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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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–«
    »Ich sah bei dir zur Tür herein. Du hast geschlafen wie ein kleines Kind.«
    »Man bekommt hier schwere Schlafmittel, damit sie einem in der Nacht verschiedene Organe für reiche Millionäre stehlen können«, sagte er. »Wie geht's Matt?«
    »Komm herauf und überzeug dich selbst.« Bevor sie noch den Hörer aufgelegt hatte, zog er bereits seinen Morgenrock an.
    Matt sah besser aus, beinahe verjüngt. Susan saß in einem hell-blauen Kleid an seinem Bett, und Matt hob grüßend die Hand, als Ben eintrat. »Nimm dir einen von diesen Felsblöcken.«
    Ben zog einen abscheulich unbequemen Spitalsstuhl zum Bett und setzte sich. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Viel besser. Schwach, aber besser. Gestern abend hat man mir den Infusionsschlauch aus dem Arm genommen, und heute bekam ich bereits ein pochiertes Ei zum Frühstück. Wie im Altersheim.«
    Ben gab Susan einen flüchtigen Kuß und sah auf ihrem Gesicht eine angespannte Ruhe, als sei es von einem feinen Draht zusammengehalten.
    »Gibt es etwas Neues, seit du mich gestern anriefst?«
    »Ich habe nichts gehört. Gegen sieben Uhr bin ich aus dem Haus gegangen, und Sonntag wacht die Stadt etwas später auf.«
    Ben sah Matt an. »Sind Sie imstande, über unsere Probleme zu sprechen?«
    »Ich glaube schon«, meinte Matt und drehte sich ein wenig; das Kreuz, das Ben ihm umgehängt hatte, glitzerte. »Übrigens, vielen Dank dafür. Es ist ein großer Trost, auch wenn ich es nur bei Woolworth gekauft habe.«
    »Wie ist Ihr Zustand?«
    »Er stabilisiert sich; das waren jedenfalls Dr. Codys Worte, als er mich gestern am späten Nachmittag untersuchte. Laut EKG war es nur eine kleine Herzattacke, kein Infarkt. Cody sagt, daß solche Attacken oft durch einen großen Schock ausgelöst werden. Ich hielt den Mund. War das richtig?«
    »Ausgezeichnet. Aber die Dinge haben sich weiterentwickelt.
    Susan und ich werden heute zu Dr. Cody gehen und ihn über alles informieren. Wenn er nicht sofort meine Entlassungspa-piere unterzeichnet, schicken wir ihn zu Ihnen.«
    »Von mir wird er einiges zu hören bekommen«, sagte Matt drohend. »Dieser lästige Kerl verbietet mir meine Pfeife.«
    »Hat Susan Ihnen erzählt, was sich in Salem's Lot seit Freitag nacht ereignet hat?«
    »Nein. Sie wollte warten, bis wir alle beisammen wären.«
    »Würden Sie mir, bevor Susan berichtet, genau erzählen, was in Ihrem Haus geschehen ist?«
    Über Matts Gesicht fiel ein Schatten, und einen Augenblick lang war die Maske der Rekonvaleszenz verschwunden. Ben sah den alten Mann, den er am Vortag schlafend angetroffen hatte.
    »Wenn Sie sich noch nicht gut genug fühlen -«
    »Nein, nein. Ich bin in Ordnung. Muß es sein, wenn nur die Hälfte von dem, was ich vermute, wahr ist.« Er lächelte bitter.
    »Ich hielt mich immer für einen kühlen Denker, den nichts so leicht erschüttern kann. Es ist erstaunlich, wie sehr der Verstand bemüht ist, etwas zu verdrängen, das er nicht mag oder für bedrohlich hält. Wie die magische Tafel, die wir als Kinder hatten. Wenn man nicht mehr mochte, was man gezeichnet hatte, brauchte man die Tafel nur aus der Hülle herauszuziehen und die Zeichnung verschwand.«
    »Dennoch war die Zeichnung auf der schwarzen Unterlage für immer eingraviert«, sagte Susan.
    »Ja«, er lächelte sie an. »Eine hübsche Metapher für den Zusammenhang zwischen Bewußtem und Unbewußtem.« Er schaute zu Ben hinüber. »Susan hat es Ihnen doch schon einmal erzählt.«
    »Ja, aber –«
    »Natürlich. Ich wollte nur sichergehen, daß ich auf die Vor-gcschichte verzichten kann.
    Mit gleichmäßiger Stimme erzählte er seine Geschichte und hielt nur inne, als eine Schwester kam und ihm ein Glas Ginger Ale offerierte. Während er weiter berichtete, sog er von Zeit zu Zeit an dem dünnen Strohhalm. Ben bemerkte, daß die Eiswür-fel in Matts Glas leise klirrten, als er zu schildern begann, wie Mike hintenüber aus dem Fenster verschwand. Doch seine Stimme behielt den gleichmäßig ruhigen Ton, den sie ohne Zweifel auch im Schulunterricht hatte. Ben fand, nicht zum erstenmal, daß Matt ein bewundernswerter Mann war.
    Als Matt geendet hatte, entstand eine kurze Pause.
    »Also«, sagte er dann, »was haltet ihr, die ihr nichts mit eigenen Augen gesehen habt, von meinem Bericht?«
    »Wir haben gestern eine ganze Weile darüber gesprochen«, sagte Susan. »Ben wird es Ihnen sagen.«
    Etwas schüchtern legte Ben alle seine vernünftigen Erklärungen dar, um sie sofort wieder zunichte zu machen. Als

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