Brennende Herzen, brennende Kuesse
mit ihr zurückgekehrt, als der Notruf über Funk kam.
Caidy hatte 911 gewählt.
Wenige Minuten später hatte Taft seinen erschossenen Vater und seine schwerverletzte Mutter im Haus auf dem Fußboden vorgefunden.
Nicht, dass er jemals mit Caidy darüber gesprochen hatte, aber sie wusste von einem der Notärzte, dass er bis zu deren Eintreffen verzweifelt versucht hatte, das Leben seiner Mutter zu retten. Leider vergeblich. Wäre er fünf Minuten früher gekommen, hätte er sie vielleicht noch retten können. Vermutlich hatte er sich damals schwere Vorwürfe gemacht.
Möglicherweise warf Taft insgeheim auch Caidy vor, den Rettungswagen nicht eher gerufen zu haben. Sie hatte sich während des Überfalls nämlich in einem Schrank versteckt gehalten und sich erst ein paar Minuten nach den Schüssen herausgetraut, da sie nicht wusste, ob die Einbrecher, die mit einem leeren Haus gerechnet hatten, noch da waren.
Vielleicht hatte er sich ja deshalb nicht seinen Emotionen gestellt, um seine Schuldgefühle vergessen zu können. Wenn er doch nur zugestimmt hätte, die Hochzeit zu verschieben! Vielleicht wäre er mit der Zeit über alles hinweggekommen, und sie hätten schließlich doch heiraten können, ohne dass die Zeremonie von den Ereignissen überschattet gewesen wäre.
Nicht, dass das jetzt noch eine Rolle spielte.
„Deine Arbeit ist lebenswichtig, Taft, auch wenn sie dir manchmal schwerfällt. Sieh es doch mal so – wenn ihr nicht gewesen wärt, hätte der Junge gar keine Chance gehabt.“
Taft sah sie schweigend an. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht recht deuten. „Das ist mal wieder typisch für dich“, sagte er schließlich. „Du siehst wie immer nur das Positive.“
„Ist das nicht besser als das Gegenteil?“
„Stimmt, aber manchmal ist das Leben eben zum Kotzen, und man kann es nicht mit ein bisschen Farbe und ein paar Bildern an der Wand schönfärben.“
Seine Worte verletzten Laura tiefer, als sie sich eingestehen wollte – kratzten an ihrer alten, nur halb verheilten Wunde.
Javier hatte sie immer dulce y inocente genannt. Süß und unschuldig. Er hatte sie wie ein dummes kleines Mädchen behandelt und ihr seine finanziellen Probleme mit dem Hotel verschwiegen. Als sei sie zu schwach, um damit klarzukommen.
„Ich bin kein Kind mehr, Taft. Glaub mir, ich weiß genau, wie schrecklich das Leben manchmal sein kann. Aber ich bin noch lange nicht dumm oder naiv, nur weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, die Dinge verbessern zu können. Wir haben immer die Chance, den nächsten Tag etwas schöner als den vorigen zu gestalten, oder? Was hat das Leben schon für einen Sinn, wenn man sich immer nur auf das Negative konzentriert, anstatt sich auf all das Positive und Schöne zu besinnen, das uns jeden Tag begegnet?“
Vermutlich klang sie gerade wie eine kitschige Glückwunschkarte, aber das war ihr egal.
„Ich habe nie behauptet, dass du dumm bist.“ Taft sah Laura fragend an. „Hat das etwa jemand zu dir gesagt?“
Sie wurde rot. Am liebsten hätte sie seine Frage ignoriert, schließlich ging ihn das nichts an. Aber die Atmosphäre in diesem hübschen Hotelzimmer war so gemütlichen, dass sie weniger Hemmungen als sonst hatte, sich zu öffnen. „Ja, mein Mann. Er hat mich immer behandelt, als sei ich zu fragil, um mit der Realität klarzukommen. Das war einer unserer vielen Streitpunkte. Er hat die Dinge immer schöngeredet und so getan, als sei alles in bester Ordnung.“
Taft musterte sie eine ganze Weile, bevor er tief aufseufzte. „Und ich habe dich nach dem Tod meiner Eltern offenbar genauso behandelt, richtig?“
„Stimmt.“ Laura war überrascht, dass er das Thema von sich aus zur Sprache brachte und auch noch zugab, einen Fehler gemacht zu haben. „Ohne unsere … Geschichte hätte mir Javiers Verhalten vielleicht nicht so viel ausgemacht. Aber ich wollte nicht schon wieder das unmündige Kind sein.“
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, nahm er ihre Hand. Seine war groß, warm und rau von der vielen körperlichen Arbeit.
Für einen verrückten Moment empfand Laura das Bedürfnis, die Finger mit den seinen zu verschränken und ihn nie wieder loszulassen.
„Es tut mir leid, was ich dir angetan habe, Laura. Es war egoistisch und falsch von mir. Ich hätte die Hochzeit verschieben sollen, bis es mir wieder besser ging.“
„Warum hast du es nicht getan? Ein paar Monate hätten vielleicht schon ausgereicht.“
„Dafür hätte ich mir überhaupt erst eingestehen
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