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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Push-polling ist prima gelaufen, das hast du wundervoll hingekriegt. Ein paar gepfefferte Anfragen mit dem Briefkopf des Wissenschaftsausschusses, und schon springen die Lokalpolitiker, die sind jetzt misstrauisch geworden und zu allem bereit. Das war eine regelrechte Tour de Force. Sogar das Hotel erwirtschaftet Gewinn! Zumal jetzt, wo wir die Headhunter mit den dicken Spesenkonten von außerhalb angelockt haben.«
    »Ja, du hast uns dazu gekriegt, wie die Maultiere zu schuften – das brauchst du mir nicht extra zu sagen. Die Frage ist bloß, reicht das auch?«
    »Nun ja, reichen tut nie was… Politik ist keine Präzisionsmaschine, sondern die Kunst der Darstellung. Dabei geht es um Bühnenmagie. Das Jahr hat gerade erst begonnen, und der Vorhang hebt sich. Wir haben unsere Gerätschaften im Publikum vorbereitet, wir haben Tücher und bunte Bänder in den Ärmel gesteckt, wir haben das Spielfeld mit Hüten und Kaninchen präpariert…«
    »Es gibt viel zu viele Hüte und Kaninchen.«
    »Nein, keineswegs! Es kann gar nicht zu viele geben! Wir verwenden einfach so viele, wie wir brauchen, und zwar dann, wenn wir sie brauchen. Das ist die Schönheit des Multitasking. Das ist der fraktale Aspekt, die Selbstähnlichkeit verschiedener politischer Schichten…«
    Pelicanos schnaubte. »Hör auf, wie Bambakias zu reden. Dieser hochgestochene Netzjargon bringt uns auch nicht weiter.«
    »Aber es funktioniert! Sollte uns die Unionsregierung im Stich lassen, dann haben wir immer noch die Informanten im texanischen Rechnungshof. Der Stadtrat von Buna hält große Stücke auf uns! Ich weiß, politisch sind sie nicht viel wert, aber hey, wir haben ihnen in den vergangenen sechs Wochen mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen als das Laboratorium in fünfzehn Jahren.«
    »Dann hältst du dir also alle Optionen offen.«
    »Genau.«
    »Früher hast du immer gesagt, das missfiele dir.«
    »Was? Das habe ich nie gesagt. Du bist einfach schlecht drauf. Ich bin ausgesprochen optimistisch, Yosh – wir hatten ein paar kleinere Rückschläge zu verzeichnen, aber es war eine kluge Entscheidung, diesen Auftrag anzunehmen. Das ist eine bereichernde Erfahrung.«
    Sie blieben stehen und ließen ein Yak passieren. »Weißt du, was mir an dieser Kampagne wirklich gefällt?« fragte Oscar. »Sie ist so überschaubar. Zweitausend politische Analphabeten, eingeschlossen in eine Kuppel. Wir verfügen über komplette Wählerprofile und haben Dossiers über jeden einzelnen Mitarbeiter, sodass wir ihn einer Interessengruppe zuordnen können! Das Labor ist so abgeschlossen und weit ab vom Schuss – politisch betrachtet, ist das Ganze einfach perfekt und magisch.«
    »Es freut mich, dass du deinen Spaß hast.«
    »Ich bin entschlossen, meinen Spaß zu haben, Yosh. Wir könnten hier zerschmettert werden oder in den Ruhmeshimmel aufsteigen, aber eine solche Chance bietet sich uns so schnell nicht wieder.«
    Ein mit mutierten Saatpflanzen beladener Lieferwagen rumpelte an ihnen vorbei. »Soll ich dir was sagen?« meinte Pelicanos. »Ich war so damit beschäftigt, hinter all ihre schmutzigen Tricks zu kommen, dass mir gar nicht klar ist, was die hier eigentlich machen.«
    »Ich glaube, du weißt wesentlich besser Bescheid als die Leute hier.«
    »Ich rede nicht von den Finanzen, sondern von der Forschung. Über kommerzielle Biotech weiß ich einigermaßen Bescheid – in Boston waren wir schließlich gemeinsam in der Branche tätig. Aber der eigentliche Knackpunkt, was diese Hirnexperten und Kognitionsforscher angeht… Ich glaube, irgendetwas Wichtiges entgeht mir da.«
    »Ach ja? Ich persönlich habe mich bemüht, mich über ›Amyloidfibrillen‹ zu informieren. Greta schwärmt dafür.«
    »Es ist nicht bloß so, dass das ein schwieriges Gebiet ist. Aber ich habe auch das Gefühl, die verbergen was.«
    »Klar. Das ist Wissenschaft im Stadium der Dekadenz. Man kann seine Entdeckungen nicht mehr patentieren oder mittels Copyright schützen lassen, deshalb machen sie ein solches Geheimnis draus.« Oscar lachte. »Als ob das heutzutage noch funktionieren könnte.«
    »Vielleicht forschen die an etwas, das Sandra helfen könnte.«
    Oscar war gerührt. Auf einmal verstand er die düstere Stimmung seines Freundes; sein Seelenleben hatte sich ihm geöffnet wie eine Origamiblume. »Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung, Yosh.«
    »Wenn ich bloß mehr Zeit hätte, mich um sie zu kümmern, wenn da nicht so viele Ablenkungen wären… Nichts als Hüte und Kaninchen.

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