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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die an der Eroberung Kensustrias hätten teilhaben sollen.« Er fluchte gedanklich. Sein Plan, sich auf einfache Weise Land auf Ulldart zu beschaffen, wurde wegen des Waffenstillstands zwischen den Nicti und den Kensustrianern einer ungewollten Pause unterworfen. Bis die Kämpfe neu entflammten, brauchte er die Soldaten hier. Tersion gehörte so gut wie ihm. »Sie unterstützen die Einheiten, die an den Grenzen stationiert sind.« Nech deutete auf die Galeere, die vor der Hafen‐
    einfahrt lag. »Signalisiert ihr, dass die Platz machen sollen. Der Anblick von weiteren Schiffen wird den Widerstand der Städter brechen.«
    »Sehr wohl, Kaiser Nech.« Der Mann verneigte sich und gab den Befehl weiter. NiʹSin betätigte den Bohrer mit aller Kraft. Die geschliffene Spitze fraß sich mit einem leisen Geräusch durch das steinharte Holz des Rumpfes.
    Es dauerte länger, als er gedacht hatte, und das wiederum machte die Mission von Umdrehung zu Umdrehung gefährlicher. Sicher waren die Shadoka herausragende Krieger, aber gegen die angolanische Übermacht an Bord war es eine Frage der Zeit, wann sie unterliegen würden. Ein Kampf kam nicht in Frage, höchstens ein Rückzugsgefecht. NiʹSin beabsichtigte nicht, im Bauch der Galeere zu sterben.
    Plötzlich sickerte Wasser aus dem Bohrloch, und das Werkzeug wurde mit unglaublicher Wucht nach oben gedrückt. Ein Strahl, doppelt so dick wie ein Finger, schoss fontänengleich in die Höhe und spritzte bis an die Decke.
    »Ich bin durch!«, rief er erleichtert. »Wie sieht es bei euch aus?«
    Drei Shadoka meldeten, dass auch sie es geschafft hatten, aber sieben weitere mühten sich noch immer.
    NiʹSin horchte auf. Auf einem Deck weiter über ihnen erklang das Trampeln zahlreicher Stiefel, rhythmisches Rattern erklang, eine Kette klirrte laut. Nach und nach gesellten sich weitere dieser Geräusche hinzu.
    »Sie lichten die Anker«, rief er. »Rasch, bohrt schneller. Wir müssen runter.« NiʹSin hatte keine Ahnung, was sich ereignet hatte. Entweder wollten sich die Angorjaner in eine bessere Schussposition bringen, oder sie gaben den Eingang des Hafens frei. Der Lärm der Ankerwinden eröffnete ihnen neue Möglichkeiten. »Vergesst die Bohrer«, ordnete er an.
    »Nehmt die Äxte und schlagt Löcher. Sie werden uns nicht hören.« Er packte die Axt, die er auf dem Rücken hängen hatte, und drosch auf die Planken ein. So anstrengend es auch war, so zeigte sich doch schnell der Erfolg; gluckernd und rauschend flutete das Wasser den Innenraum.
    »Und jetzt raus!« Der KʹTar Tur gab den Befehl zum Rückzug. Dabei zerstörten sie die Schotts, mit denen einzelne Kammern gegen einbrechendes Wasser abgeriegelt werden konnten. Diese Galeere würde sinken.
    Als sie auf das unterste Ruderdeck gelangten, traute NiʹSin seinen Augen nicht. Die Sklaven saßen noch immer angekettet auf ihren Plätzen. Daltor hatte seine Anweisungen nicht befolgt.
    »Wo ist er?«, schrie er den nächsten Shadoka an, der zu Daltors Gruppe gehörte.
    »Er ging nach oben, um nachzusehen, warum sie die Anker
    lichten.«
    »Warum sind die Ketten nicht weg?«
    »Wir bekamen die Schlösser nicht auf«, verteidigte der Shadoka sich und seine Einheit.
    »Dann brecht die Halterungen aus dem Holz, los!« NiʹSin sandte seine Truppen auf die höher gelegenen Decks, er selbst pirschte mit einer Hand voll Kämpfer weiter nach oben. Sie befanden sich unterhalb des Decks, wo die Soldaten untergebracht waren, als die Galeere von einem gewaltigen Schlag getroffen wurde. Sie bebte, dann erklangen das Bersten von Holz und das Geschrei von Menschen. NiʹSin musste sich
    an der Wand abstützen, um den Halt nicht zu verlieren.
    »Was war das?« Ein Shadoka war auf den Gang geschleudert worden; mühsam richtete er sich wieder auf.
    »Die Baiuganer haben ein Katapult abgefeuert und getroffen«, vermutete NiʹSin. »Diese Idioten!« Er setzte einen Fuß auf die steile Stiege nach oben ‐ da gab es ein ohrenbetäubendes Krachen, und die Decke stürzte ein.
    Unmittelbar neben NiʹSin rauschte ein gewaltiger Steinquader herab, riss zwei Shadoka mit sich, zertrümmerte die Planken und stieß durch die Decks nach unten. Die Wucht reichte aus, um den Rumpf zu zerstören; das Loch, das er hinterließ, genügte, um einen Mann der Länge nach hinein‐
    zuwerfen.
    NiʹSin starrte auf den senkrechten Schacht, auf die gezackten Holzränder und das Blut der Männer, das daran haftete. Er wusste, dass es in Baiuga kein Katapult gab, das Geschosse

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