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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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aber riechen!«
    Verblüfft schnüffelte Schneider. Der Mann hatte Recht. Er war so an den ständigen Geruch von Dieselöl gewohnt, dass es ihm nicht aufgefallen war, aber der Geruch, der in der Luft hing, war deutlich beißender. Der Leutnant runzelte die Stirn: »Sollten die Kohlenbrenner dabei haben?«
    Der Kommandant wandte sich nicht um und meinte nur geistesabwesend: »Kann gut sein. Die Tommies kratzen jetzt alles zusammen, was sie haben.«
    Schneider stutzte: »Wie meinen Sie das, Herr Kaleun? Ich meine, es ist schließlich Krieg.«
    »Krieg?«, von Hassel schien in der Dunkelheit leise zu lachen, aber Schneider war sich nicht sicher, »Ja, wir haben uns Polen geschnappt, richtig? Aber bisher ist im Westen noch nicht viel passiert, außer, dass wir und die Tommies uns auf See beharkt haben. Meinen Sie, dass geht ewig so weiter?«
    Schneider dachte nach: »Wohl kaum, aber ...«
    »Lassen wir das für den Augenblick.«, der Kommandant schüttelte den Kopf. »Sagen Sie mir lieber, was sie von dem Schatten dort weiter an Steuerbord halten.«
    Schneider spähte in die Dunkelheit bis er glaubte, ihm würden die Augen aus dem Kopf fallen. Da war etwas, ein Schatten, der seltsamerweise heller aussah. Er verzog das Gesicht: »Könnte ein Bewacher sein.«
    »Denke ich auch. Also sind wir näher dran als gedacht.« Der Alte schien einen Moment nachzudenken, dann beugte er sich über das Sprachrohr: »An GHG, Frage: Gibt es etwas in ungefähr Null-Zwo-Null, das sich nicht nach Frachter anhört?«
    Die Antwort ließ einen Augenblick auf sich warten, dann klang es blechern aus dem Sprachrohr: »Rückert meint, da läuft etwas, dass sich so ein Bisschen wie ein Fischdampfer anhört. Jedenfalls keine Turbine!«
    Wieder leuchteten die Zähne des Kommandanten im Dunkeln: »Schön! Er soll sich das Geräusch merken, von hier oben sieht es nämlich aus wie ein kleiner Bewacher. Wie viel Abstand bis zum Geleit und hat Rückert schon was Nettes rausgepickt?«
    Aus dem Sprachrohr drangen ein paar unverständliche Gesprächsfetzen, dann meldete sich Hentrich wieder: »Er meint, eine Meile bis zu dieser Korvette und dann noch mal eine Meile bis zu den ersten Dampfern, Herr Kaleun! Ne halbe Meile weiter, scheint die zweite Kolonne zu laufen. Da drinnen läuft ein großes Schiff mit Turbinenantrieb und ein zweiter Dampfer mit 'ner schweren Kolbenmaschine, aber nur einer ziemlich fetten Schraube.«
    »Genauer geht’s wohl nicht?«
    Wieder ein paar Sprachfetzen, dann gluckste Hentrich: »Der Dampfer mit der Turbine läuft in Null-Eins-Fünnef. Rückert meint, er könne nicht sagen, welche Farbe die Unterhose des Skippers hat!«
    Für einen Augenblick herrschte verblüffte Stille. Schneider, der den hellen Schatten an Steuerbord beobachtete, biss sich auf die Lippen. Sah so aus, als wäre der Funker genervt, aber das war dann doch zu frech! Mit gespitzten Ohren wartete er auf den Ausbruch des Alten.
    Aber von Hassel lachte nur leise auf: »Wenn der Alte da drüben wüsste, das wir hier rumhängen, würde ich sagen braun ... also, null-eins-fünnef und rund eineinhalb Meilen?«
    »Jawoll, Herr Kaleun!«
    »Sehr schön, IWO! Bugrohre fluten, Klappen erst auf meinen Befehl öffnen!«, von Hassel wartete, bis der Oberleutnant aus der Zentrale bestätigt hatte, bevor er fortfuhr: »Umschalten auf E-Maschinen, kleine Fahrt voraus!«
    Die Diesel verstummten. Plötzlich erschien das Plätschern des Wassers gegen den Rumpf das einzige Geräusch zu sein. Alles war unnatürlich laut. Aber dann hörte der Leutnant ein anderes Geräusch. Sehr leise, wie ein unterschwelliges Grollen. Das Stampfen von schweren Maschinen in der Nacht. Unauffällig blickte er auf seine Uhr. Der Alte ließ sich viel Zeit. Nicht mehr lange, und der Mond würde aufgehen. Nachdenklich musterte er den Himmel. Ein paar Sterne waren zu sehen, aber mehr und mehr zogen sich wieder Wolken zusammen. Wartete der Kommandant etwa auf den Mond um einen sichereren Schuss anbringen zu können?
    »Herr Kaleun! Bewacher drei Dez an Backbord!«
    Einer der Ausgucks deutete in die Richtung. Der Kommandant hob sein Glas. Eine Ewigkeit schien er hindurchzustarren, bevor er sich wieder entspannte. »Der läuft ab. Im Auge behalten!« Er ließ das Glas wieder sinken, aber klopfte unruhig auf die Turmbrüstung. »Verdammt, verdammt, verdammt. Dunkel ist ja ganz nett, aber das hier ist dann doch des Guten zuviel!« Er straffte sich etwas und beugte sich wieder über das Sprachrohr: »UZO auf die

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