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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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fand er nichts. Auch in der zweiten waren keine Spuren von Kerosin außerhalb der Tanks zu finden. Jedes Mal, wenn er in einer der Maschinen verschwand, blickte der Techniker auf eine Liste und brüllte ihm den Namen des Piloten zu, der das Flugzeug geflogen hatte.
    Als Costa in die letzte Maschine stieg, rief der Techniker: »Die hat Ruben Cepero geflogen. Im Radio wird er als Held gefeiert.«
    Es war der tödliche Bomber. Im Laderaum roch es nach Kerosin. Nicht so stark, wie er vermutet hatte, aber intensiv genug, um ihm die Szenen im Pool wieder in Erinnerung zu bringen. Ihm wurde übel.
    Als er die Treppe herunterkam, fragte er den Techniker, ob er Cepero kenne.
    »Klar«, antwortete er.
    »Wie sieht er aus?«
    Er beschrieb ihn als schmal, eins fünfundsiebzig groß und fünfundfünfzig Jahre alt. Er trage zu seiner Uniform immer Kappe und Sonnenbrille.
    »Wer betankt die Maschinen?«, fragte Costa.
    »Bei solchen Einsätzen in der Regel die Piloten selbst. Der Tankvorgang läuft weitgehend automatisch ab. Die Ventile schließen selbständig, wenn die vorher in den Bordcomputer eingegebene Treibstoffmenge erreicht ist.«
    »Keine Tankwagen?«
    Der Techniker lachte. »Schon lange nicht mehr. Unter dem Flughafen liegt ein unterirdisches Rohrleitungssystem. Aus den Anschlüssen wird das Kerosin direkt in die Flugzeugtanks gepumpt. Wir können fünfzig Maschinen gleichzeitig betanken.«
    »Wie lange dauert so etwas?«
    »Kommt auf die Maschine an. Bei der Beriew hier«, er neigte abschätzend den Kopf hin und her, »keine zehn Minuten, würde ich sagen. Aber die Löschflugzeuge sind sowieso für den Notfall immer voll getankt.«
    »Lässt sich feststellen, ob Cepero getankt hat?«
    Der Techniker zuckte die Schultern. »Klar. Wird einen Moment dauern.«
    Costa kletterte ins Cockpit und setzte sich in den Sessel des Piloten. Von hier aus hatte Cepero Keulemans’ Haus gesehen, die beiden Männer, die durch einen Sprung in den Swimmingpool den Flammen zu entkommen suchten, von hier aus hatte er den Schalter umgelegt, der die Rumpfklappen des Flugzeugs öffnete, um die tödliche Ladung abzuwerfen. Der Pilot hatte vermutlich angenommen, dass Keulemans allein im Haus war. Sein Tod hatte wie ein Brandunfall aussehen sollen. Es war nicht auszuschließen, dass für diesen Zweck der Waldbrand extra gelegt worden war; eine solche aufwändige Inszenierung hätten der oder die Täter sich sicher nicht durch einen Zeugen kaputtmachen lassen. Keulemans hatte er beim ersten Anflug erwischt, und dabei könnte er gesehen haben, dass noch ein zweiter Mann im Pool war, deshalb war er noch einmal umgedreht. Möglich auch, dass er ohnehin den Plan hatte, einen zweiten Angriff zu fliegen.
    Das Gesicht des Technikers erschien in der Tür und riss Costa aus seinen Gedanken. »Sie hatten Recht. Er hat tatsächlich selbst getankt. Sechs Tonnen.«
    Bevor Costa das Flugzeug der technischen Untersuchung überließ, blieb er einen Augenblick auf der Gangway vor der Maschine stehen. Er blickte über die rötlich schimmernden Salzfelder. Nun ging es voran. Er hatte sein Team informiert. Der Surfer würde die Spurensuche leiten. Die Logbücher des Towers hatte er bereits beschlagnahmen lassen. Der DNA-Vergleich würde in diesem Fall einfach sein; das Profil der Piloten war zugänglich, weil sie regelmäßige ärztliche Untersuchungen machen lassen mussten. Auch die Frage, wieso bei dem Brandangriff auf den Pool das Flugzeug nicht selbst in Brand geraten war, konnte geklärt werden: Für punktgenaue Einsätze war der Laderaum mit Folie ausgekleidet, und der Inhalt wurde wie ein großer, gefüllter Ballon abgeworfen.
    Cepero wurde ihm von der Flugeinsatzleitung als zuverlässiger und guter Pilot beschrieben. Das schloss nach Costas Erfahrung jedoch nicht aus, dass sich hinter der Fassade des Mannes ein Wahnsinn verbarg, der sich vielleicht schon seit Jahren stetig entwickelte. Meistens wurden von den Menschen der nächsten Umgebung sogar Zeichen wahrgenommen – auch wenn sie sie erst nach der Katastrophe richtig deuteten. Bei den Befragungen musste man das im Auge behalten; vielleicht wunderte sich irgendjemand schon lange – die Mutter, die Freundin, Nachbarn, Kollegen.
     
    Die drei anderen Brandschutzflieger hielten Ruben Cepero einhellig für einen Einzelgänger. Für einen erstklassigen Piloten, verschwiegen, zuverlässig und hilfsbereit. Aber verschlossen. Man nenne ihn nicht umsonst Erizo, den Igel, sagte ein junger Kollege mit dem schönen

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