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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jeans und langärmelige Blusen tragen müssen, aber ihrem Gesicht ist nichts geschehen. Und du verschwindest aus Salem's Lot, bevor du wieder sauber bist und auf den Gedanken kommst, du könntest ein Mann sein.«
    Und jetzt ging Corey die Straße entlang, um das zu tun, was Reggie befohlen hatte. Von Boston könnte Corey dann nach Süden fahren ... Er hatte etwas mehr als 1000 gesparte Dollar auf der Bank. Seine Mutter hatte ihn immer für sehr sparsam gehalten. Er konnte sich das ganze Geld auszahlen lassen, davon leben, bis er einen Job gefunden hatte, und damit beginnen, diese Nacht zu vergessen. Es würde allerdings jahrelang dauern, bis er den Geschmack des Gewehrlaufes und den Gestank seiner eigenen Scheiße in den Hosen verdrängt hätte.
    »Hallo, Mr. Bryant.«
    Corey unterdrückte einen Schrei und starrte in die Dunkelheit. Seine Augen sahen einen Schatten an der Mauer. Einen Schatten, der die Umrisse eines Mannes hatte, aber da war etwas ... etwas ...
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund, der viel sieht, Mr. Bryant.«
    Der Schatten trat vor, und Corey sah einen Mann mittleren Alters mit einem schwarzen Schnurrbart und tiefliegenden, glänzenden Augen.
    »Sie wurden mißhandelt, Mr. Bryant.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß viel. Das gehört zu meinem Geschäft. Zigarette?«
    »Danke.« Corey steckte die angebotene Zigarette zwischen die Lippen. Der Fremde gab ihm Feuer, und solange das Streichholz brannte, sah Corey, daß die Backenknochen des Fremden hoch und slawisch waren, seine Stirn bleich und knochig, sein dunkles Haar flach zurückgekämmt. Dann erlosch das Streichholz, und Corey saugte den brennenden Rauch in die Lungen ein. Es waren italienische Zigaretten, aber immerhin besser als gar keine. Corey begann, sich zu beruhigen.
    »Wer sind Sie?« fragte er nochmals.
    Der Fremde lachte, ein unerwartet volles Lachen, das von der schwachen Brise davongetragen wurde wie der Rauch von Coreys Zigarette.
    »Namen!« sagte er. »Ach, ihr Amerikaner wollt immer Namen wissen!«
    »Sie sind ein Ausländer, nicht wahr?« fragte Corey.
    »Ich komme aus vielen Ländern; aber mir scheint dieses Land ... diese Stadt voll von Ausländern zu sein. Von schönen Ausländern, vitalen, lebendigen. Wissen Sie, wie schön die Leute in Ihrer Stadt sind, Mr. Bryant?«
    Corey kicherte ein wenig verlegen. Der andere begann aus voller Kehle zu lachen, und Corey bemerkte, wie er selber plötzlich miteinstimmte. Das Lachen kam aus seiner Kehle wie ein etwas verspäteter hysterischer Anfall.
    »Fremde, ja«, sagte der andere, »aber schöne, vitale, lebendige. Sie haben niemals Hunger und Not kennengelernt. Sie glauben, Traurigkeiten zu kennen, aber es ist die Traurigkeit eines Kindes, das an seinem Geburtstag die Eiscreme verschüttet hat.
    Sie sind überhaupt nicht ... wie heißt das in eurer Sprache?
    Überhaupt nicht degeneriert. Sie vermischen ihr Blut untereinander und ohne Unterlaß. Glauben Sie das nicht auch? Sehen Sie es?«
    »Ja«, sagte Corey. Denn wenn er dem Fremden in die Augen sah, konnte er sehr viel sehen. Alles war wunderbar. Die Zigarette entglitt unbemerkt seinen Fingern und glomm auf der Straße weiter.
    »Vielleicht bin ich schon einmal an einer Landgemeinde wie dieser vorbeigekommen«, sagte der Fremde nachdenklich.
    »Vielleicht, als ich gerade zu einer eurer großen und übervölkerten Städte unterwegs war. Bah!« Plötzlich streckte er sich, und seine Augen blitzten. »Was versteh' ich denn von Städten?
    Soll ich mich an der erstbesten Kreuzung überfahren lassen?
    Oder an der verschmutzten Luft ersticken? Oder mich mit tölpelhaft verschlagenen und blöden Dilettanten einlassen, die mir im Grunde ja doch nur – feindlich gesinnt sind? ... Jawohl, feindlich gesinnt. Wie soll ein armer Landbewohner wie ich mit der hohlen Blasiertheit einer Großstadt, noch dazu einer amerikanischen Großstadt, fertig werden? Nein, nein, und noch einmal nein. Ich scheiße auf eure Städte.«
    »O ja!« flüsterte Corey.
    »So bin ich also hierhergekommen. Dieses Land ... dieses Land ist ein erstaunliches Paradoxon. Wenn ein Mensch anderswo Tag für Tag mehr ißt, als gut für ihn ist, dann wird er fett ... schläfrig ... apathisch. Aber es scheint, daß man in diesem Land um so aggressiver wird, je mehr man besitzt. Wie Mr. Sawyer.
    Er hat so viel und mißgönnt Ihnen die Krumen von seinem Tisch. Ist es nicht so?«
    »Ja«, sagte Corey. Barlows Augen waren so groß und so mitfühlend. Es war alles eine Frage

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