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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Europäer.
    »Gibt es Gespenster in dem alten Haus?« fragte er, als der Mann keine Anstalten machte, zu verschwinden.
    »Gespenster?« Der Mann lächelte, und dieses Lächeln hatte etwas sehr Beunruhigendes. Es war das Lächeln eines Haifi-sches. »Nein, keine Gespenster.« Er legte eine schwache Betonung auf das letzte Wort, als gäbe es dort oben etwas, das viel schlimmer war.
    »Nun ... es wird spät .. . Sie sollten jetzt wirklich gehen, Mister -?«
    »Aber es ist nett, mit Ihnen zu plaudern«, sagte der Mann, und zum erstenmal wandte er sein Gesicht Dud voll zu und sah ihm in die Augen. Die Augen des Mannes lagen weit auseinander, und der matte Feuerschein gab ihnen einen roten Rand.
    Man konnte von diesen Augen nicht wegschauen, obwohl es doch unhöflich ist, jemandem ins Gesicht zu starren. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir uns noch ein wenig unterhalten?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Dud; seine eigene Stimme schien nun von weither zu kommen. Die Augen des ändern schienen sich auszudehnen, zu wachsen, bis sie zu dunklen, von Feuer umflackerten Gruben wurden, Gruben, in denen man glaubte, ertrinken zu müssen.
    »Danke«, sagte der Mann. »Sagen Sie mir ... stört Sie Ihr Buckel bei der Arbeit?«
    »Nein«, sagte Dud und glaubte immer noch, weit fort zu sein.
    Vage dachte er: Ich freß einen Besen, wenn der mich nicht hypnotisiert. Genauso wie damals jener Kerl auf dem Jahr-markt ... wie hieß er doch nur? Mephisto. Er versetzte einen in Trance und ließ einen alle möglichen komischen Dinge tun -
    gackern wie ein Huhn, oder umherlaufen wie ein Hund, oder erzählen, was einem am sechsten Geburtstag alles passiert ist.
    Er hypnotisierte den alten Reggie Sawyer. Du lieber Himmel, war das ein Spaß ...
    »Stört er Sie vielleicht in anderer Beziehung?«
    »Nun ... ja ...« Fasziniert starrte Dud in die Augen des Fremden.
    »Nur Mut«, sagte dessen Stimme, sanft und schmeichelnd.
    »Wir sind doch Freunde, nicht wahr? Sagen Sie es mir.«
    »Nun ja ...Mädchen ... wissen Sie, Mädchen . ..«
    »Natürlich«, sagte der Mann verständnisvoll. »Die Mädchen lachen Sie aus, nicht wahr? Die ahnen nichts von Ihrer Männlichkeit, von Ihrer Stärke.«
    »So ist es«, flüsterte Dud. »Sie lachen. Sie lacht.«
    »Wer ist sie?«
    »Ruthie Crockett. Sie ... sie ...« Der Gedanke flog fort. Es machte nichts aus. Nichts machte mehr etwas aus, außer diesem Frieden. Diesem kühlen, vollkommenen Frieden.
    »Sie macht Witze? Kichert hinter der vorgehaltenen Hand?
    Stößt ihre Freundinnen an, wenn Sie vorübergehen?«
    »Ja ...«
    »Aber Sie wollen sie haben«, beharrte die Stimme.
    »Stimmt's?«
    »O j a ... «
    »Sie werden sie haben. Dessen bin ich sicher.«
    Das war etwas .. . etwas sehr Angenehmes. Von weit her schien Dud süße Stimmen zu hören, die aufreizende Worte sangen. Silberglocken . .. weiße Gesichter . .. Ruthie Crocketts Stimme. Beinahe konnte er Ruthie sehen. Sie hob mit den Händen ihre Brüste und flüsterte: »Küß sie, Dud . .. beiß sie ...
    saug ...!«
    Es war wie ein Ertrinken. Wie ein Ertrinken in den rotgeränderten Augen des Fremden. Und als der Fremde sich näherte, wußte Dud alles und hieß, was da sich näherte, willkommen, und als der Schmerz kam, war er hell wie Silber, grün wie ein stilles Wasser in großer Tiefe.
    Seine Hand zitterte. Statt die Flasche mit den Fingern zu umklammern, stieß er sie vom Tisch auf den Teppich. Sie schlug dumpf auf, und der gute Scotch ergoß sich über die grüne Fläche.
    »Scheiße!« sagte Pater Donald Callahan und bückte sich, um die Flasche aufzuheben, bevor alles ausgeronnen war. In Wirklichkeit war aber nicht mehr viel zu verlieren. Er stellte das, was übriggeblieben war, mit ordentlichem Abstand vom Rand wieder auf die Tischplatte zurück und wankte in die Küche, um unter dem Abwaschbecken einen Putzlappen und die Flasche mit dem Reinigungsmittel zu suchen. Es wäre unausdenkbar, wenn Mrs. Curless einen Whiskyfleck unter dem Arbeitstisch fände. Ihre Verständnis-und mitleidsvollen Blicke waren nicht auszuhalten an den langen grauen Vormittagen, besonders, wenn man sich ohnedies flau fühlte -.
    Das wird wieder ein Kater werden!
    Ja, ein Kater, sehr gut. Man soll der Wahrheit unter allen
    Urnständen ins Gesicht sehen. Wenn man die Wahrheit kennt, macht sie frei. Kämpfen muß man für die Wahrheit.
    Er fand eine Flasche mit irgend etwas darin, das sich E-VAP
    nannte, und trug das Zeug in den Studierraum. Er torkelte überhaupt nicht.

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