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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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nachdem das Adrenalin langsam nachgelassen hatte, fühlte er sich seltsam leer. Obwohl er bereits auf einem anderen Boot gefahren war, war das die erste Versenkung gewesen, die er erlebt hatte. Ein schöner fetter Munitionsfrachter. Als das Schiff explodierte, hatte es sich angefühlt, als würde eine Bombe in der Nähe explodieren, dabei war das Schiff eine Meile entfernt gewesen. Es musste eine gewaltige Explosion gewesen sein, auch wenn er davon nichts gesehen hatte. Im Grunde beneidete er den IIWO dafür, dass er oben gewesen war, aber er wusste, dass die Entscheidung des Kommandanten richtig gewesen war, ihn unten in der Zentrale zu lassen. Man sollte eben nicht alle Eier in einen Korb legen.
    »Was machen wir, Herr Kaleun? Nachsetzen?«, Rudi Schneider sah den Kommandanten fragend an.
    Von Hassel schüttelte den Kopf: »Nein, bis zur nächsten Nacht ist der längst daheim. Wir setzen einen Funkspruch ab und gehen zurück auf unseren alten Kurs. Vielleicht können die Flieger noch was erwischen.« Immer noch ärgerlich klopfte er auf die Tischplatte: »Der Verdammte Tanker! Ich hatte ihn so genau im Fadenkreuz. Er muss im letzten Augenblick weggezackt haben. Verdammt schnell für so einen dicken Pott. Ärgerlich aber wahr, ich habe danebengeschossen.«
    »Kann ja mal passieren, Herr Kaleun!«, Schneider sah von Hassel an und zuckte mit den Schultern, »Wie auch immer, den einen haben wir unter Deck geschoben.«
    Oberleutnant Hentrich erhob sich: »Wie auch immer, ich muss den Steuermann ablösen.«
    »Sie?«, der Kommandant ließ den Blick fragend zwischen seinen beiden Wachoffizieren hin und her wandern, »Ich dachte, die Backbordwache und unser IIWO ist jetzt dran?«
    »Wir haben für diese Nacht getauscht. Ich nehme an, Sie wollen nach dem Frühstück die Rohre nachladen?«
    »Äh ja richtig, aber wieso ...« Der Kommandant brach ab: »Ich habe es nicht so gerne, wenn meine Offiziere einfach Wachen tauschen.«
    Der IWO nickte gelassen: »Ja, aber so kann ich mich zur Frühstückszeit um die Torpedos kümmern, Herr Kaleun!«
    »Na, in Ordnung! Aber beim nächsten Mal sagen Sie mir Bescheid, Oberleutnant!«, von Hassel tippte an die schmutzige Mütze. »Dann mal eine ruhige Wache, IWO!«

 
    Gammelfahrt
     
    Das Boot verschwand mit südwestlichem Kurs aus der Reichweite der Royal Air Force. Ihr befohlenes Operationsgebiet lag vor Sierra Leone und bis dorthin brauchten sie bei der sparsamsten Fahrtstufe noch rund zwei Wochen.
    Wie angekündigt wurde ein Funkspruch abgesendet, aber ob daraufhin der Geleitzug angegriffen wurde oder nicht, sollten sie nie erfahren. Es war auch unwichtig für sie. Sie luden die Bugrohre nach und setzten ihre Fahrt fort. Die Routine hatte sie wieder fest im Griff und nach ein paar Tagen schien auch der Geleitzug in den Köpfen der Männer langsam zu verblassen.
    In ständig gleich bleibendem Rhythmus wechselten die Wachen, im Inneren des Bootes spielte der Funkmaat ständig die gleichen Platten, ganz einfach weil er nur ein paar Platten dabei hatte, und die Männer, die sich ein oder gar zwei Bücher mitgenommen hatten, waren durch das erste Buch durch.
    Zeitungen waren der Renner der Saison. Genauer gesagt, die beiden Zeitungen, die am Tag des Auslaufens noch an Bord gekommen waren. Sie waren inzwischen natürlich alt, aber das hinderte niemand, sie noch einmal zu lesen. Es konnte ja vielleicht noch ein Wort darin stehen, dass man beim letzten Mal übersehen hatte. Und wenn nicht, nun, dann hatte die Suche danach wenigstens etwas die Zeit vertrieben.
    Das Leben begann, sich auf ein Minimum zu beschränken. Im Boot stank es noch etwas mehr, die Unterwäsche hatte noch ein Bisschen mehr Schimmel angesetzt und von einem Vierpfundbrot blieb noch etwas weniger Genießbares übrig. Der Gesprächsstoff war verbraucht, alle Geschichten der letzten Landgänge erzählt, und selbst die Skatspiele im Bugraum wurden, abgesehen vom Reizen und gelegentlichen Einwürfen, in verbissenem Schweigen gespielt. Ab und zu gab es einen Übungsalarm, aber der war eigentlich auch schon Routine. Essen, schlafen, Wache gehen und zwischendurch mal für die Toilette anstehen, das war das Leben an Bord.
    Es waren immer die gleichen Gesichter, es gab keine Abwechslungen. Wenn es den Funkern gelang, mal einen englischen Sender abzuhören, dann waren sie die beliebtesten Männer an Bord, denn sie hatten Neuigkeiten. Auch von anderen U-Booten hörten sie manchmal etwas, wenn es ihnen gelang den Funkverkehr im

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