Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
Vom Netzwerk:
habe… Aber, hey, wenn es irgendwo zu einem biologischen Terroranschlag kommt, dann können Sie sich drauf verlassen, dass ich die Bänder zurückspule und mir das anhöre. Ich passe auf, Oscar. Ich bin ein aufgewecktes Kerlchen. Ich gebe einen ziemlich guten Cop ab.«
    »Ich habe nie behauptet, Sie wären kein guter Cop, Sie großmäuliger Versager.«
    »Heilige Scheiße, da ist es schon wieder… Wissen Sie eigentlich, dass Sie tatsächlich mit zwei Stimmen reden, wenn Sie so widersprüchliche Äußerungen machen? Ich muss mal eine Stressanalyse machen, ich wette, Sie würden die Stimmanalysegeräte ganz schön durcheinanderbringen.« Kevin lehnte sich zurück und legte seinen bestrumpften Fuß auf Oscars Bett. Oscar fand, dass Kevin die Entwicklung ziemlich gut aufnahm. Andererseits hatte er das Phänomen bereits bei den Haitianern beobachtet. Er hatte Zeit gehabt, sich an die Vorstellung zu gewöhnen.
    »Klar hatte ich Zeit, mich an die Vorstellung zu gewöhnen«, sagte Kevin. »Das liegt doch auf der Hand. Sie murmeln ständig vor sich hin, damit Sie wissen, was Sie denken. Ich kenne das Syndrom, Mann. Na und? Ich hab mich auch an Ihr anderes Persönlichkeitsproblem gewöhnt… Oscar, haben wir uns nicht immer gut verstanden?«
    »Ja.«
    »Ich muss gestehen, es hat mich wirklich verletzt, als Dr. Penninger sagte, ich sei ein ›gemeines kleines Scheusal‹ und würde andere Leute ›tyrannisieren‹ und ihnen ›nachspionieren‹. Und Sie haben ihr nicht widersprochen, Mann. Sie haben kein Wort gesagt.«
    »Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht.«
    »Frauen«, knurrte Kevin. »Keine Ahnung, was mit denen los ist. Die sind einfach nicht rational. Das sind hinterhältige kleine Mata-Hari-Sexbomben, die Giftgasbomben mit sich rumschleppen… Oder sie sind wie Dr. Penninger nebenan, die Starre Eiskönigin des Ewigen Lichts und der Ewigen Wahrheit… Ich kapier einfach nicht, wie man diese Frau zufriedenstellen soll! Ich meine, Systemknacker wie ich, wir haben doch eine Menge gemeinsam mit den Wissenschaftlern. Beidesmal geht es um verborgenes Wissen und wie man es findet und wer es findet und wer die Lorbeeren dafür einheimst. Darum geht’s doch bei der Wissenschaft. Ich hab gern für sie gearbeitet, ich dachte, sie hätte es wirklich kapiert. Ich habe mich für die Frau krummgelegt, ich habe ihr jede Bitte erfüllt – ich habe ihr Wünsche erfüllt, die ihr nicht mal bewusst waren. Ich habe zu ihr aufgesehen, verdammt noch mal! Und was habe ich von meinen loyalen Diensten? Ich mache ihr Angst. Sie will mich loswerden.«
    Oscar nickte. »Gewöhnen Sie sich schon mal an die Vorstellung. Das ist eine Säuberung. Huey hat uns ausgeschaltet. Das ist ein Enthauptungsschlag. Ich kann kaum noch sprechen. Ich kann kaum noch gehen. Und Greta befindet sich in einem hellwachen, schizoiden, katatonischen, hebephrenischen, nonverbalen Trancezustand…«
    »Ich hab ein bisschen Schwierigkeiten mit den Adjektiven, Mann, aber kein Problem, Mann, ich verstehe, was Sie meinen. Entweder ich ergreife jetzt selbst die Macht und versuche, den ganzen Laden als Polizeistaat zu führen. Oder ich… ich weiß auch nicht… setze mich nach Boston ab. Ende der Geschichte. Schließlich ist das eine hübsche Hackerstory, oder? Eine gute Geschichte, um sie in ‘ner Bar zu erzählen.«
    »Sie allein können den Laden nicht zusammenhalten, Kevin. Die Leute vertrauen Ihnen nicht.«
    »Das weiß ich, Mann. Die Wohltaten teilen Sie alle selber aus, und mit mir schüchtern Sie die Leute ein. Ich weiß, dass ich der böse Mann war. Mein Dad war auch böse. Die Gründerväter sind ein Haufen toter Weißer; die Typen vom Mount Rushmore sind mittlerweile alle furchteinflößende Anglos. Wir sind die Bösen. Ich hab mich an die Rolle gewöhnt. Hey, ich war froh, Arbeit zu haben.«
    »Ich möchte, dass Sie mir helfen, Kevin.«
    »Wobei, Mann?«
    »Hier rauszukommen.«
    »Kein Problem, Boss. Ich bin immer noch Captain Scubbly Bee. Scheiße, ich hab mich mächtig angestrengt, Colonel Scubbly Bee zu werden. Ich kann Sie hier rausbringen. Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Baton Rouge. Oder wo immer Huey sich versteckt.«
    »Oho! Nicht, dass ich Ihrem Urteil misstrauen würde, Mann, aber ich habe da einen prima Gegenvorschlag. Wie wär’s mit Boston? Das gute alte Drecknest! Beacon Hill, Charlestown, Cambridge… Wir beide sind schließlich Nachbarn, Mann. Wir wohnen in derselben Straße! Wir könnten zusammen nach Hause gehen. Wir könnten in einer Bar in

Weitere Kostenlose Bücher