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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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    »Es ist alles eine Frage der Perspektive, nicht wahr?«
    »Ja!« rief Corey aus. Der Mann hatte das richtige Wort ausgesprochen.
    »Ein Bürger von Salem's Lot erzählte mir vor langer Zeit zum ersten Mal von dieser Stadt. Leider weilt er nicht mehr unter den Lebenden. Die Leute hier sind reich und blutvoll, Menschen voll von Aggressionen und Dunkelheiten, so notwendig für ... es gibt kein englisches Wort dafür. Können Sie mir folgen?«
    »Ja«, flüsterte Corey.
    »Die Leute hier haben sich von der Vitalität, mit der sie die Natur ausgestattet hat, noch nicht mit Mauern aus Beton und Zement abgeriegelt. Sie tauchen ihre Hände noch ins Wasser des Lebens. Sie erhalten ihre ganze Lebenskraft aus der Erde.
    Ist es nicht so?«
    Der Fremde lachte freundlich und legte eine Hand auf Coreys Schulter. »Sie sind ein guter Junge. Ein starker, feiner Junge.
    Ich glaube nicht, daß Sie diese schöne Stadt verlassen wollen?«
    »Nein ...«, flüsterte Corey, doch kamen ihm plötzlich Zweifel. Die Angst war wieder da. Aber dieser Mann würde ihn beschützen.
    »Und du wirst sie nicht verlassen. Niemals.«
    Zitternd, wie angewurzelt, blieb Corey stehen, als Barlow sich zu ihm beugte.
    »Und du wirst Rache nehmen an jenen, die genießen, während andere bedürftig sind.«
    Corey Bryant sank in einen großen vergessenden Strom, und dieser Strom war die Zeit und sein Wasser war rot.

    Es war einundzwanzig Uhr, als das Telefon neben Bens Bett klingelte. Es war Susan, und sie konnte ihre Stimme nur mühsam beherrschen.
    »Ben, Floyd Tibbits ist tot. Er starb gestern nacht in seiner Zelle. Doktor Cody meint, akute Anämie. Aber ich kenne Floyd! Er hatte einen zu hohen Blutdruck. Deshalb war er untauglich.«
    »Langsam«, sagte Ben und setzte sich auf.
    »Noch etwas. Das zehnmonatige Kind von McDougall ist gestorben. Man hat die Mutter in Gewahrsam genommen.«
    »Weißt du, wie das Baby gestorben ist?«
    »Mrs. Evans ging hinüber, als sie Sandra McDougall schreien hörte. Mrs. Evans erzählte meiner Mutter, daß alles an dem Kind in Ordnung zu sein schien ... außer eben, daß es tot war.«
    »Und Matt und ich liegen hier und können nichts unternehmen«, sagte Ben mehr zu sich als zu Susan. »Beinahe, als wäre es so geplant.«
    »Noch etwas. Carl Foreman ist verschwunden, und auch die Leiche von Mike Ryerson.«
    »Ich glaube, das ist es«, hörte er sich sagen. »Jetzt ist es soweit. Morgen verschwinde ich von hier.«
    »Wird man dich so bald fortlassen?«
    »Ich werde sie nicht fragen.« Er sagte es wie geistesabwesend; seine Gedanken waren bereits beim nächsten Thema.
    »Besitzt du ein Kruzifix?«
    »Ich?« Es klang erstaunt und ein wenig amüsiert. »Mein Gott, nein.«
    »Ich mache keinen Spaß, Susan. Es ist mir bitter ernst. Kannst du jetzt, um diese Zeit, noch ein Kruzifix auftreiben?«
    »Nun, da wäre vielleicht Marie Boddin. Ich könnte hingehen -«
    »Nein. Geh nicht auf die Straße. Bleib im Haus. Mach dir selbst ein Kreuz, und wenn es nur zwei zusammengeklebte Stäbe sind. Laß es nahe deinem Bett liegen.«
    »Ben, ich glaube das immer noch nicht. Vielleicht geht ein Irrer um, der glaubt, ein Vampir zu sein, aber -«
    »Glaub, was du willst, aber mach ein Kreuz.«
    »Aber –«
    »Machst du es? Mir zuliebe?«
    Widerwillig: »Ja, Ben.«
    »Kannst du morgen gegen neun ins Spital kommen?«
    »Ja.«
    »Gut. Wir werden hinaufgehen und Matt informieren. Und dann werden wir beide mit Dr. Cody sprechen.«
    Sie sagte: »Er wird dich für verrückt halten, Ben. Ist dir das klar?«
    »Ja, vermutlich. Aber nach Einbruch der Dunkelheit sieht alles realer aus, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Mein Gott, ja.«
    Ohne bestimmten Grund dachte er an Miranda und an Mirandas Tod; das Motorrad, der nasse Fleck, das Schleudern, Mirandas Schreckensschrei und der Lastwagen, der größer und größer wurde, während sie auf ihn zuschlitterten.
    »Susan?«
    »Ja.«
    »Bitte paß auf dich auf. Bitte.«
    Als sie aufgehängt hatte, starrte er auf den Fernsehschirm, ohne die Komödie mit Doris Day, die eben begann, wirklich zu sehen. Er fühlte sich nackt und schutzlos. Er hatte kein Kreuz.
    Seine Augen wanderten zum Fenster, das nur Dunkelheit zeigte. Die alte kindliche Furcht vor der Dunkelheit überfiel ihn; er schaute auf den Fernsehschirm, wo Doris Day einem Pudel ein Schaumbad gab, und hatte Angst.
    Die Leichenhalle in Portland ist ein kühler, antiseptischer Raum, der zur Gänze mit grünen Fliesen ausgekleidet ist. Boden

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