Brennender Stahl (von Hassel)
kleine blaue Flamme aufflackern und dann irgendwo in den Tiefen des schweren Aggregats verschwinden. Noch bevor er sich darüber klar werden konnte, was vor sich ging, entzündete sich aus einer Simmeringdichtung austretendes Öl. Normalerweise ist Dieselöl schwer entflammbar. Wer einmal versucht hat, normales Dieselöl für Fahrzeuge in Brand zu stecken, wird feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Anders aber sieht es aus, wenn es sich um heißes Öl handelt, das auch nicht abkühlen kann, weil jeder Tropfen der austritt sofort auf heißes Metall trifft. Das Öl wird sich nicht sofort entzünden. Es wird langsam aber sicher anfangen Dämpfe zu bilden. So, wie es das im Motorenraum von U-68 tat. Die Maschinen waren über Stunden mit AK gelaufen und immer noch drehten die Diesel mit halber Kraft. Im Inneren des Rumpfes herrschten mehr als vierzig Grad, im Motorenraum nun, unter Gefechtsbedingungen, bei geschlossenen Schotten, etwas über fünfzig Grad. Und es gab keine Möglichkeit, die Abwärme der Motoren wieder los zu werden. Überall lag der Geruch nach Dieselöl in der Luft, aber dieses Mal war es nicht das Öl selber, sondern dessen leicht verdunstende Bestandteile, und die waren hochentzündlich. Alles was fehlte, war ein Funke und der ergab sich von selbst. Schließlich sind Diesel Selbstzünder.
Mit einem fauchenden Knall verpufften die Dämpfe, die sich im Inneren des Motors angesammelt hatten. Die Explosion war nicht stark und nicht sehr heiß, aber sie reichte aus, um den Backborddiesel zu beschädigen. Weitere Ölleitungen barsten und spritzten den schwarzen Lebenssaft des U-Bootes auf das heiße Metall, wo sich der Treibstoff nun sofort entzündete, denn dort brannte ja bereits Öl.
Der Maschinist Berger hatte Glück. Er stand gerade vor dem Schott nach vorne, als das Unheil seinen Lauf nahm. So war er vor der Verpuffung größtenteils geschützt. Er reagierte schnell und mehr oder weniger automatisch: Die Ölzufuhr abdrehen und über das Sprachrohr Alarm geben. Erst nach einigen Augenblicken, er hatte sich bereits den Tauchretter aufgesetzt und begonnen, zu löschen, wurde ihm klar, das noch etwas anderes nicht stimmte. Seine Augen versuchten die verqualmte Höhle, die Minuten zuvor noch der Maschinenraum gewesen war, zu überblicken. Dann sah er ein Bein auf dem Metallenen Laufgang liegen.
Maschinenmaat Peters hatte genau vor dem Dieselaggregat gestanden, als das Öl verpuffte. Die Stichflamme hatte ihn voll getroffen und sein Gesicht verbrannt, aber er war gar nicht mehr zum Schreien gekommen, weil der Druck der Verpuffung ihn einfach nach hinten geworfen hatte und er mit dem Kopf auf das Fundament des Steuerbordmotors geschlagen war. Bewusstlos blieb er liegen bis Daniel Berger ihn fand. In der Zwischenzeit kam auch noch eine Rauchvergiftung hinzu.
Die erste Granate schlug auf der Kurland ein, gerade, als die Männer anfingen doch noch etwas Hoffnung zu schöpfen. Der Tommy schoss auf große Entfernung um sich außer Reichweite der deutschen Geschütze zu halten. Vor allem aber wollte er einem verzweifelt kämpfenden Gegner aber auch nicht ohne Not näher kommen als es nötig war. Der Kreuzer mochte eine beeindruckende Kriegsmaschinerie sein, aber sie war weder gegen einen Glückstreffer gefeit noch gegen Verzweiflungstaten. Ein Glückstreffer jedoch konnte die empfindlichen Waffenleitsysteme lahm legen und es dadurch den Krauts ermöglichen, in der immer weiter vordringenden Nacht zu verschwinden. Andererseits war es bisher nicht gelungen einen direkten Treffer zu erzielen und nach wie vor pflügte das große Schiff mit über zwanzig Knoten durch die See und zackte alle paar Sekunden, so, dass Treffer auf große Entfernung, vor allem bei den schnell schlechter werdenden Sichtverhältnissen, zu einem Zufall wurden. Der britische Kommandant stand also unter Zeitdruck und musste aufschließen. Doch jedes Mal, wenn er näher als zehn Meilen kam, geriet er ebenfalls in die Reichweite der deutschen Geschütze. Er hatte noch keinen Treffer hinnehmen müssen, aber gezackte Splitterlöcher in seinem Vorschiff zeugten davon, dass die Krauts auch nicht schlecht schossen. Offenbar wollten sie es wissen und nur ein Narr würde nahe genug herangehen, um dem Gegner eine Chance für einen letzten Akt der Verzweiflung zu geben. Denn obwohl der britische Kreuzer ein großes gepanzertes Schiff war, der deutsche Versorger war nahezu doppelt so groß und immerhin mit genügend Munition und Öl beladen
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