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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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durch einen Sperrbrecher aufgenommen. Zur Abwechslung schien einmal alles zu funktionieren. Zusammen mit einem Torpedoboot, einem bewaffneten Fischdampfer und zwei Minensuchern dackelten sie hinter dem großen grauen Dampfer her.
    Der Steuermann, der gleichzeitig WO der Mittelwache war, betrachtete den Sperrbrecher missmutig: »Das ist so ein richtiger Scheißjob!«
    Rückert, der Funkmaat, der neben ihm stand, musterte das Schiff, dessen Linien unverkennbar den Frachter der Friedenszeit verrieten: »Na, aber wenigstens müssen die nicht weit fahren.«
    »Klasse!«, der Steuermann griente, fuhr dann aber herum und starrte den jungen Lauer an, der dem Gespräch lauschte: »Augen in Ihren Sektor, Mann!« Etwas ruhiger fügte er für alle hinzu: »Auf Minen achten!« Dann wandte er sich wieder dem Funker zu. »Na, mein Traum wäre das nicht, die ganzen Zeit hin- und herzudackeln und darauf zu warten, dass mir eine Mine den Arsch wegbläst.« Er deutete zu dem Sperrbrecher hinüber. »Ich habe gehört, die Burschen stehen da drüben auf Trampolinen. Das soll verhindern, dass es sie bei einer Minenexplosion umhaut.«
    Mit neu erwachtem Interesse betrachtete Willi Rückert ihren Geleitschutz: »Das klingt wirklich traumhaft. Dann schon lieber großdeutsche Tauchröhre.« Er spähte zwischen den Ausgucks hindurch nach achtern, wo der Fischdampfer im Schwell der Nordsee unruhig tanzte: »Und was will der draußen?«
    Der Steuermann spähte nach achtern: »Noch einer, mit dem ich nicht so gerne tauschen möchte. Vorpostenboot. Die Jungs hängen draußen vor den Minenfeldern rum und funken regelmäßig.« Er spuckte nach der Leeseite. »Wenn sie nicht mehr funken, weiß die Leitstelle, der Feind war da.«
    Der Funker, der bereits seine ganze Dienstzeit bei den U-Booten verbracht hatte, zwinkerte. »Trotzdem, ich glaube, die wollen auch nicht unbedingt mit uns tauschen.« Trotzdem streifte sein Blick noch einmal den Fischdampfer: »Vorpostenboot? Au Backe!«
     
     
    4.Seetag – Durchbruch
     
    Das Boot stampfte und rollte, dass es eine Pracht war. Immer wieder schien es im Inneren der engen Röhre, als wolle sich U-68 auf den Kopf stellen, aber in Wirklichkeit rutschte das Boot nur am Rücken eines der vielen Brecher herunter. Es war schneidend kalt geworden, aber immerhin waren sie auch drei Tage nach Norden gedampft und schickten sich nun an, die Nordspitze Englands zu umrunden, denn natürlich konnten sie nicht einfach so durch die Straße von Dover fahren, um den Atlantik zu erreichen. Die Royal Air Force hätte wahrscheinlich schnell Mittel und Wege gefunden, ihrem Missfallen über eine derartige Frechheit Ausdruck zu verleihen. Also ging es eben oben herum.
    Größere Einheiten mussten noch weiter nach Norden ausholen und die Dänemarkstraße benutzen, die Meerenge zwischen Island und den Färöern, aber Kapitänleutnant von Hassel hatte beschlossen, zwischen den Shetlands und Schottland hindurchzugehen nachdem er den Wetterbericht gesehen hatte. Das sparte etliche hundert Meilen, und bei diesem Sauwetter würden die Tommies sowieso keine Maschine in die Luft bringen.
    Während er versuchte, sich etwas fester in seiner Koje zu verkeilen, haderte er mit sich selbst. Was auf der Karte gut ausgesehen hatte, mochte nun ins Auge gehen. Der Atlantik erwies sich wieder einmal als unberechenbar. Als er vor einer Stunde das letzte Mal oben gewesen war, waren die Brecher einer nach dem anderen wie weißköpfige Riesen auf sie zumarschiert. Dabei waren sie noch im äußeren Bereich des ausgedehnten Sturmtiefs.
    Der Steuermann hatte berechnet, dass sie noch vielleicht drei Knoten Fahrt über Grund machten, obwohl die Maschinen mit Umdrehungen für zehn Knoten liefen. In Anbetracht der etwas wackeligen Maschinenanlage konnte es heikel werden, sollte einer der beiden starken Diesel ausfallen, denn dann würden sie gar nicht mehr vorankommen. Und auch wenn die Tommies keine Flugzeuge in die Luft brachten, so hingen hier doch immerhin ihre Kreuzer herum, die versuchten, Ausbrüche schwerer deutscher Einheiten zu verhindern. Bei diesem Wetter und vielleicht nur mit einem Diesel konnte so etwas ins Auge gehen.
    Wieder legte sich das Boot schwer über und setzte zum nächsten Kopfstand an. Der Vorhang, der sein Kabuff vom Rest des Bootes abschirmte, stand in einem grotesken Winkel steif in den Raum, bis das Boot es sich wieder anders überlegte und auf die andere Seite rollte. So ging es nun schon einen ganzen Tag, und wenn sie Pech

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