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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Schauer über den Rücken gleiten ließ. Die Ausbildung war hart und unfair. Es war bekannt, dass Ernst Sobe, Kommandeur der taktischen Übungen, die Positionen der U-Boote, die er als Feind jagte, kannte. Allen Gerüchten nach hatte er einen Funker überredet, ihm diese Positionen zu geben.
    Andererseits war es auch nur richtig, so zu handeln. Schließlich würde der Feind auch keine Gnade kennen oder sich an Spielregeln halten. Und die Besatzungen mussten sich daran gewöhnen, das durchzustehen.
    Es gab viele neue Boote und viele neue Besatzungen, denn die alten Hasen der Vorkriegsmarine wurden mehr oder weniger weit gestreut auf die neuen Boote verteilt. Es waren einfach zu wenige. Als der Krieg begann, besaß Deutschland siebenundfünfzig U-Boote, von denen nicht einmal die Hälfte atlantiktauglich war. Nun drängten wöchentlich vier neue Boote in die Ausbildung, und damit stieg auch der Stress.
    Es kam zu Kollisionen und ein Boot ging gar bei einem Tauchunfall verloren. Es waren Dinge, über die man nur selten sprach, und wenn, dann hinter vorgehaltener Hand. Die Alten meistens gar nicht. Dinge, die auf und mit U-Booten auch in Friedenszeiten passieren konnten. Nur jetzt ging es eben noch wesentlich hektischer zu, und das erhöhte das Risiko.
    Für U-68 und seine Besatzung wurde es eine harte Zeit. Andere U-Boote blieben normalerweise drei Monate und die noch unerfahrenen Besatzungen lernten hier ihr Handwerk. Aber von Hassel hatte immerhin noch den eingefahrenen Kern seiner alten Crew. Doch auch diese alten Hasen waren manchmal nahe am Verzweifeln, denn immer wieder machte das neue Boot Schwierigkeiten. Die Befehle des Löwen ließen jedoch keinen Spielraum.
    Wenn es jemanden gab, den sie alle hassten, dann war es Ernst Sobe. Nie waren sie sich ganz sicher, ob der Chef der Ausbildungsgruppe nicht vielleicht doch aus ihnen unbekannten Gründen einen Pick auf U-68 hatte. Nur waren die Besatzungen der anderen Boote sich auch nicht sicher, ob er nicht vielleicht auf sie einen Pick hatte. Der Dompteur, wie sie ihn hinter vorgehaltener Hand nannten, schliff sie gnadenlos und ohne Pause. Ob das Boot Schwierigkeiten machte oder nicht, schien ihn nicht zu interessieren, sie mussten damit eben fertig werden. Und so liefen sie immer und immer wieder zu neuen Übungen aus, während der Termin für das große Finale immer näher rückte: Die taktische Übung stand vor der Tür.
     
    Die Luft im Boot war zum Schneiden dick. Es roch muffig und nach ungewaschenen Männerkörpern. Dabei waren sie erst seit drei Tagen in See. Drei Tage, in denen sie immer wieder die verschiedenen Übungen durchgegangen waren. Sie hatten alte Dinge vergessen  und neue Dinge lernen müssen. Manchmal zeigte es sich, dass die neuen Leute im Vorteil waren, weil sie sich nicht erst von alten Vorstellungen lösen mussten, manchmal waren es die alten Hasen, die mit ihrer Erfahrung im Vorsprung waren.
    Nun sollte der krönende Abschluss dieser Übung kommen, bevor sie wieder zurück in den Stützpunkt liefen. Im Boot herrschte Stille. Befehle wurden nur geflüstert und niemand bewegte sich, wenn nicht es nicht unumgänglich notwendig war. Schleichfahrt! Die Nerven waren angespannt.
    »Vierzig Meter, Herr Kaleun!«, flüsterte der LI seine Meldung.
    Von Hassel nickte. Vierzig Meter waren hier schon das Äußerste. Die Ostsee war eben flach. Aber das brachte wiederum andere Vorteile mit sich. Er beugte sich durch das Schott und sah fragend zum Funker, der konzentriert in das Horchgerät lauschte: »Wie sieht es aus?«
    Willi Rückert, der Funkmaat von U-68, nahm sich einen Augenblick Zeit: »Hört sich an, wie zwei Zerstörer und etwas anderes. Dicker Brocken, Herr Kaleun!«
    Von Hassel schmunzelte wissend: »Merken Sie sich das Geräusch. Das ist ein schwerer Kreuzer, die Hipper. Der Brocken übt hier.«
    Wieder lauschte der Funkmaat in das Horchgerät: »Na, den erkennen wir jedenfalls wieder, wenn er uns mal begegnen sollte.« Unbewegten Gesichts sah er den Kommandanten an: »Zwei Zerstörer und ein schwerer Kreuzer in Zwo-Acht-Fünnef, Herr Kaleun!«
    Von Hassel nickte: »Schön, aber wo ist jetzt unser Ziel?«
    Rückert drehte das Handrad schrittweise herum und machte ein langes Gesicht: »Ich kann es nicht hören, bei all dem Lärm!«
    »Dann suchen Sie, Funkmaat! Suchen Sie.« Der Kommandant richtete sich wieder auf und wechselte einen Blick mit Rudi Schneider. Der IIWO stand wie üblich neben dem Kartentisch und behielt alles im Auge. Nicht, dass

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