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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Fenster, Mark, er befiehlt es.«
    Marks Widerstand wurde immer schwächer. Die flüsternde Stimme bemerkte das, und der Befehl wurde immer dringlicher.
    Marks Blick fiel auf seinen Schreibtisch mit den Monsterfiguren –
    Und dann weiteten sich seine Augen. Auf dem Plastikfried-hof stand ein kleines Kreuz.
    Ohne eine Sekunde zu überlegen, packte Mark das Kreuz, hielt es fest in der Faust und sagte laut: »Komm herein. «
    Dannys Gesicht verschwamm zu einem Ausdruck hämischen Triumphs. Das Fenster wurde aufgeschoben, und Danny tat zwei Schritte. Kalte weiße Hände legten sich auf Marks Schultern. Den Kopf wie ein Hund zur Seite geneigt, entblößte Danny die schimmernden Eckzähne.
    Mark schwang das Plastikkreuz und preßte es an Danny Glicks Wange.
    Der Schrei war gräßlich, unirdisch ... und tonlos. Sein Echo erklang nur in den Windungen von Marks Gehirn und in den Kammern seiner Seele. Aus dem triumphierenden Lächeln um Dannys Mund wurde eine Fratze der Verzweiflung. Einen Augenblick lang stieg Rauch aus dem blassen Fleisch auf, dann verschwand die Kreatur durch das Fenster.
    Es war vorbei, als ob es nicht geschehen wäre.
    Durch den Kamin hörte Mark das Anknipsen der Lampe im Schlafzimmer der Eltern und die Stimme seines Vaters: »Was, zum Teufel, war das?«
    Zwei Minuten später wurde die Tür zu seinem Zimmer geöffnet, aber es blieb Mark noch Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen.
    »Sohn?« sagte Henry Petrie leise, »bist du wach?«
    »Ich glaube«, antwortete Mark verschlafen.
    »Hattest du einen bösen Traum?«
    »Ich ... glaube, ja. Ich erinnere mich nicht.«
    »Du hast im Schlaf gerufen.«
    »Verzeih.«
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen.« Der Vater zögerte, dann sagte er, in der Erinnerung an ein kleines Kind im blauen Schlaf anzug, das viel mehr Mühe gemacht hatte, aber viel leichter zu verstehen gewesen war: »Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    »Nein, danke, Vati.«
    Henry Petrie sah sich kurz im Zimmer um und begriff nicht die zitternde Angst, die ihn hatte erwachen lassen und die immer noch spürbar war - die Ahnung eines Unglücks, dem man haarscharf entgangen war. Ja, alles schien in Ordnung zu sein.
    Das Fenster war geschlossen. Nichts war umgefallen.
    »Mark, ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, Vater.«
    »Dann ... gute Nacht.«
    Die Tür wurde leise geschlossen. Mark entspannte sich. Ein Erwachsener und vielleicht auch ein etwas jüngeres oder älteres Kind hätten jetzt vermutlich einen hysterischen Anfall bekommen. Mark aber spürte die Angst allmählich von sich abfallen, und das Gefühl, das blieb, war ähnlich, wie wenn man sich an einem kühlen Tag nach dem Schwimmen vom Wind trocknen läßt. Und als die Angst vergangen war, nahm das Schlafbedürfnis ihren Platz ein.
    Bevor er sich ganz dem Schlaf überließ, dachte Mark – nicht zum erstenmal - über die Merkwürdigkeiten der Erwachsenen nach. Sie tranken Alkohol oder nahmen Schlafmittel, um die Ängste zu vertreiben und um schlafen zu können. Aber ihre Ängste waren so zahm und häuslich: die Arbeit, das Geld, was wird der Lehrer sagen, wenn Jenny kein hübsches Schulkleid hat, liebt meine Frau mich noch, wer sind meine Freunde. Was war das alles, verglichen mit den Ängsten, denen ein Kind in feinem Bett ausgeliefert ist - ohne Hoffnung, daß jemand es wirklich verstehen kann, außer einem ändern Kind? Für das Kind, das Nacht für Nacht mit dem Ding unter dem Bett oder im Keller fertig werden muß, gibt es keine Psychiatrie und keine Gruppentherapie. Es muß Nacht für Nacht den gleichen eisamen Kampf kämpfen, und die einzige Kur ist jene allmähliche Verknöcherung der Phantasie, die man als das Erwachsenen bezeichnet.
    Diese Gedanken gingen Mark – kürzer und einfacher ausgerückt - durch den Kopf. In der vergangenen Nacht hatte Matt
    |urke ein dunkles Erlebnis gehabt, und die Folge seiner Angst war eine Herzattacke gewesen. Heute nacht hatte Mark das gleiche Erlebnis, und zehn Minuten später lag er tief schlafend seinem Bett; seine Rechte hielt das Plastikkreuz noch locker umfaßt. So groß ist der Unterschied zwischen Männern und kleinen Jungen!

11
    Ben (IV)

    Es war Sonntag morgen, zehn Minuten nach neun Uhr – ein heller, sonniger Morgen - und Ben begann sich Sorgen um Susan zu machen, als das Telefon neben seinem Bett klingelte.
    »Wo bist du?«
    »Entspann dich. Ich bin oben bei Matt Burke. Er läßt dich um das Vergnügen deiner Gesellschaft bitten, sobald es dir paßt.«
    »Warum bist du nicht

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