Brennende Herzen, brennende Kuesse
müssen, noch nicht über den Tod meiner Eltern hinweg zu sein. Ich war es nicht gewohnt, locker mit allem fertig zu werden, Laura. Ich begab mich in Gefahren, ohne groß nachzudenken. Vermutlich hatte ich Angst, Schwäche zu zeigen. Nur deshalb tat ich so, als sei alles in Ordnung. Ich war einfach zu unreif, um zuzugeben, dass du recht hattest und ich mehr Zeit gebraucht hätte.“
Laura schloss die Augen. Wie wäre ihr Leben wohl verlaufen, wenn sie Taft trotzdem geheiratet hätte? Wenn sie darauf vertraut hätte, dass er irgendwann über seine Wut und seinen Schmerz hinwegkommen würde? Hätten sie es gemeinsam geschafft, seine Probleme zu bewältigen?
Nein. Sein Schweigen und seine Verschlossenheit hätten sie unglücklich gemacht, ganz egal, wie sehr sie ihn geliebt hatte. Möglicherweise hätten sie sich früher oder später sogar scheiden lassen.
Taft drückte ihre Hand. In den Tiefen seiner grünen Augen flackerte etwas auf, das sie nicht deuten konnte. Aber wollte sie es überhaupt?
„Du musst wissen, dass mein Leben die Hölle war, nachdem du gegangen warst. Und es wurde nie wieder gut. Ich habe dich schrecklich vermisst, Laura.“
Ihr Herz raste. Sie wollte das nicht hören. Ihr erster Impuls war, aufzuspringen und davonzulaufen, aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht rühren.
„Ich hätte dich zurückholen sollen“, fuhr er fort. „Aber als ich im Kopf halbwegs wieder klar war, warst du schon verheiratet und schwanger. Ich hatte meine Chance verpasst.“
„Taft …“ Sie stockte, zu verwirrt, um weiterzureden, doch er gab ihr sowieso keine Chance, denn er beugte sich vor und küsste sie.
Sein Mund war warm und schmeckte nach Kaffee und etwas, das sie nicht identifizieren konnte. Insgeheim wusste sie, dass sie ihn zurückstoßen musste, solange sie noch die Kraft hatte, aber irgendwie gehorchten ihre Glieder nicht. Dazu genoss sie das wunderbare Gefühl viel zu sehr, wieder in seinen Armen zu liegen.
Er küsste sie sanft und bedächtig – als sei ihr Mund ein seltener kostbarer Wein. Ein erregendes Gefühl.
„Ich habe dich schrecklich vermisst, Laura“, murmelte er wieder, diesmal an ihren Lippen.
Ich dich auch.
Die Worte hallten in ihrem Kopf wider, doch sie konnte sie nicht aussprechen. Noch nicht. Nicht jetzt.
Während sie sich von ihm küssen ließ, wurden wieder all die Gefühle in ihr wach, die sie so lange in sich vergraben hatte. In ihrem Kopf verschwamm alles, als er seinen Kuss vertiefte. Jetzt. Sie musste sich wehren – bevor sie zu weit gingen! Aber sie konnte nicht.
Es gab nur noch ihn, seinen warmen Körper, seine Lippen, seine starken muskulösen Arme … und plötzlich lag sie auf dem Sofa und Taft halb auf ihr. So wie früher, bevor sie sich geliebt hatten …
Ich liebe ihn noch immer.
Diese Erkenntnis drang erst allmählich in ihr Bewusstsein – wie Wasser, das eine Bruchstelle findet und langsam durchsickert.
Laura war verwirrt. Sie hatte ihren Mann doch geliebt, oder nicht? Doch, sie hätte ihn nie geheiratet, wenn sie nicht geglaubt hätte, glücklich mit ihm sein zu können. Ihre Liebe für Javier war zwar nicht so tief gewesen wie die für Taft, aber er hatte ihr viel bedeutet – zumindest am Anfang, bis sein ständiges Fremdgehen ihre Zuneigung nach und nach getötet hatte.
Und trotzdem hatte ein Teil ihres Herzens immer Taft gehört.
„Weißt du noch, wie schön es früher immer mit uns war?“, flüsterte er.
Ja, der Sex war fantastisch gewesen, von Anfang an. Er hatte immer genau gewusst, wie er sie küssen und wo er sie berühren musste.
„Stimmt, ich erinnere mich“, antwortete sie heiser. All die Leidenschaft, all die Glut … und der Schmerz. Nichts hatte sie vergessen. Auch nicht ihre Verzweiflung und Einsamkeit, nachdem sie Pine Gulch verlassen hatte. Die Erinnerung daran war so ernüchternd, dass ihre Erregung schlagartig erlosch.
Nein, sie konnte es nicht tun. Nicht wieder. Nicht mit Taft. Sie liebte ihn vielleicht noch, aber gerade deshalb durfte sie auf keinen Fall mit ihm schlafen. Sie brauchte Luft und Raum zum Nachdenken.
„Ja, ich erinnere mich an alles“, wiederholte sie kühl und versteifte sich. „Ich bin nicht diejenige, die sich mit einem neuen Partner nach dem anderen abgelenkt hat.“
Er zuckte zurück, als habe sie ihn geschlagen. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass mein Ruf nicht der Wahrheit entspricht.“
„Aber er hat einen wahren Kern. Das kannst du nicht abstreiten.“
Sein Ruf war jedoch
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