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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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Ziegen stürzten mit markerschütternden Schreien vom Felsen ins Meer, und Möwen schnellten mit versengten Flügeln in die Brände, denn die Hitze stieg weit hinauf in den schwarzen Nachthimmel.
    Der Wind trug den beißenden Brandgeruch bis in die entferntesten Winkel der Insel, und die ganze Nacht hindurch ertönten von überall die Kirchenglocken.
    Noch Tage danach glühten und glimmten Baumstrünke wieder auf. Der Schaden an Wald und Flur war unschätzbar. Alles, was dort brennen konnte, war niedergebrannt.
    Die Menschen dachten voller Schrecken an die großen Brände in Portugal, die über einen ganzen Sommer nicht zu löschen gewesen waren. Jeder hatte um sein Haus gebangt. Das lokale Fernsehen sendete ununterbrochen Liveübertragungen von der Feuerfront und aus aller Welt Berichte von Bränden, die außer Kontrolle geraten waren. Vor einem grauschwarzen Himmel wurden die erschöpften Gesichter der ibizenkischen Rettungskräfte eingeblendet und ihr Anrennen gegen die unabwendbare Katastrophe. Wieder und wieder waren die Löschflugzeuge aufgestiegen, hatten ihre Bäuche mit Meerwasser gefüllt und die Ladung über den Feuerfeldern abgeworfen. Das Salzwasser würde die Erde auf Jahre unfruchtbar machen. Aus dem gleichen Grund hatten die Römer Salz in die Ackerfurchen des zerstörten Karthago gestreut. Doch die aktuelle Gefahr für Helfer und Feuerwehr durch das Salzwasser bestand darin, dass sich aus dem Natriumchlorid giftige Dioxindämpfe bildeten.
    Feuerwehrleute von der ganzen Insel, Militär und Polizei waren damit beschäftigt, Urlauber und Einheimische in Sicherheit zu bringen. Bei den Bauern musste Gewalt angewendet werden, wenn sie sich weigerten, Höfe und Stallungen, das Vieh und ihren Hausrat den tobenden Flammen zu überlassen.
    Vierzehn Menschen waren in dem Brand ums Leben gekommen, zwei wurden noch vermisst.
    Die Behörden hatten nicht ausschließen können, dass die ganze Insel evakuiert werden musste.
    Costa hatte Glück gehabt. Er wurde kurz nach seiner Ohnmacht gefunden und mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik gebracht, wo man eine Rauchvergiftung und Verbrennungen an Armen und Händen feststellte. Elena hatte einen Hubschrauber kommen lassen, nachdem sie ihn nirgends erreicht hatte. Sie ahnte, dass er sich Keulemans alleine hatte vorknöpfen wollen. Das Rettungsteam hatte ihn rechtzeitig gefunden, halb bewusstlos, an Keulemans’ Leiche geklammert.
    Auf dem Weg in die Notaufnahme war Costa zu sich gekommen. Sein erster Gedanke war: ein Irrer. Ein Irrer, der sich an Ibiza rächen will. Er hielt in der verkrampften Faust das Steinamulett, das Keulemans mit einem Lederband um den Hals getragen hatte.
    Costa schlief sechzehn Stunden durch.
    Nachdem er sich erholt hatte, wollte er zu seinem Auto, aber dann fiel ihm ein, wo er es geparkt hatte: im Zentrum des Brandes. Unschlüssig stand er auf der Straße, unter einem schwarzen Himmel, den kein Sonnenstrahl durchbrach. Plötzlich gab es einen Paukenschlag, ein Kontrapunkt zu den schrillen Hörnern der Löschfahrzeuge, die in Richtung Cala Jondal rasten. Blitze zuckten hinter den Rauchwolken, und Sekunden später öffneten sich die Wolken und warfen ihre Last ab.
    Als er völlig durchnässt im Taxi saß, meldete das Radio, der Brand sei dank des Platzregens unter Kontrolle.
    Auf dem Rollfeld, gegenüber der Zollhalle, standen die drei Maschinen, die die Löscheinsätze geflogen waren, in Reih und Glied. Die Luft über dem Boden flimmerte wieder in der Sommerhitze. Costa sah das Metall am anderen Ende des Flugfeldes blinken, die Sonne stand hinter den Maschinen über dem Meer. Eine von ihnen war der Feuer bringende Vogel gewesen, der statt Wasser Kerosin auf Park, Haus und Pool Keulemans’ heruntergeschüttet hatte. Sobald das hochentzündliche Benzin mit den ersten brennenden Zweigen in Berührung gekommen war, hatte es sich in einen Flammenteppich verwandelt. In einer der Maschinen hatte der Mörder gesessen. Costa überlegte, ob das gigantische Feuerwerk ein Zufall war, den der Mörder schnell genutzt hatte, um das Verbrechen an Keulemans als Unfall erscheinen zu lassen.
    Zwei Rollbahntechniker überholten ihn auf einem Motortrolley, um die von ihm georderte Gangway, die sie im Schlepp hatten, zu den Maschinen zu bringen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie die Tür des ersten Flugzeugs geöffnet und die Treppe verankert hatten. Costa bat den Techniker, den Laderaum zu öffnen. Über den Trolley kletterte er hinein.
    In der ersten Maschine

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