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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vernichten.«
    »Befrei die Sklaven«, sagte er nur und nahm die Schneide vom Hals. »Sag ihnen, worum es geht, und sie werden dir folgen.« Er öffnete die Tür, und ihre Mission begann. Kaum legte die Galeere an, erschien der Trupp Soldaten, nach denen Nech verlangt hatte. Es waren vierhundert der Besten, ausgerüstet mit überlangen Schilden und Speeren, dazu jeweils ein kurzes und ein langes angorjanisches Bogenschwert.
    »Diese Einheit kann es mit einer dreifachen Überzahl aufnehmen«, versprach ihm der Tai‐Sal, der seine Krieger stolz betrachtete. »Wenn es eine Truppe gibt, die für Euch den Palast erobert, so kann es nur diese sein.«
    Nech ging von Bord und begab sich mitten unter die Soldaten. »Wir wollen den Tersionern zeigen, wozu wir in der Lage sind«, sprach er. »Sie sollen sehen, dass ich, der Kaiser, seinen eigenen Kriegern sein Leben anvertraut und sich persönlich an der Eroberung des Palastes beteiligt.« Er zog das Schwert. »Für meinen ermordeten Bruder!« Im Laufschritt setzte er sich in Bewegung. Der Zug begann.
    Die einstige breite Prachtstraße, die vorbei an den wunderschönen Säulentempeln geführt hatte, lag in Trümmern und war von Bruchstücken übersät. Die angorjanischen Geschosse hatten tiefe Löcher in das Pflaster geschlagen; eingestürzte Gebäude türmten sich zu mehreren Schritt hohen Hindernissen auf, die erklettert werden mussten. In der herrschenden Dunkelheit war es kein leichtes Unterfangen, doch Licht setzten sie dennoch keines ein. Die Helligkeit hätte die Neugierde der Baiuganer geweckt. Nech lief der Schweiß unter die Rüstung und tränkte seine Leinenkleidung. Bald schon erklomm die Einheit den Palastberg und lief auf die Mauer zu, welche dereinst das einfache Volk davon abgehalten hatte, der Regentin zu nahe zu kommen.
    »Verteilt euch«, befahl Nech. »Langsam vorrücken. Sobald wir beschossen werden, stürmen wir.«
    Der Tai‐Sal schluckte seine Einwände hinab. Es oblag ihm nicht, dem Kaiser zu widersprechen, auch wenn dessen Befehl unsinnig war. Wie sollten seine Leute die glatten Mauern nach oben steigen? Immer noch im Laufschritt näherten sich die Soldaten dem gewaltigen Tor, das nicht vollständig geschlossen war.
    »Seht ihr das? Es steht offen. Die Sklaven sind bestimmt geflohen«, rief Nech unzufrieden. Er hatte die Dienerinnen als Belohnung für seine Mühe gesehen und sich auf die Abende mit ihnen gefreut. Stattdessen würde er sicherlich einen leer geräumten Palast finden, aus dem die Bediensteten alles von Wert gestohlen hatten.
    Er rannte auf den Durchlass zu. Die Krieger mussten ihm wohl oder übel folgen, auch wenn es mehr als Unsinn war, sich derart sträflich zu zeigen. Es könnte ebenso gut eine Falle sein, und hinter dem Tor mochten vier Dutzend Bogenschützen warten, um sie mit Pfeilen zu spicken.
    »Kaiser Nech, wartet«, bat ihn der Tai‐Sal. »Lasst einige meiner Soldaten vorgehen, damit sie ...«
    »Nein. Ich gehe vor.« Nech ließ sich einen Schild geben und eilte durch das Tor. Nach zwei Schritten blieb er stehen. Entgeistert starrte er auf das, was ihm Baiugas Einwohner zum Residieren angedacht hatten. Sie hatten nur die vorderen Wände des Palasts stehen lassen und mit Balken nach hinten abgestützt; die restlichen
    Gebäudeteile waren zerschlagen und zersprengt. Sie hatten Nech glauben lassen, er werde einen Palast erstürmen, aber in Wahrheit besaß er nicht mehr als eine Ruine.
    »Das ist eine Art von Humor, die ich gar nicht teile!«, schrie er. »Verdammtes Tersionerpack!« Er befahl den Soldaten auszuschwärmen und in den Trümmern nach wertvollen Dingen zu suchen.
    »Nun gut. Ein zerstörter Palast passt wenigstens hervorragend zu Baiuga.«
    Er betrat den Wachturm und erklomm die Stufen; bald darauf stand er auf der obersten Plattform und beobachtete von dort aus, wie seine Spielzeuggroßen Galeeren kleine Feuerbälle in die Straßen schleuderten. Nech bedauerte es nicht, die Vernichtung befohlen zu haben. Er würde den Willen der Tersioner brechen. Ihnen blieb keine andere Wahl, als ihn als Herrscher anzunehmen. Das einzige Haus, das noch über ein wenig Macht und seinen Anführer verfügte, war das Haus Malchios. Taltrin hatte eine Unterredung mit ihm abgelehnt, doch er würde nicht mehr lange umhinkönnen.
    »Seht nach Südwesten, Kaiser Nech«, sagte einer seiner Begleiter. »Sind das Galeeren?«
    Nech wandte den Kopf und erspähte fünf Umrisse von Schiffen, die sich Baiuga näherten. »Ja. Es sind die Truppen,

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