Brennende Herzen, brennende Kuesse
gesagt, dass seine Schicht erst um sechs vorbei ist.“
„Ach so.“ Caidy legte den Kopf schief und sah Laura forschend an. „Du hättest nicht zufällig Lust, mich zu begleiten?“
Laura war vollkommen überrascht. Hatte Taft seiner Familie etwa nie erzählt, dass sie diejenige war, die die Hochzeit hatte platzen lassen? Nur das würde erklären, warum Caidy so nett zu ihr war. Die Bowmans hielten nämlich immer zusammen wie Pech und Schwefel.
Die Trennung von Taft war ihr auch deshalb sehr schwergefallen, weil sie mit ihm zugleich seine große, temperamentvolle Familie verloren hatte. Als einziges Kind viel beschäftigter Eltern hatte sie sich immer nach einem turbulenten Familienleben gesehnt.
Caidys Vorschlag war sehr verlockend. Beim Gedanken an Lou Archuletas’ berühmte Zimtrollen lief Laura das Wasser im Mund zusammen. Außerdem würde sie sich gern mal wieder mit Caidy unterhalten. Doch bevor sie antworten konnte, kamen ihre Kinder aus dem Cottage geschossen und rannten auf sie zu.
„Mom! Gram hat Kekse gebacken!“, rief Maya.
Alexandro holte seine Schwester ein. „Pfannkuchen, nicht Kekse. Man isst keine Kekse zum Frühstück, Maya. Wir sollen dir ausrichten, dass du reinkommen sollst. Beeil dich. Gram sagt, ich darf den nächsten Pfannkuchen wenden.“
„Ich auch!“
Caidy lächelte die Kinder ganz beseelt an.
„Caidy, das sind meine Tochter Maya und mein Sohn Alexandro. Kinder, das ist meine Freundin Caidy, Chief Bowmans Schwester.“
„Chief Bowman hat gesagt, dass er mich verhaftet, wenn ich noch mal Feuer mache“, verkündete Alex. „Glaubst du, er macht das wirklich?“
Caidy nickte. „Mein Bruder sagt nie etwas, was er nicht meint, glaub mir. Du musst also gut aufpassen, kein Feuer mehr zu machen.“
„Ich weiß. Mom, darf ich schon zurücklaufen und die Pfannkuchen wenden?“
Laura nickte, und Alex lief mit Maya im Schlepptau ins Cottage zurück.
„Die beiden sind ja total süß, Laura!“
„Finde ich auch“, antwortete Laura lächelnd. Sie glaubte, so etwas wie Neid in den Augen der anderen Frau aufflackern zu sehen, und fragte sich unwillkürlich, warum Caidy noch keine eigene Familie hatte. Wegen ihrer Angststörung vielleicht? „Wenn es nicht unbedingt Zimtrollen sein müssen, kannst du gern mit uns frühstücken“, schlug sie spontan vor.
Caidy blinzelte überrascht. „Wirklich?“
„Warum denn nicht? Die Pfannkuchen meiner Mutter sind fantastisch. In einer Woche wollen wir unseren Gästen erstmals Frühstück anbieten und fangen mit ein paar von den Spezialitäten meiner Mutter an, Pfannkuchen und French Toast. Sei doch unser Versuchskaninchen. Meine Mutter freut sich bestimmt über deinen Besuch.“
Nicht nur sie. Laura sehnte sich nach einer Freundin. Ihre beste Highschoolfreundin war wegen ihres Mannes nach Texas gezogen, und ansonsten hatte Laura noch zu niemandem Kontakt aufgenommen. Die E-Mails mit ihren Freunden in Madrid waren kein adäquater Ersatz für echte Treffen.
„Gern“, sagte Caidy dankbar. „Taft findet bestimmt auch eine andere Begleitung zum Frühstück.“
Das bezweifelte Laura keinen Moment.
4. KAPITEL
Zu Lauras Erleichterung benahmen sich ihre Kinder in Caidys Gegenwart lieb und artig. Als Alex herausfand, dass ihr Gast auf einer echten Ranch lebte, bestürmte er sie mit Fragen über Cowboys und Pferde und wollte wissen, ob sie schon mal einen echten Indianer gesehen hatte.
Laura nahm sich vor, ihm bei nächster Gelegenheit zu erklären, dass die Realität ganz anders aussah als die amerikanischen Wildwestfilme, die er sich immer zusammen mit ihrer alten Haushälterin in Madrid angeguckt hatte.
Maya fasste sofort Zutrauen zu Caidy, was sehr ungewöhnlich war. Sie schenkte ihr sogar eine Hälfte der Orange, die Laura für sie geschält hatte.
„Danke, Liebes“, sagte Caidy gerührt.
Laura beobachtete die beiden nervös. Nicht alle Menschen akzeptierten ihre Tochter bereitwillig. Selbst Javier hatte die Behinderung seiner Tochter immer geleugnet und so getan, als sei alles in Ordnung mit ihr. Er hatte sich stur geweigert, darüber zu reden.
Dennoch hatte er seine Tochter geliebt. Zumindest in dieser Hinsicht hatte Laura ihm keinen Vorwurf machen können. Manchmal war er sogar der Einzige gewesen, der das unruhige Baby hatte beruhigen können. Er war unglaublich geduldig mit ihr gewesen.
Maya hatte noch immer nicht recht begriffen, dass Javier tot war. Es gab immer wieder Tage, an denen sie nach ihrem Papa fragte –
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