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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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zahlen. Bloß um andere davon abzuschrecken, es einem nachzutun, wissen Sie. Und deshalb tue ich das einzig Ehrenhafte. Meine Leute verstehen das.«
    »Das ist also das einzig Ehrenhafte? Seine Strafe absitzen. Schulden begleichen.«
    »Stimmt. Ich habe die Verantwortung getragen, und jetzt trete ich ab. Zumindest werde ich nicht enden wie Green Huey«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass Huey nicht mehr zurück kann, mein Sohn. Er kann das Kreuz nicht ablegen und die Dornenkrone nicht absetzen. Er kann sich nicht von der Bühne stehlen und sich still in eine Ecke setzen. Er ist der brandheiße selbsternannte Superretter der Erniedrigten und Beleidigten, und so eine Nummer kann man in Amerika nicht abziehen, ohne dass jemand auf einen schießt. So läuft das hier eben. Huey wirkt im Moment überlebensgroß, aber er ist auch nur aus Fleisch und Blut. Irgendjemand wird Huey töten. Der einzelgängerische Scharfschütze, ein paar Attentäter außerhalb des Autokorsos…« Auf einmal blickte er Oscar merkwürdig an. »Ich hoffe bloß, er wird von keinem abgeknallt, den ich persönlich kenne.«
    »Es wäre sehr bedauerlich, wenn der Gouverneur zu Schaden käme.«
    »Ja, klar.«
    Oscar räusperte sich. »Wenn Sie uns verlassen, General, wer soll dann das Kommando übernehmen?«
    »Sie. Sie führen doch schon die ganze Zeit das Kommando. Haben Sie das etwa noch nicht gemerkt? Sie sollten allmählich aufwachen, mein Sohn.«
    »Hören Sie, ich gebe keine Befehle. Ich rede bloß mit den maßgeblichen Parteien.«
    Burningboy schnaubte.
    »Okay, dann lassen Sie mich meine Frage anders formulieren. An wen soll ich mich wenden, wenn ich mit den Moderatoren reden möchte?«
    »Na schön.« Burningboy zuckte die Achseln. »Ich werde Sie meinem gesalbten Nachfolger vorstellen.«
    Burningboy geleitete ihn ins Innere der Polizeistation. Hinter der verschlossenen Tür des Polizeichefs drang lautes Stöhnen hervor. Burningboy holte eine Plastikkarte aus seinem Medizinbeutel und öffnete die Tür. Kevin hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt. Zwei Nomadenfrauen massierten ihm die bloßen Füße. Er war schwer betrunken und trug einen lächerlichen Partyhut.
    »Na schön, Ladies«, lallte Kevin. »Das reicht fürs erste. Meinen aufrichtigen Dank.«
    »Die Mittelfußknochen sind wirklich hinüber«, sagte die erste Masseuse voller Würde.
    »Dürfen wir eine ganze Stunde berechnen?« fragte die zweite.
    »Das ist mein Nachfolger«, sagte Burningboy. »Unser neuer Sicherheitsboss. Captain Scubbly Bee.«
    »Das ist ja prima«, meinte Oscar. »Das ist eine gute Neuigkeit. Unglaublich. Das ist so toll, dass mir die Worte fehlen.«
    Kevin schwang die öligen Füße vom Schreibtisch. »Ich habe mich anwerben lassen. Ich bin dem Mob beigetreten. Ich bin ein gemachter Mann, ich bin jetzt ein Moderator.«
    »Das ist mir schon klar«, erwiderte Oscar. »Neuer Name inklusive. ›Scubbly Bee‹, nicht wahr? Was soll das bedeuten? Oder heißt es ›Stubbly‹?«
    »Nein, Scubbly. Scubbly Bee.« Kevin deutete auf einen Aktenvernichter. »Ich hab gerade meinen Ausweis vernichtet. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein tolles Gefühl das ist. Das ist die beste Party meines Lebens.«
    »Was bedeutet ›Scubbly Bee‹ eigentlich? Da muss ja etwas unheimlich Wichtiges dahinterstecken, sonst würde es nicht so dämlich klingen.«
    Kevin grinste. »Ich weiß es, und Sie müssen ‘s rausfinden, Mann.«
    Burningboy schüttelte Kevin die Hand. »Ich breche bald auf«, sagte er. »Bleiben Sie nüchtern, Captain. Ich will nicht mehr erleben, dass Sie betrunken sind.«
    »Ich bin überhaupt nicht betrunken«, nuschelte Kevin. »Das kommt von den Endorphinen, die meine Füße ausgeschüttet haben.«
    Burningboy ging hinaus und legte den beiden willigen Nomadenfrauen die Arme um die Schultern. Oscar setzte sich. »Ich hoffe, Sie haben nicht auch noch Ihre Wählerregistrierung gelöscht.«
    »Als wenn wir hier etwas von der Fernwahl in Boston hätten.«
    »Er hat Ihnen wirklich die volle Verantwortung für die Nomaden übertragen, die sich in dieser Anlage aufhalten?«
    Kevin gähnte. »Also, wenn die Party vorbei ist, werd ich ernsthaft mit Ihnen reden, Mann. In der Zwischenzeit sollten Sie was essen. Oder auch was trinken. Schließlich bezahlen Sie das alles.«
    »Ich werde Sie nicht lange von der Party fernhalten, Captain Bee. Ich möchte bloß freundschaftlich mit Ihnen plaudern.«
    »Wenn’s so ist, sollten Sie mich ›Scubbly‹

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