Brennende Schuld
Tauchen nicht die Augen zu schließen, und so konnte er sehen, dass das helle Gleißen auf der Wasseroberfläche lag. Er spürte noch keine Atemnot, aber er musste wissen, was los war, und tauchte prustend auf. Seine Arme fingen sofort Feuer. Er spürte nichts, aber er sah seine Arme und Hände brennen. Sein Kopf wurde heiß, und er griff in sein brennendes Haar.
Die Oberfläche des Schwimmbeckens hatte sich in ein Flammenmeer verwandelt.
Entsetzt tauchte er wieder ab, verzweifelt suchte er auf dem glatten Kachelboden nach etwas, an dem er sich festhalten konnte – ein Sieb, einen Abfluss. Er fand nichts. Er blickte nach oben, ob an der Oberfläche irgendwo das Gleißen des Feuers zu erlöschen begann, weil ihm die Luft knapp wurde. Er sah einen Körper auf der Oberfläche treiben, und er schwamm näher. Es war Keulemans. Er hing mit dem Gesicht nach unten im Wasser, die leeren Augen aufgerissen, den Mund weit geöffnet, als würde er einen Schrei ausstoßen, Beine und Arme starr. Costa schwamm in eine Ecke des Bassins, wo die Oberfläche dunkler war, und tauchte dort prustend auf. Der intensive Kerosingeruch drohte ihn zu ersticken. Er musste husten. Hier brannte das Wasser nicht, und er zog sich mit Schwung den Beckenrand hinauf, so dass er mit beiden Füßen zugleich auf dem Boden zu stehen kam. Die Katze stand kreischend mit aufgestelltem Schwanz auf der anderen Seite des Pools, brannte lichterloh und schoss dann wie eine Feuerkugel, eine Fackel aus Pelz, ziellos umher.
Als er sich wieder umwandte, sah er Keulemans mit loderndem Rücken auf dem Wasser treiben. Er hörte ein schnell näher kommendes Motorengeräusch und suchte alarmiert den verrauchten Himmel ab. Die Maschine war nicht abgestürzt, sie kehrte zurück.
Sie setzte wieder zum Sturzflug an, begleitet von einem heulenden Ton. Um ihn herum brannten Villa, Park, Garten und Wälder.
Wie große Schollen lagen brennende Flecken noch auf dem Wasser. Es gab nur eine Möglichkeit, zu entkommen, er holte tief Luft und ließ sich ins Wasser plumpsen. Um Sauerstoff zu sparen, ließ er sich unter Wasser treiben. Doch weil er sehr viel Luft eingeatmet hatte, bestand die Gefahr, dass er wie ein aufgeblasener Ball an die Oberfläche gedrückt würde. Er machte ein paar Züge, um Schutz unter dem Toten zu finden. Er griff in das Lederband am Hals.
Langsam begann er auszuatmen. Er sah den Luftblasen nach, die seine Lunge verließen und um Keulemans’ Gesicht herum nach oben blubberten.
Er hielt Keulemans wie ein Schutzschild so lange über sich, bis ihm schwummrig vor Augen wurde und er das Gleißen auf dem Wasser nur noch undeutlich in weiter Ferne wahrnahm.
Als Letztes sah er seine Großmutter neben sich, die ihre kühle Hand auf seine fieberheiße Kinderstirn legte. Sie saß an seinem Krankenbett und las ihm aus der Bibel irgendetwas von einem Verstorbenen vor, der im Fegefeuer brennen muss, bevor er ins Paradies eingeht.
Dann wurde es schwarz um ihn.
kapitel sechsundzwanzig
Das Feuer hatte in weniger als zwanzig Stunden ein Drittel des Pinienwaldes der Insel völlig zerstört, Bäume und Häuser in Asche gelegt, Menschen und Tiere getötet, Berge und Felder kahl und schwarz zurückgelassen. Der Waldbestand in der gesamten Gegend der Cala Jondal war durch den Brand vernichtet worden. Die hungrigen Flammen hatten an mehreren Stellen gleichzeitig so schnell um sich gegriffen, dass man an einer natürlichen Ursache gezweifelt hatte. Von drei Seiten aus waren riesige Feuerwalzen aufeinander zugerollt, und in der Mitte lag Keulemans’ Villa. Der Verdacht ging dahin, dass die Brandherde willentlich und planvoll gelegt worden waren. Die Flammen waren durch das völlig ausgetrocknete Unterholz gerast, hatten die Bäume ergriffen und als Erstes das Nachbarhaus von Keulemans erreicht. Wie ein Blasebalg hatten kurze und heftige Windböen das Feuer vom Meer her aufwärts bis zu den Kämmen der Hügel getrieben. Gierige Flammen züngelten auch zu den Wipfeln der harzigen Baumriesen empor. Kurz vor der Dämmerung am nächsten Morgen wütete der Brand am furchtbarsten, und das Feuermeer schwappte bis über den Rand der Steilküste hinaus, flammende Bäume und Sträucher fielen ins Meer. Einige Bauern hatten sich nachts in Fischerboote gerettet, die stundenlang auf dem Wasser schaukelten und von der Glut angestrahlt wurden. Frauen und Kinder weinten um ihr vernichtetes Gut und beteten zur heiligen Katharina, dass sie weitere Verheerung von ihnen abwende.
Esel und
Weitere Kostenlose Bücher