Brennende Kontinente
Verwundeten steckten.
»Du hast Recht.« Nech schnaubte. »Reißt die Aufbauten ab. Die Schiffszimmerleute sollen daraus Pfeile und Speere schnitzen, und zwar so schnell sie können. Und jetzt schießt! Sie planen etwas, was uns eine weitere Galeere kosten kann.« Er rief einen Tai‐Sal aus seinem Stab zu sich, der für die Abstimmung der Fußtruppen verantwortlich war. »Welche Stadtviertel gehören uns?«
Der Mann verneigte sich und zog eine Karte aus seiner Umhängetasche, rollte sie aus und legte sie über das Steuerrad. Die eroberten Gebiete waren mit Kreide umrissen.
»Sehr gut.« Nech sah, dass sich eine Gasse bis zum Palast gebildet hatte. »Schickt nach einem Trupp. Dem besten Trupp.« Er deutete auf die Palastanlage, auf deren Mauern der Widerschein des brennenden Baiuga tanzte. »Ich will dorthin und meine Fahne hissen. Mir reicht es, untätig auf der Galeere zu warten.«
»Höchster Kaiser, es ist sehr gefährlich«, warnte ihn der Tai‐Sal. »Die Schneise ist nicht breiter als zweihundert Schritt, und wir wissen nicht, wer sich in der Palastanlage aufhält. Es kann sein, dass Euch dort starker Widerstand erwartet.«
»Deswegen will ich den besten Trupp. Ich will den Tersionern den Palast nehmen.« Nech befahl dem Tei‐Nori, dass er die Galeere zum Manövrieren bereit machen solle. »Es ist nicht nur eine Frage der Moral, die Anlage zu erstürmen. Es ist eine strategische Position. Von da oben reichen unsere Katapulte bis auf die andere Seite der Stadt.«
»Wie Ihr befehlt, Kaiser.« Der Tai‐Sal verfasste eine Nachricht und sandte einen Melder aus, um die Soldaten zusammenzuziehen. Der Melder kletterte das Fallreep hinab, sprang auf den Boden und eilte davon.
Nech erteilte den Befehl abzulegen und Kurs auf das östliche Ufer zu nehmen NiʹSin presste sich an den kalten Stein und beobachtete, wie die kaiserliche Galeere ablegte. »Schießt noch einmal nach ihr«, rief er seinen Armbrustschützen zu. »Sie sollen denken, dass wir hinter ihr her sind.«
Zehn seiner Truppen sandte er aus, damit sie dem Schiff folgten und es mit Bolzen behakten. Das würde von seinem eigentlichen Plan ablenken.
Er blickte nach rechts und links. Er hatte geschafft, was noch keinem gelungen war: Zum ersten Mal kämpften Baiugas Shadoka gemeinsam für eine Sache. Gewöhnlich standen sie sich in der großen Arena mit den verschiedensten Waffen gegenüber,
um die Ehre der verschiedenen Adelshäuser zu verteidigen. Seit dem Angriff der Angorjaner jedoch gab es Wichtigeres
als die blutigen Spiele. Die Shadoka, die mit Abstand besten Einzelkrieger des Landes, hatten sich zu einem kleinen Heer zusammengeschlossen und sich unter NiʹSins Befehlsgewalt begeben.
Die bunte Truppe hatte außer Menschen tatsächlich zwei Kensustrianer und drei KTar Tur in ihren Reihen. Auch
NiʹSin gehörte zu den Nachfahren Sinureds; er trug die halblangen weißen Haare mit der roten Blutsträhne unter einem leichten Lederhelm. Schwere Rüstungen und tiefes Wasser vertrugen sich nicht.
»Die einzelnen Säcke zu mir, Nummer für Nummer«, befahl er. Es lief schnell und reibungslos vonstatten, einer nach dem anderen lieferte seine Ladung ab, während NiʹSin die einzelnen Teile, die alle aus Metall bestanden, rasch zusammenbaute. Ganz zum Schluss wurden die schwersten Stücke eingesetzt.
»Fast fertig«, sagte er und betrachtete sein Werk: Eine kleine, zerlegbare Bombarde, deren Lauf länger als zwei Männer und dicker als ein kräftiger Männerarm war, stand vor ihm. Eilig fügte er die beiden Visiere an den Markierungen des Laufs hinzu; obenauf kam eine Art Fernglas. NiʹSin winkte den Bombardier zu sich. »Siehst du den Angorjaner, der neben dem Ruder steht?« Er deutete auf die Galeere, die quer vor der Hafeneinfahrt stand; ihre Katapulte sandten die Brandgeschosse in den nördlichen Teil Baiugas. »Das ist der Kommandant. Schalte ihn zuerst aus, danach erledigst du die Katapultisten. Die Feuer an Deck sind hell genug, oder?«
I der Shadoka des Hauses Malchios, sah zur Ga dann auf die Bombarde. »Das sind geschätzte dreihundert
Schritt«, sagte er zweifelnd. »Es wird nicht gelingen. Nicht mit diesem kleinen Ding. Die großen schaffen weite Entfernungen, aber nur mit gewaltigen Pulverladungen.«
Der Bombardier, der ihnen auf Schmuggelpfaden von König Perdor gesandt worden war, prüfte die Visiere und antwortete, ohne Daltor anzusehen. »Es ist eine Nadelbombarde. Wir nennen sie so wegen der ungewöhnlichen Form. Sie verschießt
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