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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Einschläge der Granaten in die See viel lauter an, wie Schmiedehämmer. Er konnte nicht sagen, ob die Tommies bereits auf U-68 schossen, aber für ihn hörten sich die hallenden Schläge unangenehm nahe an.
    Er wechselte einen Blick mit Obermaat Peters, der ebenfalls Wache im Motorenraum hatte. Es war beinahe unerträglich heiß in dem engen Dieselmaschinenraum, aber das war im Moment ihre geringste Sorge. Mit Argusaugen überwachten sie die Instrumente und lauschten immer wieder.
    Überall im Boot saßen oder standen die Männer und starrten auf die gerundete Bordwand. Jeder Einschlag war so deutlich zu hören, als gelte er dem U-Boot, das immer noch mit halber Kraft an der Oberfläche versuchte, in den Kurs des Kreuzers zu gelangen. Jedem war klar, das selbst ein Nahtreffer aus den mächtigen Rohren des Tommykreuzers reichen würde, ihr Boot tauchunklar zu machen, und dann waren sie geliefert.
    Männer, die etwas zu tun hatten, waren besser dran. Ob es der Steuermann Franke war, der jede Bewegung der Schiffe und jeden Befehl für das KTB protokollierte und gleichzeitig auf die Zeit bis zum Tauchpunkt achtete, oder die Maschinisten, die ihre Maschinen zu überwachen hatten, sie waren die Glücklichen.
    Andere, wie die Funker, hatten schon einmal unauffällig alles vorbereitet. Nur für den Fall, das ... Leinenbeutel mit Bleigewicht lagen bereit und die Spinde mit den Geheimunterlagen waren nicht verschlossen. Sollte das hier gut gehen, dann konnte man den Kram immer noch wieder wegstauen. Sollte es nicht gut gehen, nun, dann würden wenigstens die Schlüssel nicht  in die Hände der Tommies fallen. Außerdem hatten die Funker mit dem Horchgerät und den Funkempfängern zu tun. Grell drang das Zirpen der Morsesignale aus den Lautsprechern. Während Maat Rückert am GHG saß, hatten die beiden anderen Funker sich vor die Geräte gequetscht und notierten eifrig alles mit, was sie empfangen konnten. Olm notierte alles, was er vom Kreuzer auffangen konnte. Fast alles war sinnloser Buchstabensalat. Selbst unter Gefechtsbedingungen nahmen die Tommies sich die Zeit, ihre Sprüche zu verschlüsseln. Nur ein einziger Funkspruch war bisher im Klartext herausgegangen, als der Kreuzer alle Schiffe in der Nähe warnte, sich dieser Position zu nähern. Eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme aus Sicht der Briten. Nicht, dass noch ein allein fahrender Frachter versehentlich dazwischen geriet. Aber immerhin hatte der Tommy dabei seinen Namen verraten: HMS Wiltshire. Der Alte hatte also mit seiner ersten Schätzung fast richtig gelegen, was aber auch kein Wunder war, denn schließlich hatten die Tommies nur zwei Klassen schwerer Kreuzer, auch wenn es Varianten gab, die sich im Detail unterschieden. Es machte im Grunde auch keinen Unterschied, aber wenigstens hielt es die Funker beschäftigt.
    Henke, der andere Funkgefreite, schrieb die Funksprüche der Kurland mit. Das Troßschiff funkte offen und mit höchster Sendeleistung. Der junge Funker wusste, dass die Funksprüche auf dieser Frequenz bis nach Deutschland empfangen werden konnten. In der Leitstelle Norddeich würden nun ebenfalls Funker atemlos dem letzten Akt des Dramas lauschen von dem die unbekannten Kameraden auf der Kurland berichteten. Es würde in diesem Krieg nicht selten sein, dass Funker mit der Hand an der Taste auf Tiefe gingen, Engländer wie Deutsche. Aber noch war das alles neu und der Krieg noch jung. Um so mehr nahm es Henke mit, zwischen den nüchternen Zeilen der Funksprüche die Verzweiflung and Bord des Versorgers zu fühlen. Es war aussichtsloser Kampf.
    Aber die meisten der Männer von U-68 hatten nichts zu tun. Sie warteten, während außerhalb des Bootes wieder die Salven über die See rollten. Sie warteten darauf, dass der Alte endlich tauchen konnte, darauf, dass er dem verdammten Tommy ein paar Aale verpassen konnte. Auch wenn dem Dümmsten an Bord klar sein musste, dass die Chancen nur hauchdünn waren, dazu war das britische Kriegsschiff einfach zu schnell. Dabei rechneten sie noch gar nicht mit den üblichen technischen Schwierigkeiten von U-68.
    Das erste Anzeichen drohenden Unheils war ein dünner Rauchfaden, der irgendwo in der Nähe der Ventilhebel des Backborddiesels aufzusteigen schien. Doch keiner der beiden Maschinisten nahm dieses erste Warnsignal wahr. Erst als der Öldruck absank und sich der Klang des Diesels veränderte, wurde Daniel Berger aufmerksam, aber zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät.
    Maschinenobermaat Peters sah eine

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