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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dieser Größe schleuderte. Tosend brandete Hafenwasser durch die Bresche und füllte bereits das unterste Ruderdeck. Das Leben der Sklaven war verwirkt, und für ihn wie alle anderen gab es nur noch einen Ausweg: nach oben. »Los«, befahl er und erklomm die Treppe. An Deck tobte ein heftiger Kampf. Die Shadoka um Daltor hielten das Heck der Galeere besetzt, wo die kleineren Katapulte standen, und schössen unentwegt Pfeile und Speere in die Reihen der angorjanischen Soldaten. Diese hatten sich hinter ihren Schilden verschanzt und versuchten, bis zu den Angreifern vorzudringen. Die Verluste waren zu hoch, die Entschlossenheit sank.
    NiʹSin blickte nach links, wo sich gleich fünf angorjanische Galeeren von der Seeseite her näherten. Sie fuhren nebeneinander her, er hörte das dumpfe Rumpeln der Katapulte und sah helle Flecken, die einen Bogen beschrieben und sich über ihm absenkten. »Vorsicht!«, schrie er Daltor zu und versuchte zu erkennen, wo die nächsten Brocken niedergingen. Sich
    hinzulegen wäre eine schlechte Idee.
    Dieses Mal hatten die gegnerischen Katapultisten besser gezielt. Alle fünf Granitbrocken, groß und mindestens so schwer wie ein Streitross, landeten auf der Galeere und brachten den Tod in die Reihen der Angorjaner und der Shadoka. Noch mehr Löcher entstanden im Schiffsrumpf, das Reißen der Spanten verkündete den nahen Untergang der Galeere. Es machte keinen Sinn mehr, länger auf dem Deck zu verweilen.
    »Alles runter«, rief er und gab auch der Truppe, die Daltor unterstellt war, den Befehl zum Rückzug.
    »Auf die Hafenmauer und sofort in Deckung, solange wir nicht wissen, was vor sich geht.« NiʹSin schwang sich über die Bordwand und kletterte daran hinab. Die Galeere bekam unvermutet Schief‐
    lage, seine Finger lösten sich, und er fiel ins warme Hafenwasser. Spuckend paddelte er zurück an die Oberfläche, rings um ihn herum schwammen weitere Shadoka. Plötzlich fühlte er eine Hand im Nacken, die ihn nach unten drückte, ein heißer Schmerz fuhr in seinen Rücken.
    Er beging nicht den Fehler, sich zu wehren, sondern erschlaffte sofort und tat so, als sei er tot. Als die Hand ihn losließ, nahm er einen seiner Dolche, fuhr herum und stach nach dem heimtückischen Angreifer.
    Die Klinge traf ... Daltor in die rechte Brust! Er ächzte auf und paddelte nach hinten, außerhalb der Reichweite für eine weitere Attacke.
    »Du bist ein niederträchtiges Schwein!«, schrie NiʹSin und
    schleuderte seinen Dolch, doch der Shadoka wich aus.
    »Du wirst den Fuß nicht mehr an Land setzen!«, versprach ihm Daltor und zückte seinerseits ein Messer, hob es zum Wurf.
    NiʹSin tauchte unter und schnellte sofort wieder in die Höhe, sah nach dem Feind. Aber Daltor war ebenso getaucht. Der KʹTar Tur wollte nicht warten und schwamm auf die Hafenmauer zu, rückwärts und das Wasser hinter sich im Auge behaltend.
    Die Galeere zerbarst in drei Teile. NiʹSin beobachtete im Schein der Lichter und der Feuer, die im Inneren brannten, wie die angeketteten Sklaven mit den Wrackstücken in die Tiefe gezogen wurden. Die meisten schrien verzweifelt, andere nahmen das Ende teilnahmslos hin. Auch Angorjaner schwammen um ihr Leben, lieferten sich noch im Wasser oder auf der Mauer Kämpfe mit den Shadoka. Gelegentlich erklang der Peitschenknall der Nadelbombarde, und angorjanische Soldaten, die sich sicher geglaubt hatten, starben einen jähen Tod. So oder so, der Plan war gründlich misslungen. NiʹSin hatte das Ufer erreicht, zwei Shadoka halfen ihm heraus. Er betastete die Wunde in seinem Rücken. Sie blutete sehr stark, hatte aber anscheinend keine wichtigen Organe verletzt.
    »Wir haben neue Verbündete«, sagte eine Shadoka und zeigte auf die Galeeren, die eben in den Hafen einfuhren. An den Masten prangten die serusischen Fahnen und verkündeten, wem die Stadt den Beistand zu verdanken hatte.
    NiʹSin gelang es nicht, sich richtig zu freuen. »Es wäre besser gewesen, sie hätten sich einen halben Tag mehr Zeit gelassen.« Bedauernd schaute er auf die im Wasser treibenden Leichen der Shadoka. Nech konnte die Augen einfach nicht abwenden. Wie in einem Albtraum gefangen, verfolgte er, wie seine
    eigenen Schiffe Verrat begingen. Sie fuhren in den Hafen ein und bekämpften sofort seine verbliebenen Galeeren, darunter auch seine eigene. Er brauchte keine besondere Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie lange sie dem Beschuss standhielt.
    Seine Finger krallten sich in den Waffengurt. »Verflucht!« Er

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