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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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während Green seine Hand schüttelte. »Ich möchte Ihnen einen sehr lieben Freund vorstellen. Maury Green, Ben Mears.«
    Mit beiden Händen umfaßte Maury Bens Hand. Seine Augen funkelten hinter den schwarzgeränderten Brillengläsern. »Schalom. Jeder von Jimmys Freunden ... und so weiter. Kommt beide herein. Ich könnte Rachel rufen -«
    »Bitte nicht«, sagte Jimmy. »Wir möchten Sie um einen Gefallen bitten. Einen großen Gefallen.«
    Green blickte Jimmy prüfend an. »Einen großen Gefallen?«
    spottete er freundlich. »Und warum? Nur weil Sie geholfen haben, daß mein Sohn als Drittbester seiner Klasse graduieren wird? Was immer Sie wollen, Jimmy.«
    Jimmy wurde rot. »Ich tat nur, was jeder getan hätte, Maury.«
    »Ich will nicht mit Ihnen streiten«, sagte Green. »Was haben Sie und Mr. Mears auf dem Herzen? Hatten Sie einen Unfall?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    Green hatte die beiden in eine kleine Küche hinter dem Ge-betsraum geführt und stellte Kaffee auf.
    »Hat der Gerichtsmediziner Mrs. Glick schon geholt?«
    »Nein, nichts von ihm gehört«, sagte Maury und stellte Zucker und Milch auf den Tisch. »Wahrscheinlich kommt der Mann um elf Uhr nachts und wird verwundert sein, daß ich nicht mehr da bin, um ihn einzulassen.« Er seufzte. »Die arme Frau. So eine Tragödie in einer einzigen Familie! Und sie sieht so reizend aus. War sie Ihre Patientin, Jimmy?«
    »Nein«, sagte Jimmy. »Aber Ben und ich ... wir möchten heute bei ihr wachen, Maury. Unten in der Aufbahrungshalle.«
    Green, der nach der Kaffeekanne greifen wollte, hielt inne.
    »Bei ihr wachen? Sie meinen, sie untersuchen?«
    »Nein«, sagte Jimmy ruhig. »Nur bei ihr wachen.«
    »Machen Sie einen Scherz?« Maury sah Jimmy scharf an. »Nein, wie ich sehe, nicht. Warum wollen Sie das tun?«
    »Das kann ich nicht beantworten, Maury.«
    »Ach.« Er schenkte Kaffee ein, setzte sich zu ihnen und nahm einen Schluck.
    »Hat sie etwas? Etwas Ansteckendes?«
    Jimmy und Ben wechselten einen Blick.
    »Nicht im üblichen Sinn des Wortes«, sagte Jimmy schließlich.
    »Und Sie wollen, daß ich meinen Mund halte, eh?«
    »Ja.«
    »Und wenn der Gerichtsmediziner kommt?«
    »Norbert? Den können Sie mir überlassen«, sagte Jimmy.
    »Ich werde ihm sagen, daß Dr. Readon mich gebeten habe, nach Anzeichen einer infektiösen Enzephalitis zu suchen. Norbert wird das nie kontrollieren.«
    Green nickte. »Norbert weiß kaum, wie man eine Uhr kontrolliert. «
    »Es geht also in Ordnung, Maury?«
    »Natürlich. Ich dachte, Sie sprächen von einer großen Bitte.«
    »Vielleicht ist sie größer, als Sie denken.«
    »Wenn ich meinen Kaffee getrunken habe, werde ich nach Hause gehen und sehen, was Rachel für ein Sonntagsmahl produziert hat. Hier ist der Schlüssel. Schließen Sie ab, wenn Sie gehen, Jimmy.«
    Jimmy steckte den Schlüssel in die Tasche. »Natürlich. Und vielen Dank, Maury.«
    »Gern. Aber tun Sie mir, bitte, auch einen Gefallen.«
    »Mit Vergnügen. Was?«
    »Schreiben Sie es für die Nachwelt nieder, falls die Glick etwas sagen sollte!« Er begann zu kichern, sah dann den Ausdruck auf den Gesichtern der Männer und hörte abrupt auf.
    Es war fünf Minuten vor neunzehn Uhr. Ben spürte, wie Spannung sich seines Körpers bemächtigte.
    »Sie könnten ebensogut aufhören, auf die Uhr zu starren«, sagte Jimmy. »Die geht deshalb nicht rascher.«
    Schuldbewußt wandte Ben den Blick ab.
    »Ich bezweifle, daß Vampire – falls es sie überhaupt gibt – beim offiziellen Sonnenuntergang auferstehen«, sagte Jimmy.
    »Da ist es noch nicht dunkel.«
    Trotzdem stand er auf und schaltete den Fernsehapparat ab.
    Wie eine schwere Decke legte sich die Stille über den Raum.
    Sie saßen in Greens Arbeitszimmer; die Leiche von Marjorie Glick lag auf einem rostfreien Stahltisch mit Fußbügeln, die man verstellen konnte. Ben dachte an die Tische in Entbindungssälen.
    Als sie gekommen waren, hatte Jimmy das Leichentuch zurückgeschlagen und eine kurze Untersuchung vorgenommen.
    Mrs. Glick trug einen burgunderfarbenen Morgenmantel und gestrickte Pantoffeln.
    »Was meinen Sie?« hatte Ben gefragt.
    »Ich werde mich nicht festlegen, wenn in den nächsten drei Stunden so oder so eine Entscheidung fallen sollte. Aber ihr Zustand ist dem von Mike Ryerson erstaunlich ähnlich – keine Leichenblässe, kein Einsetzen von rigor mortis.« Dann hatte er das Tuch zurückgelegt und nichts mehr gesagt.
    Plötzlich fragte Jimmy: »Wo ist Ihr Kreuz?«
    Ben fuhr zusammen:

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