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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Weg. Mir erschien es dieses Mal weniger schlimm.« Von Hassel strich sich durch die blonden Haare, die bereits begannen, vor Schweiß und ölgetränkter Luft zu verkleben. Aber der Kommandant hatte Recht. Nachdem sie ja schon wochenlang an der Agru-Front gewesen waren und nur ein paar Tage im Arsenal zugebracht hatten, war das Boot ja auch praktisch schon eingeräumt gewesen. Also hatte das übliche Durcheinander nur kurz angedauert.
    Beide Männer wussten, auch ohne sich von ihren Plätzen zu erheben, wie es überall im Boot aussah. Viele der Männer hatten nicht einmal eigene Kojen sondern stiegen in den noch warmen Mief der Vorgänger. An den Fußenden der schmalen Kojen lagen zusammengerollt jeweils ein bis zwei Tauchretter. Dazu kamen die Spinde. Drei Männer teilten sich jeweils einen Spind. Das ließ jedem soviel Platz, wie ein dicker Pullover, vielleicht ein Buch und die unumgänglich lebensnotwendigen Skatkarten einnahmen. Dazu kamen dann noch ein paar Briefe, die sie bekommen hatten oder gerade selber schrieben, und damit endete auch schon die Privatsphäre der Männer, selbst auf einem so großen Boot wie diesem. Wie der Schmadding, Oberbootsmann Volkerts, in seiner trockenen Art richtig festgestellt hat: »Wir haben zwei Toiletten. In einer haben wir Dosen gestapelt, die andere teilen wir uns mit fünfzig Mann. Aber auf nem kleinen Boot hätten wir sie auch noch mit den Dosen teilen müssen.« Oberleutnant Hentrich erinnerte sich immer noch amüsiert an das fassungslose Gesicht des jungen Lauer, dem diese Erklärung gegolten hatte.
    Von Hassel lehnte sich etwas zurück: »Und wie haben sich die Männer aufgeführt während ich in Berlin war?«
    Hentrich winkte ab: »Ein paar Fälle von Trunkenheit, eine Schlägerei, aber nichts Großes. Ich denke, die Feldjäger wollten sich in erster Linie wichtig machen.«
    »Freikorps Dönitz, da kommen die nicht dran, und das wurmt sie ganz mächtig.«, der Alte griente, »Nur der Vollständigkeit halber, wer war es?«
    Nun wurde das Grinsen des IWO wirklich breit: »Der junge Lauer!«
    »Oh, ...«, der Kaleun dachte einen Augenblick über die Neuigkeit nach, »..., na, jetzt bin ich wirklich beeindruckt. Hat er wenigstens gewonnen?«
    Hentrich verzog das Gesicht: »Sagen wir nach Punkten. Braunert und seine Kumpels haben ihn zurückgebracht. Aber nichts Ernstes.« Er sah den Kommandanten fragend an »Es ist Ihnen doch recht, dass ich die Sache nicht zum Rapport gestellt habe?«
    »Sehr recht, Herr Hentrich!«, von Hassel schob sich die Mütze verwegen etwas schiefer nach links. »Ein Mann im Bunker nützt mir nichts.«
    »Gut!«, der IWO nickte. Dann sah er den Kommandanten neugierig an: »Sie haben bisher kein Wort über unsere Befehle verlauten lassen, Herr Kaleun.«
    »Richtig, Herr Oberleutnant ...«, von Hassels Augen funkelten amüsiert, »... das ist mir nicht entgangen. Und jetzt platzen Sie vor Neugier.«
    »Äh, nun ja, ich wollte nicht aufdringlich sein, Herr Kaleun, aber ...«
    »... aber Sie würden schon gerne wissen, wo es hingeht.« Von Hassel schüttelte den Kopf: »Sie werden sich noch etwas gedulden müssen, bis wir richtig in See sind.«
    »Na gut, Herr Kaleun, dann warte ich eben ...«, Oberleutnant Hentrich unterbrach sich, als Obermaat Rückert, der Funker, an den Türrahmen klopfte: »Was ist denn, Rückert?«
    »Verzeihung, ...«, Rückert wandte sich dem Kommandanten zu, »... Funkspruch offen an alle. Es hat einen Luftangriff auf Wilhelmshaven gegeben. War wohl nicht viel, aber sie wissen noch nicht, ob der Tommy nicht vielleicht auch ein paar Minen ins Revier geworfen hat. Deswegen steht an der Kanalausfahrt vorsichtshalber ein Sperrbrecher bereit.«
    »Ein Sperrbrecher? So so!«, von Hassel nickte ruhig. »Dann sollte ja eigentlich nichts schief gehen, nicht wahr?« Doch tief in sich spürte er die Unruhe. Minen im Revier Cuxhaven und Wilhelmshaven stellten eine tödliche Bedrohung dar. Selbst wenn ein fetter Sperrbrecher vor ihnen herdampfte, so etwas konnte trotzdem ins Auge gehen. Er sah seinen IWO an: »Na, dann mal willkommen an der Front. Ich wollte nur, der Dicke und seine Gelatinebubies würden es wenigstens schaffen, die Tommies davon abzuhalten.«
     
    Vorne im Burgraum herrschte drängende Enge, aber das würde sich bis zum Ende der Unternehmung auch nicht mehr ändern. Aus den Lautsprechern seufzte Lale Anderson, aber kaum einer der Männer achtete darauf. Stimmen erfüllten den höhlenartigen Raum. An der Back hatte sich die

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