Brennende Schuld
Prats abführte, hatte sie mit El Cubano zusammengestanden. Ausgerechnet mit El Cubano! Seine Arbeit und die seiner Kollegen war die Voraussetzung, dass die Menschen in Sicherheit leben konnten, in Wohlstand und Frieden. Aber alle taten so, als wäre er derjenige, der die Spielregeln verletzte, der das Nest beschmutzte und der auch hier wieder das Fest böswillig verdorben hatte. Nicht irgendein Fest, sondern eine Taufe, den Beginn eines neuen und gottgefälligen Lebens.
Prats hatte Campañas Arm ergriffen, stand nah bei ihm und flüsterte ihm etwas zu. Costa war es nicht entgangen – da, wo seine Hände auf dem Tisch gelegen hatten, waren Schweißflecken.
Er beobachtete die beiden und sah, wie sich die Gesichtszüge des Anwalts veränderten: Widerspruch, Empörung, Resignation. Das, was Prats ihm zuraunte, musste ihn in höchstem Maße irritieren. Er fing sich aber schnell wieder, wandte sich Costa zu und erklärte in einem fast lächerlich offiziösen Ton: »Mein Mandant zieht es vor, in Polizeigewahrsam zu bleiben. Bis ihr den wahren Schuldigen gefasst habt.«
Costa wollte es nicht glauben. Dieser Trick sollte ihn davon überzeugen, dass es den großen Unbekannten wirklich gab, weil niemand sich tagelang in eine Arrestzelle setzen würde, wenn er nicht um sein Leben fürchtete. Gewünschter Rückschluss: Es musste einen Killer geben, den Prats kannte und fürchtete.
Zynisch dachte Costa, er würde sehr zufrieden sein, wenn es diesen Killer gäbe und Prats ihn nennen könnte. »Inselrat Prats muss doch irgendeine Ahnung haben, wer das sein könnte«, sagte er boshaft lächelnd.
Campaña blieb ernst und erwiderte: »Jaume fühlte sich in letzter Zeit bedroht. Deswegen stellte er die Leibwächter an. Aber du wirst verstehen, Toni, das ist kein Leben, ständig unter Bewachung von Bodyguards. Und ständig das Gefühl zu haben, von einem Wahnsinnigen beobachtet zu werden, der nur auf den richtigen Zeitpunkt lauert, Jaume auf ebenso grausame Weise zu massakrieren, wie er es bereits mit den anderen getan hat. Jaume gestand mir vorhin in seiner Zelle – die er zur Sicherheit auch erst einmal nicht verlassen möchte –, dass er, als er die Ehrung der Piloten vorgenommen habe, vor Angst fast gestorben sei. Immer wieder hatte er vor Augen, wie Ruben Cepero zugerichtet worden war.«
»Ich flehe Sie an, finden Sie den Mörder!«, wiederholte der Inselrat.
Als Campaña sah, dass weder Costa noch Elena reagierten, fuhr er fort: »Jaume Prats ist unschuldig. Alle Behauptungen eurerseits sind hanebüchen. Die Aufgabe der Polizei ist es, diesen Bürger zu schützen. Er hat weder diese Maschine geflogen, noch ein anderes Verbrechen begangen.«
Costa platzte der Kragen. »Und ob er das hat. Vor zwei Jahren hat er Cayetano Herrera angestiftet, einen Waldbrand zu legen, damit er die Flugzeuge bekam, die er dann für seinen Schmuggel mit Keulemans benutzt hat.«
»Beweise?«, fragte Campaña trocken, und Costa dachte an die von Cayetano Herrera in seiner kindlichen Schrift geschriebenen Brandvorbereitungen. Das einzige Indiz, das Costa hatte.
Campaña erhob sich und trat dicht vor Costa. »Ich will dir mal was sagen, Toni: Du bist krank.«
Costa war verblüfft. »So?«
Campaña, ein Genie überraschender Effekte, tippte ihm mit dem Finger gegen die Brust. »Jaume Prats hat von Jugend an den Menschen nur geholfen. Privat wie auch beruflich.«
Das war endgültig zu viel für Costa. Selbst Elena hatte das Tonbandgerät wie aus Protest mit einem lauten Klick ausgeschaltet.
»Und 1969?!«, brüllte Costa. »Das Unglück von Es Culleram?! Wer war damals schuld daran, dass fünf Menschen den Tod fanden? Wer hat Trasilio Sanchez in den Selbstmord getrieben, um seine eigene Schuld zu vertuschen? Sie waren immer schon ein Meister darin, Ihre Verbrechen anderen in die Schuhe zu schieben!« Vor Empörung platzte es aus Costa heraus. Wütend und unbedacht. Im nächsten Moment realisierte er, dass er keine Beweise hatte. Er konnte nichts weiter ins Feld führen als das böse Gerücht, Prats habe den Vater Laureanas ins Verderben getrieben, um seine Frau zu heiraten. Aber nicht einmal Laureana hatte das behauptet. Auf der Taufe hatte er sogar gesehen, wie innig sich Laureana und ihr Stiefvater im Arm hielten.
Prats starrte ihn mit offenem Mund an. Campaña ging schnell zu seinem Mandanten und legte ihm die Hand auf den Arm. »Auf den Quatsch brauchst du nicht zu antworten, Jaume.«
»Doch, das werde ich«, sagte Prats mit einer
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