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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schlachten. Es gab nur Scharmützel ohne Sieger. Und das Böse trug nicht nur ein einziges Gesicht, sondern viele. Alle waren sie leer, und den meisten tropfte der Geifer vom Kinn. Das zwang ihn zu dem Schluß, daß es kein Böses in der Welt gäbe, sondern nur jenseits der Welt den Bö
    sen. In solchen Augenblicken vermutete Callahan, daß Hitler
    nur ein Bürokrat und Satan selbst nur ein Geisteskranker mit einem verborgenen Sinn für Humor sei - einer von jener Art, die es unbeschreiblich lustig findet, Seemöwen mit Brotkrü
    meln zu füttern, in die man zuvor eine Knallerbse gesteckt hat.
    Die große soziale, moralische und spirituelle Schlacht des Jahrhunderts reduzierte sich auf Sandy McDougall, die ihr rotznasiges Kind schlug, und das Kind würde erwachsen werden und sein eigenes Kind schlagen, und so ging das endlos weiter. Mutter Gottes, Maria, voll der Gnaden, hilf mir, diese Rallye zu gewinnen!
    Es war mehr als nur einfältig. Es war erschreckend in seinen Konsequenzen für jeden Versuch, das Leben zu definieren und vielleicht auch den Himmel zu erklären. Was war das denn, der Himmel? Ein Casino in der Kirche, eine ewige Fahrt durch Vergnügungsparks oder ein Grand-Prix-Rennen auf paradiesi-schen Autobahnen?
    Callahan schaute auf die Uhr an der Wand. Es war sechs Minuten nach Mitternacht. Und immer noch kein Zeichen von Fred Astaire. Aber das E-VAP hatte Zeit genug zum Einwirken gehabt. Nun würde er es mit dem Staubsauger entfernen und Mrs. Curless würde ihn nicht mit ihrer mitleidigen Miene an-starren. Das Leben konnte weitergehen. Amen.

7
    Matt

    Am Dienstag ging Matt nach der dritten Stunde hinauf ins Sekretariat, wo Ben Mears bereits auf ihn wartete.
    »Hallo«, sagte Matt. »Sie sind früh dran.«
    Ben stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Das liegt in meiner Familie, glaube ich. Die Kinder werden mich ja nicht fressen?«
    »Aber gewiß nicht«, sagte Matt. »Gehen wir.«
    Er war ein wenig überrascht. Ben trug einen gutaussehenden Sportmantel und elegante graue Hosen. Und gute Schuhe, die nicht den Eindruck machten, als wären sie schon oft getragen worden. Matt hatte seiner Klasse auch schon andere Literaten vorgestellt, und sie hatten Alltagskleidung getragen oder irgend etwas eher Obskures. Vor einem Jahr hatte Matt eine recht bekannte Dichterin, die gerade an der Portland-Universität einen Vortrag hielt, gebeten, tags darauf zu seiner Klasse über Lyrik zu sprechen. Sie war in einer Fischerhose und in hohen Stiefeln aufgekreuzt. Es schien das eine unterbewußte Art zu sein, dem Publikum mitzuteilen: schaut mich an, ich habe das System nach seinen eigenen Spielregeln geschlagen. Ich komme und gehe wie der Wind.
    Matts Bewunderung für Ben wuchs bei diesem Vergleich.
    Nach mehr als dreißig Jahren Lehrtätigkeit wußte Matt, daß niemand das System besiegen oder das Spiel mit ihm gewinnen konnte und daß nur Grünschnäbel glaubten, sie seien obenauf.
    »Das Gebäude ist hübsch«, sagte Ben und sah sich um, während sie in die Halle hinuntergingen. »Verglichen mit meiner alten Schule ist das wie Himmel und Hölle. Die Fenster sahen dort wie Schießscharten aus.«
    »Das ist schon der erste Fehler«, sagte Matt. »Sie dürfen niemals von einem ›Gebäude‹ sprechen. Es handelt sich hier um eine ›Anlage‹. Schultafeln sind ›visuelle Hilfen‹. Und die Kinder sind ein ›homogener Körper von koedukational ausgebildeten Studenten in der Pubertätsphase‹.«
    »Wie schön für sie«, sagte Ben und grinste.
    »Ist es das nicht in der Tat? Sind Sie aufs College gegangen, Ben?«
    »Ich hab's versucht. Geisteswissenschaften. Aber jedermann schien dort nur auf Teufel komm raus beweisen zu müssen, was für ein Intellektueller er nicht sei, um nur ja bekannt und beliebt zu werden. Ich hab' mich schließlich verdrückt. Als ›Conways Tochter‹ erschien, lud ich Coca-Cola-Kisten auf Lieferwagen.«
    »Erzählen Sie das den Kindern. Es wird sie interessieren.«
    »Sie sind gerne Lehrer?« sagte Ben.
    »Wahrscheinlich bin ich es gerne. Es wäre wohl auch eine sinnlose Plackerei gewesen, wenn ich es nicht gern wäre.«
    Die Pausenglocke ertönte und drang überlaut durch den Korridor, der jetzt leer war, abgesehen von einem Studenten, der langsam an einer Bogentür mit der Aufschrift »Handarbeitsraum« vorbeischlenderte.
    »Wie steht es bei Ihnen mit Drogen?«
    »Jede Menge. Wie in jeder anderen Schule auch. Bei uns ist das Hauptproblem allerdings der Alkohol.«
    »Nicht Marihuana?«
    »Ich

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