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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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nennen.« Einhergehend mit theatralischen Zuckungen streifte Kevin die Socken über seine geröteten, nach Einreibemittel stinkenden Füße. »Sie wollen unbedingt wissen, warum er das getan hat, nicht wahr? Sie müssen immer auf dem Laufenden sein, Sie können nicht bis morgen warten. Also, er will mich reinlegen, so ist das. Er steigt vom heißen Stuhl runter und lässt mich darauf Platz nehmen. Er glaubt, die Regulatoren hätten die Grenze überschritten und näherten sich mit allem, was sie haben. Das wollte er nämlich, das war sein Plan. Die Regulatoren werden die Anlage in Grund und Boden stampfen, und dann müssen sie mit einer massiven Vergeltungsaktion seitens des Staates rechnen.«
    »Der Plan scheint mir ziemlich weit hergeholt, finden Sie nicht?«
    »Aber deshalb hat er sich überhaupt drauf eingelassen, Mann. Er ist nicht deshalb hergekommen, weil er Ihren geliebten Wissenschaftlern helfen wollte. Sie denken zu geradlinig, Sie kapieren einfach nicht, welche Prioritäten diese Leute haben. Sie erwarten von der US-Regierung weder Recht noch Gerechtigkeit. Sie glauben nicht mal, dass die Regierung vernünftig handelt. Das ganze staatliche System hat sich von ihnen abgekoppelt und ist in den Tiefen des Weltraums verschwunden. Das ist wie schlechtes Wetter für sie. Etwas, das man eben erträgt.«
    »Sie irren sich, Kevin – ich verstehe das durchaus.«
    »Wenn sie handeln wollen, dann wollen sie etwas damit erreichen. Und wichtig sind für sie die anderen Prolos. Sie sind wie Stämme, die durch die gewaltige, feindselige Wüste Ihrer Gesetze und Ihres Geldes wandern. Aber die Moderatoren hassen die Regulatoren. Die Regulatoren sind stark und verbreiten Furcht und Schrecken. Ein Gouverneur hält seine schützende Hand über sie. Sie haben einen Luftwaffenstützpunkt eingenommen. Alles, was die Moderatoren besitzen, sind ein paar Dutzend Geisterstädte und Nationalparks.«
    Oscar nickte aufmunternd.
    »Dann tauchten Sie auf. Plötzlich bot sich die Gelegenheit, diese Anlage einzunehmen. Das hier ist eine staatliche Forschungseinrichtung, viel besser als ein Luftwaffenstützpunkt zum Ausschlachten. Das Labor hat einen ausgezeichneten Ruf. Seine Eroberung würde eine tödliche Beleidigung für die Regulatoren darstellen, denn ihr Gönner Huey hat die Anlage erbaut und glaubt, sie gehöre von Rechts wegen ihm. Er ist verrückt nach dieser ganzen grünen Gen- und Hirnscheiße. Deshalb hat Burningboy Ihnen geholfen. Und deshalb setzt er sich ab, bevor es ernst wird. Er hat der anderen Seite eine Falle gestellt, und wir sind für ihn bloß der giftige Köder.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    Kevin öffnete eine Schublade. Er nahm einen großen, höchst illegalen Revolver und eine Flasche Whiskey heraus. Er trank einen Schluck Whiskey, dann stellte er Zigarrenkisten mit Klappdeckeln auf die spiegelnde Oberfläche des Schreibtischs. »Weil er es selbst gesagt hat, Mann. Sehen Sie sich das mal an.«
    Kevin öffnete die erste Zigarrenkiste. Darin waren Abhörwanzen mit handbeschrifteten Etiketten festgepinnt. »Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, eine solche Anlage von Wanzen zu säubern? Es ist technisch unmöglich, so schwer ist es. Es gibt keine funktionierenden Detektoren für Wanzen – das ist alles Mist! Eine gute Wanze kann man praktisch nicht aufspüren, außer man sucht alles ab. Und das hab ich getan. Ich teile Gruppen von Moderatoren ein, die gerade nichts Besseres zu tun haben, und dann bearbeiten wir alle infrage kommenden Oberflächen mit engzähnigen Kämmen. Die Wanzen sind wie Läuse, das ist eine gottverdammte gesellschaftliche Krankheit. Ich hab Wanzen hier gefunden, die vor vierzehn, fünfzehn Jahren angebracht wurden. Ich hab eine richtige Sammlung angelegt! Schauen Sie mal!«
    »Sehr eindrucksvoll.«
    Kevin klappte die Zigarrenkiste zu und deutete feierlich darauf. »Wissen Sie, was das ist? Das ist das Böse, so ist das. Es ist schlimm, es ist schlicht und einfach böse von uns, dass wir uns das antun. Wir besitzen als Volk und Nation keinen Anstand, Oscar. Wir sind mit dieser Technik zu weit gegangen, wir haben unsere Selbstachtung verloren. Das ist ein Massenmedium, Mann. Ein böses, das Privatleben ausspionierendes Medium. Aber wir haben es gewollt und setzen es auch ein, weil wir glauben, wir müssten informiert sein. Wir sind gezwungen, allem uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Jedem Scheiß, der uns im Grunde nichts angeht.«
    Oscar schwieg. Er wollte Kevin

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