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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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erste Skatrunde des Tages gebildet. Heute, so kurz nach dem Auslaufen, waren die Männer noch bei Kräften. Später würden sie jeden Augenblick nutzen, um etwas Ruhe zu finden, aber im Augenblick war Skat das Thema der Stunde. Skat und die amourösen Abenteuer des letzten Landganges.
    Jens Lauer blickte aus seiner Koje hinunter auf die Back und folgte dem Geschehen ohne viel zu sagen. Es gab auch wenig, was er zu den Gesprächen hätte beitragen können. Ein unschuldiger Kuss im Garten während des letzten Urlaubes, das war auch schon alles. So lauschte er mit aufgerissenen Augen den Erzählungen der anderen.
    »... na ja, doas damische Luder hoat's nach Länge abgerechnet, i kann euch sag'n, does hat'n Loch in die Tasche geriss'n.« Grinsend sah sich der Gefreite Dörfler um. Der stämmige Bayer wirkte zufrieden, es war immerhin eine gute Geschichte gewesen.
    Der Elektrowilli trommelte einen kleinen Wirbel auf der fettigen Tischplatte: »Bamm, bamm, bamm. Nu trommelt's im bayerischen Wald wieder!« Gelächter brach aus, während Dörfler sich zornig verfärbte: »Glaubst, i lueg euch die Huck'n voll?«
    Hochhuth grinste mutwillig: »Na, dann, Beweise auf den Tisch!«
    Für einen Augenblick starrte der Bayer den Elektrowilli verdutzt an und wusste nicht, was er sagen sollte. Rudolf Braunert, als Messeältester mit gewissen Privilegien gesegnet, streckte seine Beine etwas weiter aus und schüttelte langsam den Kopf: »Nee Jungs, lasst das mal lieber bleiben ...«, er fixierte Dörfler, »... auch kleine Fische stinken!«
    Nun verloren auch die Letzten die Fassung und lachten, bis ihnen das Wasser in den Augen stand. Nur Jens Lauer schaute verblüfft auf das Durcheinander.
     
    Im Feldwebelraum hoben Volkert und Franke ihre Köpfe und lauschten dem Heiterkeitsausbruch. Wenigstens war die Stimmung gut. Das war doch schon einmal ein Anfang. Der Steuermann, der die Zeit bis zum Frühstück nutzte, noch ein paar letzte Berichtigungen in seinen Handbüchern vorzunehmen, lächelte. »Die Kerle sauigeln wieder.«
    »Dann geht es ihnen gut.« Volkert nickte zufrieden. Er sah seinen Kameraden an. Im Augenblick waren sie so allein, wie man auf einem U-Boot nur sein konnte. »Wie geht’s dir?«
    Franke streckte die Hand aus und beobachtete sie: »Kein Zittern, ich bin also noch nicht völlig am Ende.«
    »Du grübelst zuviel, Walter.«
    Walter Franke nickte: »Ich weiß.« Er zögerte: »Nun, vielleicht wird es ja jetzt besser, wenn wir wieder draußen sind. Obwohl es ein komisches Rezept ist, ich weiß.«
    »Na toll!«, Volkert zog die Brauen zusammen, »sag mir, wenn du reden willst.« Er ließ einen Augenblick verstreichen, bevor er das Thema wechselte: »Was sagt das Wetter?«
    Franke blinzelte und nickte dann. Niemals zurückschauen. Er griff nach seinen Notizen und las vor: »Deutsche Bucht, Seegang drei, Wind etwas auffrischend. Nichts besonders Aufregendes.« Er zog die Brauen zusammen: »Weiter im Norden wird’s aber ungemütlich.«
    »Wie weit im Norden?«
    Der Steuermann wiegte den Kopf. »Gar nicht mal soweit. Dänemarkstraße bis mindestens runter zu den Orkneys, und da müssen wir ja auf alle Fälle durch.«
    Volkert kniff ein Auge zusammen. »Gute Gelegenheit für die Neuen, sich ihre Seebeine zu verdienen, nicht wahr?«
    »Könnte sein, dass es etwas wüster wird.«, unkte Franke. »Da oben geht’s ganz schön zur Sache, aber der Alte hat mir noch nicht gesagt, wie weit er nach Norden ausholen will.« Der Schmadding verzog das Gesicht: »Ist so seine Art. Die Befehle teilt er erst mit, wenn wir außer Landsicht sind. Nicht dass noch einer zu desertieren versucht. Du kennst ihn ja.«
     
    Langsam tuckerte das Boot den Nord-Ostseekanal entlang. Die Schleusen wurden mit ruhiger Routine passiert. Zu beiden Seiten des Kanals erstreckten sich die meiste Zeit grüne Weiden und ab und zu eine kleinere Ortschaften. Viele der Männer kamen zwischendurch nach oben, um eine Zigarette im Wintergarten zu rauchen oder auch, um einfach nur etwas frische Luft zu schnappen. Die Wachen wechselten mit ermüdender Gleichmäßigkeit, und diejenigen, die das große grau gepönte Boot vorbeiziehen sahen, ahnten nichts von dem wimmelnden Leben in seinem Rumpf. Ab und zu musste sich U-68 in eine der Ausweichstellen verdrücken, um entgegenkommende Schiffe passieren zu lassen, aber im Großen und Ganzen war der Kanal wie leergefegt. Am frühen Nachmittag erreichten sie endlich die Schleuse in Brunsbüttel und wurden wie angekündigt,

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