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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ins Bett, befühlte eine komische kleine Wunde unter dem Kinn, die vermutlich vom Rasieren stammte, zog die Decke über seine blassen Wangen und schlief ein.
    Seine Tochter schlief unterdessen in der Dunkelheit einer ausgedienten Gefriertruhe aus Email, gleich neben Dud Rogers. In der nächtlichen Welt ihrer neuen Existenz fand sie Duds Annäherungsversuche inmitten der aufgetürmten Müllhaufen als sehr angenehm.
    Loretta Starcher, die städtische Bibliothekarin, war ebenfalls verschwunden, aber es gab in ihrem einsamen altjüngferlichen Leben niemanden, der es bemerkte.
    Auch das Verschwinden von Virgil Rathburn fiel niemandem auf. Franklin Boddin erwachte gegen neun Uhr in ihrer gemeinsamen Hütte, bemerkte den leeren Strohsack, dachte sich nichts dabei und versuchte, aus dem Bett zu kriechen, um eine Bierflasche zu suchen. Mit Füßen wie aus Gummi und mit einem schmerzenden Kopf fiel er auf die Bettstatt zurück. Scheiße, dachte er schläfrig, was haben wir gestern abend nur aufgeführt?
    Eva Miller vermißte Weasel Craig, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, ihren Mietern das Frühstück zu servieren, als daß sie sich den Kopf darüber zerbrochen hätte. Dann war sie damit beschäftigt, das Geschirr von Grover Verrill und diesem Taugenichts von Sylvester abzuspülen, die beide beharrlich die Tafel
    »Jeder wird gebeten, sein Geschirr selber zu waschen« ignorierten.
    Doch als Evas Tag ruhiger wurde und die Routinearbeit begann, vermißte sie Weasel wieder. Am Montag wurde der Müll abgeholt, und Weasel pflegte die großen grünen Säcke mit dem Abfall auf den Gehsteig zu stellen, wo Royal Snow sie dann abholte. Heute standen die grünen Säcke immer noch auf der Treppe.
    Eva ging zu Weasels Zimmer und klopfte leise an: »Ed?«
    Keine Antwort. An einem ändern Tag hätte sie angenommen, daß er betrunken sei, und hätte eben die Säcke selbst vor das Haus gestellt, aber an diesem Morgen fühlte sie eine vage Beunruhigung, öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. »Ed?« rief sie leise.
    Das Zimmer war leer. Das Fenster am Bettende stand offen und die Vorhänge flatterten in der leichten Brise hin und her.
    Das Bett war verdrückt, und automatisch begannen Evas Hände, es zu glätten. Als sie hinüber zur anderen Seite ging, zertrat sie etwas mit ihrem rechten Pantoffel. Sie blickte hinab und sah, daß es Weasels hornbesetzter Spiegel war, der zerbrochen war.
    Mit ärgerlicher Miene hob sie ihn auf und nahm ihn in die Hand. Es war der Spiegel seiner Mutter, und er hatte das Angebot eines Antiquitätenhändlers, ihm dafür zehn Dollar zu bezahlen, ausgeschlagen. Und das bereits, nachdem er mit dem Trinken begonnen hatte. Sie holte die Kehrichtschaufel aus der Diele und kehrte das Glas sorgfältig mit langsamen und nachdenklichen Bewegungen darauf. Sie wußte, daß Weasel nüchtern gewesen war, als er letzte Nacht zu Bett ging, und daß er nach neun Uhr nirgendwo Bier bekommen konnte, es sei denn, es hätte ihn jemand zu Dell's mitgenommen.
    Sie warf die Scherben des zerbrochenen Spiegels in Weasels Papierkorb und sah eine Sekunde lang, wie sie sich selbst tausendfach darin spiegelte. Dann stöberte sie im Papierkorb, fand aber keine leeren Flaschen. Überdies war es nicht Weasels Art, im geheimen zu trinken.
    Schon gut. Irgendwann würde er auftauchen.
    Aber eine vage Besorgnis blieb. Ohne es sich einzugestehen, wußte sie plötzlich wieder zutiefst, daß sie mehr für Weasel empfand als nur Freundschaft.
    »Mrs. Miller?«
    Sie schrak aus ihren Gedanken auf und musterte den Fremdling in ihrer Küche. Der Fremdling war ein kleiner Junge in ordentlichen Schnürlsamthosen und einem sauberen blauen T-Shirt. Er sieht aus, als wäre er von seinem Fahrrad gefallen.
    Er kam ihr bekannt vor, aber wer er war, wußte sie nicht genau.
    »Wohnt Mr. Ben Mears hier?«
    Eva wollte den Jungen fragen, warum er nicht in der Schule sei, besann sich jedoch anders. Sein Ausdruck war ernst, todernst. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten.
    »Mr. Mears schläft.«
    »Darf ich auf ihn warten?«

    Homer McCaslin war von Greens Bestattungsinstitut geradewegs zum Nortonhaus in der Brook Street gefahren. Als Homer dort ankam, war es elf Uhr und Mrs. Norton in Tränen aufgelöst. Bill Norton gab sich äußerlich ruhig, doch rauchte er eine Zigarette nach der ändern.
    McCaslin willigte ein, die Beschreibung des Mädchens durchzugeben und eine Fahndung einzuleiten. Ja, man werde in allen Krankenhäusern der Gegend fragen, das

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