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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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rösten, anstatt ihn hereinzulassen und eine Menge Ärger zu haben?
    Er spürte die Hitzewellen, sie waren ganz nahe, sein Gesicht glühte. Er würde die Mauer überwinden, egal wie. Er sprintete los und erreichte nach einigen Sekunden das Tor. Es war geschlossen. Costa drückte mit den Handflächen dagegen und schrie auf. Das Metall glühte. Er suchte nach der Klingel und drückte sie panisch. Dann zerrte er die Waffe aus seiner Tasche und entsicherte sie, um das Schloss zu zerschießen, falls ihm nichts anderes übrig blieb. Zugleich taxierte er, wie hoch er springen musste, um den Stacheldraht über dem Tor zu erreichen. Höllisch heißes Geprassel zischte um ihn herum, und die ersten Funken erreichten ihn.
    Die Torflügel schwangen auf.
    Er sprang nach vorne, und sofort schloss sich das Tor hinter ihm. Der brennende Wald war weit genug entfernt. Sicherheit!
    Flutlichter erhellten das gesamte Grundstück, die Rasensprenger liefen überall auf Hochtouren.
    Er hatte Recht gehabt – das Feuer hatte das Grundstück umzingelt. Es kam von allen Seiten, und der heiße Aufwind wirbelte Unterholz und Äste hoch, die durch die Luft in Keulemans’ Garten getragen wurden. Vereinzelt glühten die Stücke auf dem feuchten Untergrund aus, doch an einigen Stellen brannte der Rasen.
    Das Haus war zwar noch etwa achtzig Meter entfernt, aber durch die Thermik des Brandes wurden armdicke brennende Hölzer in die Luft geschleudert. Sie flogen über die Mauer und setzten den Teil des Gartens in Brand, der als Park angelegt war. Costa hatte das bei seinem Besuch nicht bemerkt – der Park reichte bis zum Haus, das bereits auf dieser Seite am Giebel Feuer gefangen hatte.
    Er rannte, um ins Haus zu kommen und Keulemans zu finden. Der beißende Qualm versperrte ihm die Sicht und brannte ihm in den Augen. Etwas traf ihn am Ohr. Er zuckte zusammen. Pinienzapfen sausten wie Geschosse links und rechts an ihm vorbei. Die Atemluft wurde immer knapper.
    Costa hörte in der Ferne Motorengeräusche, stürzte ins Haus und brüllte Keulemans’ Namen. Keine Antwort. Er rannte weiter über die blau-weiß gefliesten Korridore, riss von jedem Schlafzimmer die Tür auf, fand aber niemanden. Er hastete weiter zum Innenhof, zum Pool.
    Keulemans stand unbeweglich auf der Terrasse. Er stand wie gelähmt da und starrte hypnotisiert zum Himmel.
    Costa folgte Keulemans’ Blick. Dicke schwarze Rauchwolken verhinderten die Sicht.
    Das Motorengeräusch kam von oben. Löschflugzeuge, dachte Costa. Unsere einzige Rettung.
    Im nächsten Moment standen die Dachbalken der Terrasse in Flammen.
    »In den Pool!«, schrie Costa. »Auf was warten Sie! Springen Sie, um Himmels willen!«
    Costa wollte selbst in den Pool und stürzte in Keulemans hinein, so dass sie im hohen Bogen ins Wasser klatschten. Das war der einzige Ort, der noch sicher war. Im Fallen hatte Costa auf der anderen Seite des Pools eine Katze am Rand hocken sehen, die den Flammen ängstlich bis zum Beckenrand ausgewichen war, sich aber nicht ins Wasser wagte. Costa tauchte mit langen Zügen, um den Beckenrand auf der anderen Seite zu erreichen. Er würde die Katze ins Wasser ziehen und so ihr Leben retten.
    Die Luft reichte nicht ganz, und als er auftauchte, war ein Flugzeug fast über ihm. Es kam im Sturzflug herunter, direkt auf den Pool zu, und er war sicher, es würde hineinstürzen. Das angstvolle Kreischen der Katze schnitt ihm in Mark und Bein. Sein ganzer Körper zitterte unter Schock.
    Keulemans schwamm etwa achtzehn Meter von ihm entfernt, winkte dem Flugzeug zu und schrie. Wie ein Kamikazeflieger kam es auf sie zu. Der Fall der Maschine löste einen Heulton aus, der die Tonleiter hinaufsauste, während Keulemans um Hilfe winkte und schrie. Costa starrte in den Himmel.
    Wochen und Monate später noch träumte Costa immer wieder diese Szene vor dem Unglück: das herabstürzende Flugzeug und der weinend vor Zorn und Verzweiflung brüllende Keulemans.
    Der riesige stählerne Körper war so nah, dass er die Nieten am Rumpf hätte zählen können. Die Klappen an seiner Unterseite öffneten sich. Costa wusste, was das bedeutete, und tauchte, so tief er konnte, um der gewaltigen Wassermenge zu entgehen. Als sie auf die Oberfläche klatschte, traf ihn die Druckwelle mit einem dumpfen Schlag. Als wäre die Sonne in den Pool gestürzt, folgte ein weißes Aufflammen des Wassers. Hatte es der Pilot nicht mehr geschafft, die Maschine nach oben zu reißen?
    Costa hatte die Gewohnheit beibehalten, beim

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