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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Erfolg gefeiert wurde, hatte in der Marine nur die Achtung vor dem Gegner gesteigert. Nun war die Reihe eben an den Deutschen ...

 
    22.Seetag – Bei Sonnenuntergang
     
    Kurz vor Sonnenuntergang meldete der Posten Backbord achteraus die Rauchsäule. Bereits Minuten später stiegen zuerst ein Mast, dann eine kleine eigentümlich Runde Brücke über den Horizont.
    Etwas enttäuscht ließ Rudi Schneider sein Glas sinken: »Das sieht aber nicht nach viel aus, Herr Kaleun! Ich hoffe, das ist kein Zerstörer!«
    Von Hassel antwortete nicht sofort. Ruhig hielt er das Glas auf das ferne Schiff gerichtet. Im Westen, also vor ihrem Bug, versank die Sonne in einem feurigen Schauspiel in der See und färbte alles rötlich, als würden unter der Wasseroberfläche Vulkane glühen. Im Osten hingegen dunkelte es bereits und es war schwierig Details zu erkennen.
    »Na, dann schauen Sie mal zu, wie Ihr Zerstörer wächst, Herr Leutnant!« Ein grimmiger Unterton hatte sich in von Hassels Stimme geschlichen.
    Rudi Schneider hob sein Glas erneut und richtete es auf den Tommy. Verblüfft schluckte er. Was er für eine Kommandobrücke gehalten hatte, zeigte sich nun als Artillerieleitstand. Darunter türmte sich Brücke über Brücke. Der Rumpf war noch hinter dem Horizont verborgen, aber die dunklen Rauchfahnen aus mehreren Schornsteinen zeigten an, dass die Maschinen mit Höchstlast liefen. Aber das war keine Neuigkeit. Der Funkmaat hatte das schon vor einer Stunde gemeldet als die rasenden Schrauben wieder in die Reichweite des Horchgerätes gerieten. Dieses Mal war es deutlicher. Turbinenantrieb und nicht zwei sondern sogar vier Schrauben.
    Unwillkürlich zog Rudi Schneider den Kopf ein, als die ersten Geschützrohre sichtbar wurden, nicht mehr als dunklere Schatten und eckige Konturen dahinter. Mehr war auf diese Entfernung und unter diesen Sichtverhältnissen nicht auszumachen, aber es gehörte auch nicht viel Fantasie, sich die schweren gepanzerten Türme vorzustellen. Der Leutnant schluckte erneut: »Drei Schornsteine?«
    Der Kommandant nickte kurz. »Sieht so aus. Schwerer Kreuzer! London- oder Kent-Klasse.« Er beugte sich vor zum Sprachrohr: »Zentrale? Oberleutnant Hentrich, schicken Sie mal jemanden in mein Kabuff. Über dem Schreibtisch steht ein Vorkriegs-Jane's. Wir haben hier einen schweren britischen Kreuzer. Drei-Schornsteintyp. Die sehen alle so ähnlich aus. Was gibt es Wissenswertes über die Burschen?«
    Es gab etwas Unruhe. Gelassen wartete von Hassel ab. Die Engländer waren hinter dem Troßschiff her. Sie ahnten wahrscheinlich gar nichts von dem U-Boot. Und noch war die Zeit nicht gekommen, die Karten aufzudecken. Sie würden ohnehin nur dann eine Chance bekommen, wenn die Kurland endlich weiter nach Norden drehte.
    »Morsezeichen vom Flugzeug!«, einer der Ausgucks deutete aufgeregt zu der immer noch kreisenden Walrus.
    Rudi Schneider begann mitzulesen: »Stoppen Sie zur Untersuchung!«
    Von Hassel richtete sein Glas auf das ferne Troßschiff, aber er konnte keine Reaktion erkennen. Oder doch? Er war sich nicht sicher, aber es schien ihm, als würde der lange Rumpf sich verkürzen. Die Kurland änderte den Kurs!
    Die Stimme von Oberleutnant Hentrich hallte aus dem Sprachrohr: »Hier haben wir es. 8 mal 20,3 Zentimeter, 16 mal 10,2 Zentimeter. Geschwindigkeit etwa 32 Knoten. Zwei Flugzeuge.« Deutlich hörbar klappte er das Buch zu. Es gab dazu nichts mehr zu sagen. Ein Schlachtkreuzer en miniature war dabei sich auf die Kurland mit ihren drei müden Fünfzehnern zu stürzen.
    Wieder blitzten Morsezeichen am schnell dunkler werdenden Himmel auf. Rudi Schneider las laut mit: »Stoppen Sie sofort, wiederhole, sofort!« Er wandte sich zum Kommandanten um: »Dieses Mal meint er es ernst!«
    »Sieht so aus!« Der Alte dachte nach. »GHG: Was macht die Kurland?«
    Die Antwort kam prompt: »Die Kurland dreht auf uns zu! Warten Sie, Herr Kaleun ...« Wieder hörte er einen kurzen Wortwechsel aus dem Sprachrohr, dann meldete sich der IWO wieder: »Sie funkt. RRRR, Raider-Raider-Raider-Raider, TS Adelaide, werde angegriffen auf Position ...«
    »Schick! Ich glaube nicht, dass sie den Tommy damit bluffen können, aber immerhin kostet es ihn etwas Zeit bis er den falschen Namen überprüft hat!« Von Hassel kratzte sich im Bart: »Also gut, es wird Zeit, sich unseren Sold zu verdienen. Halbe Fahrt! Wir drehen auf Eins-Zwo-Null Grad. Alle Mann auf Gefechtsstation!«
    Mit halbem Ohr lauschte er der Bestätigung von unten.

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