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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Jackett ausgezogen und anscheinend in der Zwischenzeit ein Glas Brandy getrunken. Seine Haltung war völlig verändert.
    »Am 5. September wurde bei dem Großbrand hier auf der Insel der Holländer Gilles Keulemans in seinem Haus getötet«, begann der Stenograf. »Es wurde anfangs angenommen, er wäre eines der vierzehn Opfer der Brandkatastrophe. Tatsächlich aber war er das Opfer eines Mordes. Wie Teniente Toni Costa heute Mittag der Presse mitteilte, wurde das Verbrechen mit Hilfe eines Flugzeugs des lokalen Brandschutzes begangen. Der Belgier, ein ehemaliger UNO-Soldat, war, wie Teniente Costa von der Guardia Zivil weiter berichtete, in dubiose Geschäfte mit Medikamenten verwickelt, die bei der UNO unterschlagen worden waren. Keulemans und seine Leute benutzten Terrain unterhalb der Nekropolis, um die auf die Insel geschmuggelten Arzneimittel neu zu etikettieren und zu verpacken. Inselrat Prats, der sich immer wieder für den Erhalt antiker Funde auf der Insel eingesetzt hatte, erfuhr davon und untersagte sofort eine weitere Unterstützung der Firma Medesign, deren sich Keulemans für seine geschäftlichen Aktivitäten bedient hatte. Die Firma, die offiziell eine Verpackungsfirma war, hatte große Summen auf Ibiza investieren wollen und leistete kürzlich eine Spende in Höhe einer Million Euro für die Ausgrabungsarbeiten eines UNESCO-Weltkulturerbe-Projektes. Inselrat Prats hatte anfänglich die Firma unterstützt, zumal Medesign fünfzig Arbeitsplätze schaffen wollte. Außerdem muss auf einer Insel wie Ibiza, die zu neunzig Prozent vom Tourismus lebt, jede Verbesserung der Infrastruktur gefördert werden.«
    Jetzt hatten Campaña und Prats die Schraube so weit überdreht, dass Costa lachend die Hände hob. »Moment, Moment. Alles schön und gut – und ehrlich gesagt, habe ich nichts anderes erwartet. Aber die Anklage wird auf Mord lauten, Mord an Gilles Keulemans, Ruben Cepero, Cayetano Herrera und zwei unbekannten jungen Farbigen. Sie haben kein Alibi, werter Señor Prats, wir aber haben die Aussage der Leibwächter, die sie zum Flughafen begleitet haben. Und alle dort, die meinten, Cepero gesehen zu haben, haben in Wirklichkeit Sie gesehen, denn Sie hatten Ceperos Sachen an. Auf seinem Handy erhielten Sie um 20.22 Uhr seinen Einsatzbefehl, dem Sie auch folgten, wenn auch mit einer anderen Intention als ein Feuerwehrpilot.«
    »Es gibt auf dieser Insel noch mehr Menschen, die eins fünfundsiebzig groß sind und das Gewicht von Señor Prats haben«, fuhr Campaña dazwischen. »Wer auch immer im Wagen und im Flugzeug gesessen hat – wie willst du beweisen, dass es dieser Mann war? Jaume Prats ist ein Mensch mit festen Gewohnheiten. Jeder, der ihn ein wenig näher kennt, weiß, dass er um neun Uhr eine Flasche Rotwein zu trinken pflegt, etwas liest und zu Bett geht, wenn ihn nicht wichtige Verabredungen abhalten. Ich glaube nicht, dass die Leibwächter ihre vorschnelle Aussage vor Gericht aufrechterhalten werden, und selbst dann würde sie keine Bedeutung haben. Was wollen die Angestellten Jaumes gesehen haben? Die Umrisse einer Person in einer Limousine mit getönten Scheiben, die ein Lichtsignal gab.« Er wandte sich an den Inselrat. »Mach dir keine Sorgen. Es wird keine Verurteilung, ja nicht einmal eine Anklage geben. Der Medikamentenhandel war Keulemans’ Sache, und die restlichen Anschuldigungen werden in einer Verleumdungsklage enden.« Er ordnete seine Papiere und ließ sie in seinem Aktenkoffer verschwinden.
    Campaña machte ein aufgeräumtes Gesicht und schaukelte seine Aktentasche einmal hin und her. »Ich denke, wir sind hier fertig. Es gibt keinen Grund mehr, Jaume hier zu behalten. Also …« Er machte einige Schritte zur Tür. Auch der Stenograf war aufgesprungen und folgte ihm wie ein Hund. Campaña wandte sich aber noch einmal um. »Weiß eigentlich Coronel Santander von deiner fixen Idee? Wahrscheinlich nicht«, sagte er lächelnd und setzte seinen Weg zur Tür fort, ohne Costas Antwort abzuwarten.
    Auch Prats war aufgesprungen und holte ihn mit einigen schnellen Schritten ein.
    Costa musste ihn gehen lassen, Campaña hatte natürlich Recht, es gab im Moment keine weitere Möglichkeit, ihn in Untersuchungshaft zu behalten. Costa war von Anfang an klar gewesen, dass er verloren hatte, wenn dieser Überraschungsangriff auf Prats misslang und er zurück in sein Spinnennetz könnte, wo er alles beherrschte und wo ihm so alles möglich war. Für einen Moment sah Costa Karin vor sich: Als er

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