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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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er im Augenblick viel hätte tun können.
    Von Hassel zuckte mit den Schultern: »Wir haben unseren Geleitzug verloren! So eine Sauerei!« Für den Augenblick wirkte er hilflos. Dann gab er sich selbst einen Ruck: »Also schön! Werfen wir doch mal einen Blick auf die Karte!« Er trat an den Kartentisch.
    Die Kurslinie des Geleitzuges, den sie zur Übung angreifen sollten, war pedantisch genau eingezeichnet. Der Steuermann hatte von der letzten gemeldeten Position ab alles sauber vorgekoppelt. Nachdenklich betrachtete der Kaleun die sauber geschriebenen Zahlen: »Also, Franke, wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort?«
    »Sehe ich auch so, Herr Kaleun!«, der Steuermann deutete flüsternd auf ihre Position.
    »Na, und die Funkerei hört ihn nicht! Ist ja toll!«, von Hassel nickte, »Also schön, auf Sehrohrtiefe gehen. Vielleicht kann ich die Vögel ja sehen.«
    Befehle wurden geflüstert. Der LI beugte sich zu den Tiefenrudergängern: »Vorne unten 10, hinten unten 10!«
    Langsam glitt das Boot in die Höhe. Der LI wartete ab einen Augenblick ab bevor er das Boot eine kleine Nickbewegung ausführen ließ. Dann flüsterte er: »Boot ist auf Sehrohrtiefe und durchgependelt, Herr Kaleun.«
    »Danke!«, von Hassel schob sich die Mütze tiefer ins Genick. Er hatte drei Sehrohre zur Auswahl. Ein Luftzielsehrohr und ein Seezielsehrohr hier in der Zentrale und das eigentliche Angriffssehrohr im Turm. Für den Augenblick entschied er sich für das Seezielperiskop. Vorsichtig führ er den Spargel aus. Oben war es heller Tag und die Ostsee zeigte nicht den geringsten Seegang. Eine derartige Windstille konnte nur eines bedeuten: Schnee! Hoffentlich hatten sie den Mist hier hinter sich, bevor es wieder zu schneien anfing! Der Kommandant konzentrierte sich erneut.
    Weit voraus war irgendwo der schwere Kreuzer mit seinen Übungen beschäftigt, aber er konnte ihn nicht sehen. Langsam drehte er das Sehrohr im Kreis, dann wieder zurück. Seine Stimme klang fast gelangweilt: »Die Funkerei soll mal in Null-Fünnef-Null lauschen!«
    Einen Augenblick herrschte Stille während das Boot mit nicht einmal einem Knoten Geschwindigkeit durch die ruhige Ostsee glitt.
    »Nichts zu hören, Herr Kaleun!«, flüsterte Rückert.
    Mit einem lauten Geräusch klappte von Hassel die Handgriffe nach oben und fuhr das Sehrohr ein: »Schön, Funker, dann kochen Sie sich Ihr GHG sauer ein!« Er wandte sich an den IWO: »Sie übernehmen die Zentrale, IIWO: Sie achten auf die Schüsse! Jetzt bloß keinen Mist bauen«, er grinste, »und ich gehe hoch in den Turm.« Er wandte sich zur Leiter und stutzte dann: »Ach so, der Geleitzug steht nicht einmal sechs Meilen an Steuerbord voraus! Klar zum Angriff!«
    Dicht unter der Wasseroberfläche schob sich das Boot näher an den Geleitzug heran. Es war eine Übung, aber trotzdem wusste jeder, was davon abhing. Denn wenn sie die verbockten, würde das nur weitere Wochen Drill an der Agru-Front bedeuten.
    Von Hassel hockte im Turm auf dem kleinen Hocker des Angriffssehrohres und kontrollierte immer wieder die Peilungen. Erst nach einer Weile kam von unten die Meldung: »Von GHG! Geleit in Null-Eins-fünnef! Abstand unklar.«
    Von Hassel fuhr das Sehrohr erneut aus und presste sein Gesicht gegen den Gummiwulst. Zuerst konnte er nur Schwärze sehen, dann wurde es plötzlich heller und er sah glasig grünes Wasser bevor das Sehrohr die Oberfläche durchbrach. Routinemäßig drehte er die Handgriffe und beschrieb einen vollen Kreis, aber der Himmel war leer. Er wandte sich wieder der Wasseroberfläche zu. Lautlos zogen die drei Frachter, die den Geleitzug bildeten, ihren Kurs, während zwei Torpedoboote aufgeregt hin- und herkreuzten. Von Hassel konnte ihre Aufregung beinahe körperlich spüren, obwohl vor ihm alles wie ein Stummfilm ablief.
    Der Kaleun kochte vor Zorn: »Abstand zweitausend! Gegnerfahrt sieben, Bug links!« Er hörte von unten das leise Klicken, als die Werte eingestellt wurden. Der Schusswinkel würde automatisch übernommen werden. Er musste nur das Sehrohr auf das Ziel halten.
    Zweitausend Meter waren zuviel, obwohl es laut Lehrbuch für einen Unterwasserangriff schon eine gute Schussentfernung darstellte. Aber von Hassel beschloss, auf Nummer sicher zu gehen: »Bugklappen öffnen. Rohr Eins und Zwei klar!« Wütend schnappte er: »Und der Funkmaat soll sich nach der Übung bei mir melden!«
    »Schusswerte sind eingestellt!« Die Stimme des IIWO brachte den Kommandanten dazu, sich wieder zu

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