sie, den Hügel hinauf, der Waldlichtung zuging.
Nortons Tochter stieg sehr vorsichtig bergan, stellte Mark befriedigt fest. Das war gut. Abgesehen von der dummen Schneelatte, hatte sie offenbar eine Ahnung, worauf sie sich da einließ.
Wenn sie jedoch noch ein Stück weitermarschierte, würde sie Ärger bekommen. Straker war zu Hause. Mark war schon seit zwölf Uhr dreißig hier, und er hatte gesehen, wie Straker auf die Auffahrt
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