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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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um beide Schiffe in die Luft zu jagen, sollte es zu einem Rammstoß kommen. Also feuerten die schweren Geschütze weiter über zehn Meilen hinweg auf den zackenden Gegner. Irgendwann würde es einen direkten Treffer geben und Seezielschießen ist ja immer ein statistischer Vorgang.
    Vierzig Minuten nach Beginn des ungleichen Gefechtes war es soweit. Die Kurland sah aus wie ein Pfefferstreuer. Rauchende gezackte Löcher im Schornstein und den Aufbauten des Achterschiffes bezeugten viele Nahtreffer. Im Maschinenraum wurde eine der Wellen bereits von Hand geschmiert, da sie sich etwas unter den Erschütterungen der schweren Detonationen verzogen hatte und einige Schmierölleitungen von Splittern zerrissen worden waren. Im Maschinenraum, vor allem an der Backbordseite, konnte man durch einige große Splitterlöcher die See sehen. Aber noch hielt sich das Schiff! Auch wenn es von den Beinahetreffern ebenfalls Stück für Stück zerlegt wurde. Auch mehrere Männer der Besatzung waren bereits von Splittern getroffen worden.
    Der erste direkte Treffer schlug in den unteren Brückenaufbau. Die schwere Granate sauste durch eine Offizierskammer an Steuerbord und schlug in die Funkkabine auf der Backbordseite, wo sie zwei Funker tötete, Geräte mit sich riss und dann, ohne zu detonieren, auf der anderen Seite wieder durch die Stahlwand hinaus in die See verschwand. Denn noch war das Glück der Kurland nicht zu Ende. Der Stahl ihrer Aufbauten war einfach zu dünn, um den Zünder einer Panzersprenggranate auszulösen. Wäre die Granate auf etwas Massiveres getroffen, hätte es schwerere Schäden gegeben, aber so hinterließ sie nur ein großes Loch durch das man von einer Seite des Brückenaufbaues auf die andere sehen konnte. Und natürlich ein paar Blutspuren und abgetrennte Kabel wo sie die unglücklichen Funker getroffen hatte.
    Ein Deck höher, auf der Brücke, spürte Korvettenkapitän Stülpe den Einschlag wie einen körperlichen Schock. Ein paar Männer stürzten nach unten um zu sehen, was zu tun war. Er selbst konnte sich nicht darum kümmern, sondern musste sich auf die Führung seines Schiffes konzentrieren. Aber Minuten später kam die Meldung von der Schiffssicherungszentrale. Sein Erster war weit weg von der Brücke, nur für den Fall, dass die Brücke getroffen wurde. Mit einen Nicken nahm er den Hörer des Telefons von seinem Brückenmaat entgegen. »Kommandant!«
    »Schiffssicherung! Wir haben einen Treffer im Funkraum. Aber keine Explosion. Zwei Tote. Es wird etwas dauern, bis wir wieder funken können. Aber davon abgesehen hält sich das Schiff gut.«
    »Wie sieht es sonst aus?« Stülpe zuckte zusammen, als in der Nähe wieder eine Granate in die See schlug. Irgendwo knallte wieder Metall in die Aufbauten.
    Der Erste klang ruhig, als hätte er es aufgegeben, über alles andere nachzudenken. »Wir haben einen kleineren Brand in einer Farblast, aber der ist unter Kontrolle. Bisher zwei Tote und sechs Verletzte. Eine Welle ist beschädigt, aber der Leitende lässt sie weiterlaufen. Er will sich später darum kümmern.« Ein leises Kichern erklang. »Jedenfalls wenn wir dann noch schwimmen!«
    »Also gut, bleiben Sie am Ball!« Ohne weiteren Kommentar legte er auf und wandte sich um, um in die Brückennock zurückzukehren. Einen Vorteil hatten die Splitterlöcher im Schornstein. Dicker schwarzer Rauch quoll heraus und entzog sie immer wieder für kurze Zeit den Blicken des Gegners. Noch hatten sie eine Chance durchzuhalten, bis es Nacht wurde. Wenn die Briten sich entschließen sollten, näher heranzugehen, dann würde die aber auch dahin schmelzen.
    Das schrille Klingeln des Telefons hielt ihn zurück. Automatisch griff er nach dem Hörer: »Kommandant!«
    »Horchraum!«
    Für einen Augenblick war Stülpe verblüfft, bis ihm einfiel, dass dort ja auch ein Horchfunker seine Gefechtsstation hatte. Als ob es jetzt viel zu horchen geben würde!
    »Sprechen Sie!«
    Die jugendliche Stimme klang nervös: »Ich habe einen Kontakt an Steuerbord achteraus. In etwa eins-drei-null Grad. Klingt wie ein U-Bootdiesel, Herr Kapitän! Aber nur eine Schraube. Ich kann ihn nicht genau hören in diesem Durcheinander!«
    Stülpe versuchte, sich an den Namen des Mannes zu erinnern. Schulz? Gefreiter Schulz? Das musste es sein. Aber sein Hirn war wie gelähmt. Verzweifelt versuchte er, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben: »Hören Sie, Schulz. Ich möchte, dass Sie sich ganz auf dieses U-Boot konzentrieren. Ignorieren Sie alles

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