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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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halb so skeptisch gegenüber, wie mancher Schriftsteller zu glauben pflegt. Die meisten Schriftsteller, die sich mit diesem Thema beschäftigen, stehen in Wirklichkeit allem, was mit Gespenstern und Dämonen zu tun hat, viel engstirniger gegenüber als der einfache Mann von der Straße. Lovecraft war Atheist. Edgar Allen Poe war etwas wie ein halbherziger Transzendentialist.
    Und Hawthorne war im üblichen Sinn religiös.«
    »Sie verstehen erstaunlich viel von diesem Thema«, sagte Matt.
    Der Priester zuckte mit den Achseln. »Als Knabe habe ich mich sehr für Okkultes und parapsychologische Phänomene interessiert«, sagte er, »und als ich älter wurde, hat meine Berufung zum Priester dieses Interesse eher ermuntert als lahmgelegt. « Er seufzte. »Aber kürzlich habe ich begonnen, mir selbst harte Fragen über die Natur des Bösen in der Welt zu stellen.«
    Mit einem gequälten Lächeln fügte er hinzu: »Das hat mir einiges an dem ganzen Spaß verdorben.«
    »Dann würden Sie also ... bereit sein, einige Dinge für mich herauszufinden? Und Sie hätten nichts dagegen, ein wenig Weihwasser und eine Hostie mitzunehmen?«
    »Damit betreten Sie ein heikles Terrain«, sagte Pater Callahan sehr ernst.
    »Warum?«
    »Ich werde mich nicht weigern, eine unkonsekrierte Hostie mitzunehmen«, sagte Callahan, »und wenn Sie sich an einen progressistischen Kaplan gewendet hätten, wäre der vielleicht ohne die geringsten Gewissensbisse bereit gewesen, den Leib des Herrn zu mißbrauchen.« Er lächelte bitter. »Die Progressisten sehen in den Sakramenten nur noch Symbolhandlungen.
    Ein progressistischer Priester würde Sie zwar für verrückt halten, aber wenn es Sie beruhigt, ein wenig Weihwasser zu verspritzen, würde er das mit dem größten Vergnügen tun. Ich kann das nicht. Ich habe die Priesterweihe empfangen, und ich glaube an den Auftrag der Kirche, die hinter mir steht. Die Kirche ist mehr als eine spirituelle Pfadfindergruppe. Die Kirche ist eine Kraft... und man setzt eine Kraft nicht leichtfertig in Bewegung.« Callahan runzelte die Stirn. »Verstehen Sie das, Matt? Es ist lebenswichtig, daß Sie das begreifen.«
    »Ich verstehe es.«
    »Wie Sie vielleicht wissen, hat der Begriff des Bösen in unserem Jahrhundert eine radikale Veränderung erfahren. Wissen Sie, wodurch sie ausgelöst wurde?«
    »Vermutlich durch Freud.«
    »Sehr gut. Als die katholische Kirche in das zwanzigste Jahrhundert eintrat, begann sie sich unter anderem auch mit einem neuen Begriff auseinanderzusetzen: mit dem Bösen, das nur noch mit kleinem b geschrieben wird, mit dem Unterbewußtsein, mit einem kollektiven gigantischen ES - laut Freud.«
    »Sicherlich eine Idee, die beeindruckender ist als alle Dämonen und Teufel", sagte Matt.
    »Natürlich. Eindrucksvoll und gnadenlos.«
    Matt sagte mit Betonung: »Und das verabscheuen Sie, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Callahan ruhig. »Damit ist, glaube ich, alles gesagt. Was soll ich für Sie tun?«
    Matt sagte es ihm.
    Callahan überdachte es und meinte: »Sind Sie sich darüber im klaren, daß das dem widerspricht, was ich soeben über das kleine b sagte?«
    »Ich glaube, es ist eine Gelegenheit für mich, Ihre Kirche, wie sie von Ihnen verstanden wird, auf die Probe zu stellen.«
    Callahan holte tief Atem. »Gut, ich stimme zu. Unter einer Bedingung.«
    »Und das ist?«
    »Daß alle, die an dieser kleinen Expedition teilnehmen, zuerst in Mr. Strakers Laden gehen. Mr. Mears sollte mit ihm offen über alles sprechen. Dann können wir Strakers Reaktion beobachten.«
    Matt zögerte. »Damit wäre er gewarnt.«
    Callahan schüttelte den Kopf. »Ich glaube, die Warnung würde nichts ausmachen, wenn wir drei – Mr. Mears, Dr. Cody und ich – auf jeden Fall unseren Plan ausführen.«
    »Gut«, sagte Matt, »vorausgesetzt, daß Ben und Jimmy ebenfalls einverstanden sind.«
    Callahan seufzte. »Sind Sie gekränkt, wenn ich Ihnen sage: ich hoffe, daß alles nur Hirngespinste von Ihnen sind? Ich hoffe, daß Straker uns auslacht?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Ich hoffe es sehr. Ich habe in mehr eingewilligt, als Sie ahnen. Es macht mir Angst.«
    »Ich habe auch Angst«, sagte Matt leise.
    Doch als er nach St. Andrew zurückging, fühlte Pater Callahan sich nicht mehr ängstlich, sondern fröhlich und fast verjüngt.
    Zum erstenmal seit Jahren war er nüchtern und sehnte sich nicht nach einem Drink.
    Er rief Eva Millers Pension an. »Hallo? Mrs. Miller? Kann ich mit Mr. Mears sprechen? ... Er ist nicht

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