Brennende Schuld
Richtung, Igel krochen aus ihren Verstecken. Sie flohen vor dem großen Feuer.
Costa warf sein Hemd ins Gebüsch und rannte los. Er musste sein Auto vor den Flammen in Sicherheit bringen. Nach wenigen Metern vernebelte die Dunkelheit sich in dicken Rauchschwaden. Nach der Kurve wurde es plötzlich glühend hell. Eine Feuersbrunst wälzte sich auf ihn zu. Er blieb stehen, weil er trotz der Entfernung schon den heißen Atem des Feuers spüren konnte. Er schnappte nach Luft. Zu seinem Auto würde er es nicht mehr wagen, die Flammen benötigten nur noch wenige Meter, um es zu verschlingen. Was war im Auto geblieben? Der Schutzanzug, zum Glück aber nicht seine Papiere; die trug er immer bei sich. Auch seine Waffe hatte er dabei, sie machte sich beim Laufen durch unangenehme Schläge gegen seinen rechten Oberschenkel bemerkbar. Munition? Nein, auch nicht.
Costa blickte zurück und stellte erschrocken fest, dass das Feuer schnell war und bereits hinter ihm wütete. Der Wind wurde stärker und kam von wechselnden Seiten. Das Haus der Nachbarn brannte bereits. Er starrte auf den lodernden Baum, der auf das Haus stürzte, und ihm fiel ein, dass die Frau, wäre sie nicht schnell in das Auto geklettert, sondern zu Hause geblieben, wie ihr Mann gescherzt hatte, nun verbrennen würde.
Wie gelähmt beobachtete er die zuckenden Flammen, die rasenden Formen und Farben von dunklem Violett bis zu Hellgelb.
Ein Baumstamm in nur fünfzig Metern Entfernung explodierte, und der Knall riss ihn aus seiner Erstarrung. Er rannte los.
Zurück zur Hauptstraße wäre zu gefährlich gewesen, der Weg war zu lang, das Feuer würde ihn vom Weg ins Unterholz drängen. Er musste Rettung auf Keulemans’ Grundstück suchen. Erstens war es von einer hohen Mauer umgeben, die das Feuer nicht so ohne weiteres überschreiten konnte, zweitens war das Anwesen wie eine große Insel im Wald.
Während er rannte, überlegte er, wie er sich Keulemans gegenüber verhalten sollte. Ursprünglich hatte er ihn zu einer Beantwortung all seiner Fragen zwingen wollen, um ihn gleich anschließend wegen Fluchtgefahr zu verhaften. Das konnte er natürlich noch immer tun, aber vielleicht sollte er eine bessere Gelegenheit abwarten.
Aber er lief weiter auf das Eingangstor zu. Er konnte nicht mehr in den Wald ausweichen, das Feuer war zu schnell, es würde ihn bald einholen.
Die heißen Dämpfe machten ihm das Atmen schwer. Sein Hals war trocken und schmerzte. Das Blut hämmerte in seinem Kopf.
Die Wucht der Feuerwand ließ keinen Zweifel daran, dass der gesamte Wald in dieser Gegend niederbrennen würde – bis auf das geschützte Haus Keulemans’. Soweit er sich erinnern konnte, lag das riesige Grundstück in einer Waldlichtung, und die Villa stand in der Mitte, also weit ab von den ausgetrockneten Pinien, die wie Zunder brannten. Wenn auch einzelne Gewächse oder Bäume in seinem Garten Feuer fangen könnten, würde das Personal es allein mit der Sprenganlage und den Gartenschläuchen in Schach halten können.
Die Grundstücksmauer mit der Stacheldrahtkrone war für ihn nicht zu überwinden, aber er ging davon aus, dass jemand im Haus war.
Es waren nur noch etwa fünfzig Schritte, als er eine Detonation hörte. Der Schall kam aus Richtung des Nachbarhauses. Es war entweder der Tank seines Autos oder ein Ölkessel bei den Nachbarn. Er wandte sich zurück und verlor in dem Moment die Orientierung – die Feuerwand war plötzlich ganz nah, kam aber von links, während das Nachbarhaus in dem Waldstück zu seiner Rechten lag. Der Wind musste umgeschlagen sein und das Feuer nun von der anderen Seite treiben. Aber nein, in dem Fall würde das Feuer ja zurückgehen. Und Wind? – Er spürte gar keinen Wind. Er hörte Krachen, Prasseln und ein hässliches Knistern, als hätten bereits die Grasnarben in seiner Nähe Feuer gefangen. Die Luft blieb ihm weg. Die Feuerwand stand auch auf der anderen Seite des Anwesens. Brannte der Wald rings um Keulemans’ Grundstück? Bewegten die Flammenwände sich von überall auf die Grundstücksmauer zu?
Der Waldweg, den er mit Karin neulich gefahren war, lag wie ein Tunnel unter den hohen Ästen der Pinien links und rechts des Weges. Dieses Nadeldach reichte bis zum Tor, und Costa war klar, dass er keine Chance hatte, dem Feuer zu entkommen, wenn Keulemans das Tor nicht öffnete.
Nur, warum sollte Keulemans, der gerade noch einen Killer bestellt hatte, um ihn zu töten, diese Gelegenheit nicht nutzen, um ihn vor seinem Haus zu
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