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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Ausschau hielt. Schneider blickte ebenfalls nach achtern. Sie hinterließen eine breite weiße Schleppe aus Kielwasser. Das musste man doch sehen!
    Aber das Boot bog in einem engen Bogen wieder hinaus auf die freie See während der Bewacher näher an den Geleitzug heran schor. Offensichtlich ahnte er, dass ein U-Boot da war, aber nicht, wo.
    Ein weiterer hellerer Schatten hob sich vor einem der Frachter ab und der Leutnant bemerkte verblüfft, dass die ganze Wasseroberfläche begann, silbrig zu glänzen. Der Mond! Den hatte er ganz vergessen!
    Wieder knallte es! Das war der andere Bewacher. Von Hassel fuhr herum: »Rein mit Ihnen, Rudi! Ich ...« Er kam nicht mehr dazu, seinem IIWO zu sagen, was er vor hatte.
    Hinter ihnen im Geleitzug schien ein Vulkan auszubrechen. Ein gewaltiges Krachen ertönte und eine Flammensäule stieg senkrecht in die Höhe. Dann fuhr eine Druckwelle über das Wasser, schob das U-Boot etwas an und traf die beiden Offiziere auf dem Turm wie ein heftiger Stoß. Bereits Sekunden nach der Eruption war alles vorbei und die Flammen verlöschten so plötzlich wie sie gekommen waren. Aber das kurze grelle Licht hatte gereicht, sie nachtblind werden zu lassen. Alles, was sie für Momente sahen, waren dunkle Umrisse, obwohl der Mond inzwischen langsam höher am Himmel stand. Unbeachtet und verstohlen wie ein ertappter Mörder schlich sich U-68 von dannen. Es war Krieg.
    Auch der Geleitzug setzte seine Fahrt fort. Weg, nur weg von der Stelle, an der ein Schiff sein Ende gefunden hatte. Alles, was zurückblieb, war ein schwer beschädigtes Rettungsboot, dass kieloben trieb. Es gab keine Jagd auf das U-Boot, denn es gab keine Spur von dem unsichtbaren Feind. So sehr die herbeigeeilten Bewacher auch die Tiefe mit ihrem ASDIC durchsuchten, kein verräterisches Echo wollte ertönen. Vom Frachter Leicester Express, bestimmt von Halufax nach London mit viereinhalbtausend Tonnen Munition und weiteren zehntausend Tonnen Altmetall, gab es keine Überlebenden.
     
    Es war bereits beinahe Mitternacht, aber an Bord des Bootes dachte niemand an Schlafen. Die Aufregung über die Versenkung, knapp eine Stunde zuvor, hatte sich noch immer nicht gelegt. Vorne im Bugraum wurden die Ereignisse wieder und wieder beredet. Als der Tommy hochging, hatte es sich im Inneren des Bootes angehört, als würde ein Schmiedehammer gegen den Druckkörper schlagen. Noch immer mischte sich die Begeisterung über den Erfolg mit der ausgestandenen Furcht. Nicht wenige hatten zuerst geglaubt, es wäre eine Granate gewesen, sie das Boot getroffen hatte. Andere wiederum waren immer noch geschockt darüber, wie schnell alles gegangen war. In einem Augenblick ein großes Schiff, dass in mitten des Geleits fuhr, im nächsten Augenblick eine Feuerwand und dann nichts mehr. Das große Vergessen. Das Schiff - und die Männer von U-68 kannten zu diesem Zeitpunkt nicht einmal den Namen ihres Opfers - hatte aufgehört zu existieren, als hätte es diesen Frachter nie gegeben.
    »Na, wenigstens hoabn's nit vuil gemerkt!«, meinte Dörfler. Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Es is halt Krieg!«
    »Schöner Krieg!«, Daniel Berger hob den Krug mit dem Kujambelwasser prüfend an. »Die armen Kerle hatten keine Chance!«
    Dörfler lief rot an. »Na was mein'st denn? Ob die Tommies mit uns an Mitleid ham, wenn's uns beim Schlafittchen krieg'n?«
    »Nein, glaube ich nicht, ...«, Berger zögerte, » ..., aber die Männer auf den Frachtern sind doch alles Zivilisten.«
    »Tolle Zivilist'n, Dani! Wo doch nu jeder Frachter ne Kanonen rumsteh'n hoat!«, höhnte Dörfler.
    Jens Lauer hörte dem hin und her zu und wandte sich dann an Braunert: »Wie viel Mann fahren auf so 'nem Dampfer?«
    »Kommt drauf an.« Braunert runzelte die Stirn »Vielleicht so vierzig bis fünfzig Mann mit Heizern und allem drum und dran.«
    »Vierzig bis fünfzig?«, Lauer schluckte. Nun, es war ein Erfolg, nicht wahr? Dazu fuhren sie hier draußen herum. Aber mögen musste er den Gedanken trotzdem nicht.
     
    Kapitänleutnant von Hassel war trotz der Versenkung nicht ganz zufrieden. Hart stellte er seinen Kaffeebecher auf die zerkratzte Platte der Back. »Na ja, 6000 Tonnen schätze ich. Das ist ja nicht schlecht. Aber den Tanker ... den verdammten Tanker, den hätte ich gerne erwischt.«
    »Tja, 'nen Tanker, das ist Edelwild. Hat eben nicht sein sollen, Herr Kaleun!«, Oberleutnant Hentrich zuckte mit den Schultern. Wie alle anderen durchlebte er auch immer wieder den Angriff. Nun,

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