Brennender Stahl (von Hassel)
Leutnant das andere Boot: »Was fährt denn der zusammen!«
Von Hassel drehte sich um und warf einen prüfenden Blick auf das Fischerboot. Für Rudi Schneider hatte der Stress schon begonnen. Er hatte sich oft gefragt, wie sein Zweiter den Verlust ihres alten Bootes weg gesteckt hatte. Äußerlich anzumerken war ihm kaum etwas. Aber natürlich würde von Hassel diese Frage nie stellen. Stattdessen zog der Kommandant eine Braue in die Höhe: »Gehen Sie hinter ihm durch und fertig. Ich glaube, das Arsenal will uns heute nicht wieder sehen.«
Schneider sah ihn an und seine Augen funkelten belustigt: »Also gut, dann will ich das mal vermeiden, Herr Kaleun!« Er warf wieder einen Blick auf den Fischdampfer, der bereits unangenehm dicht vor ihnen her dampfte und immer wieder leicht nach Backbord ausscherte. Dann beugte er sich über das Sprachrohr: »Ruder Backbord 10!«
Die Bestätigung kam sofort, und der Bug begann, nach links auszuschwenken. Von Hassel entspannte sich etwas: »Also, ich bin dann unten!« Er beugte sich über das offene Turmluk und rief hinunter: »Ein Mann Zentrale!« Dann schwang er sich hinein und rutschte an den Leiterholmen hinunter. Mit einem lauten Knall trafen seine klobigen Seestiefel auf das Metalldeck, und er tauchte wieder ein in die wimmelnde Welt der Röhre.
Adolf Schott, der Smut, steckte den Kopf aus seiner engen Kombüse: »Bis zum Frühstück dauert's aber noch, Herr Kaleun, oder soll ich schnell etwas außen vor machen?«
Belustigt schüttelte der Kommandant den Kopf: »Nein, nur Kaffee, wenn Sie haben, Schott!«
»Kaffee! Kommt sofort!« Es klang, als wollte Schott sagen: »Natürlich!« Er reichte von Hassel einen Metallbecher und zog sich in seine Kombüse zurück. In den Öldunst der Luft mischte sich noch mehr Kaffeearoma.
Von Hassel zog sich in die Offiziersmesse zurück. Noch immer beschäftigte er sich mit Adolf Schott. Einer der neuen Männer und einer der bisher wenigen Reservisten an Bord. Aber es würden mehr werden, ohne Frage. In Friedenszeiten hatte er in einem Restaurant in Köln gekocht, einem ziemlich noblen Schuppen, wenn es stimmte, was er unter seinen Kameraden im Bugraum erzählte. In seinen Personalunterlagen stand sogar der Name des Restaurants, aber der hatte von Hassel nichts gesagt. Nun, immerhin war der Mann gut, ja manchmal sogar übertrieben gut, in dem was er tat, und auf einer langen Fahrt mochte ein guter Smut sein Gewicht in Gold wert sein.
Allerdings was Schott ein Kriegsfreiwilliger, und von Hassel fragte, sich, was einen Mann dazu brachte, sich schneller für einen Krieg zu melden als er musste. Nicht, dass man in Zukunft besser aufpasste, was man sprach. So etwas konnte in der Enge eines U-Bootes Folgen haben.
Nachdenklich blickte er in seinen Kaffee. Er war nicht blind gegenüber dem, was sich in Deutschland abspielte. Es gab vieles, was ihm nicht gefiel. Aber genau wie viele Deutsche hatte er gelernt, den Mund zu halten und weiter zu machen. Politik war nicht sein Geschäft, er war Seeoffizier und hatte einen Krieg zu kämpfen. Alles andere hatte nun bis später zu warten und immerhin waren die Braunen nun die Obrigkeit, mochte man dazu stehen, wie man wollte. In diesem Punkt dachte von Hassel sicherlich wie viele andere Deutsche auch.
Oberleutnant Hentrich, der sich in die Ecke der Koje des IIWO geklemmt und in einem Buch gelesen hatte, beobachtete seinen Kommandanten nachdenklich. Das schmale Gesicht wirkte etwas verschlossen und die grauen Augen starrten in den Metallbecher als entdeckten sie dort etwas Wichtiges.
Hentrich räusperte sich, um den Kommandanten auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Er wusste, dass es vieles gab, was den Alten beschäftigt hielt. Er hatte einiges darüber gehört, was mit dem alten Boot passiert war, und für ihn war es immer noch unverständlich, dass diese Männer danach wieder auf ein U-Boot geschickt wurden. Seit er zur Baubelehrung für U-68 kommandiert worden war, hatte er sich manches Mal gefragt, ob er das auch gekonnt hätte, aber um ehrlich zu sein, er wusste es nicht.
Der Alte blickte auf. »Wer? Oh, hallo, Herr Hentrich! Ich hatte Sie gar nicht gesehen in Ihrer Ecke.«
»Deswegen bin ich ja hier ...«, der Oberleutnant grinste, »... hoch und trocken und allem aus dem Wege.« Er schwang die langen Beine aus der Koje: »Aber in der Zwischenzeit hat wohl endlich jeder alles verstaut.«
»Na ja, Sie wissen ja, wie es nach dem Auslaufen ist. Da steht stets dieses und jenes noch im
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