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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Anhänger der Linken und entweder Mitglied der Sozialdemokraten oder der Kommunisten. Nur selten traf man jemanden, der genügend Mumm und Energie aufbrachte, eine fundierte reformerische Position einzunehmen.
    »Wo steckt eigentlich Dr. Penninger?«
    »Ach, Sie müssen sie schon entschuldigen, sie führt gerade einen Versuch durch. Sobald sie fertig ist, kommt sie her. Glauben Sie mir, wenn Greta sich konzentrieren will, lässt man sie am besten in Ruhe.«
    »Schon gut. Das verstehe ich.«
    »Das heißt nicht, dass sie Sie nicht ernst nehmen würde. Sie hat großes Verständnis für Ihre Lage. Wir hatten hier auch schon Probleme mit Extremisten. Mit Tierrechtlern, Vivisektionsspinnern… Ich weiß, wir Wissenschaftler führen im Vergleich zu Euch Politikern ein sehr behütetes Leben, aber deswegen sind wir noch lange nicht von gestern.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen, Albert.«
    »Mir persönlich tut es sehr leid, dass Sie diese Unannehmlichkeiten haben. Es ist mir wirklich eine Ehre, Ihnen behilflich zu sein.«
    Oscar nickte. »Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen. Es ist nett von Ihnen, dass Sie mich aufnehmen. Ich werde mich bemühen, bei der Laborarbeit nicht im Weg zu sein.«
    Dr. Gazzaniga führte ihn über einen Gang, vorbei an sieben Laboranten in Schutzanzügen, die mit ihren Petrischalen beschäftigt waren. »Sie glauben doch hoffentlich nicht, in Gretas Labor ginge es gefährlich zu. In diesem Labor haben wir uns noch nie mit gefährlichen Projekten befasst. Die Reinraumkleidung dient bloß dazu, die Bakterienkulturen vor Verunreinigungen zu schützen.«
    »Ich verstehe.«
    Gazzaniga hob unter seinem baumwollfreien Laborkittel die Schultern. »Die ganze Abschreckungstaktik hinsichtlich der Gentechnik – die riesigen Türme, die Katakomben, die Schleusen, diese gewaltige versiegelte Kuppel – ich nehme an, damals war das politisch vernünftig, heute aber ist es bloß altmodisch. Mit Ausnahme einiger weniger der Geheimhaltung unterliegenden militärischen Anwendungen hat das Laboratorium schon vor Urzeiten damit aufgehört, sich mit überlebensfähigen Bazillen zu beschäftigen. Im Hochsicherheitstrakt gibt es nichts, was Ihnen schaden könnte. Die Gentechnik ist heutzutage ein sehr gut beherrschbares Anwendungsgebiet, sie ist mittlerweile fünfzig Jahre alt. Was die Bakterien angeht, so verwenden wir lediglich an Extremtemperaturen adaptierte Stämme. Solche aus vulkanischer Umgebung. Sehr effizient, rascher Stoffwechsel, viele Nutzanwendungen, außerdem vollkommen sicher. Unterhalb von 90 Grad Celsius funktioniert ihr Stoffwechsel nicht. Sie ernähren sich von Schwefel und Wasserstoff, beides Stoffe, die im menschlichen Blutkreislauf nicht vorkommen. Außerdem sind alle unsere Stämme doppelt sicher. Selbst wenn man darin baden würde – also, es könnte sein, dass man sich verbrüht, aber man würde sich weder infizieren noch das Risiko eingehen, dass es zum Austausch genetischen Materials kommt.«
    »Das klingt sehr beruhigend.«
    »Greta ist ein Profi. Mit der Laborarbeit nimmt sie es sehr genau. Nein, es ist mehr als das – im Labor ist sie eine Leuchte. Sie ist äußerst stark in rechnergestützter Hirnforschung, verstehen Sie mich nicht falsch – aber Greta ist besessen von der praktischen Laborarbeit. Mit STM-Sonden kann niemand so gut umgehen wie sie. Und wenn wir statt dieser Steinzeit-Rotorenscheiße ihre Hände für die thixotropen Zentrifugen verwenden könnten, dann würde hier wirklich die Post abgehen.«
    Gazzaniga war jetzt ganz in seinem Element. Er vibrierte geradezu vor leidenschaftlicher Hingabe. »Gemessen in Veröffentlichungen pro Arbeitsstunde ist dies das produktivste Labor in Buna. Wir haben das Know-how, und Gretas Laborteam braucht sich vor niemandem zu verstecken. Wer weiß, wozu wir imstande wären, wenn wir nur ordentliches Arbeitsgerät bekämen. Die Hirnforschung macht im Moment einen großen Sprung nach vorn, so wie die Genetik vor vierzig oder die Computer vor achtzig Jahren. Allein der Himmel ist die Grenze.«
    »Was machen Sie nun genau?«
    »Also, allgemeinverständlich ausgedrückt…«
    »Vergessen Sie’s, Albert. Sagen Sie mir einfach, woran Sie hier arbeiten.«
    »Also, vor allem verfolgen wir die Ergebnisse der Arbeiten weiter, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Dabei ging es um Aufmerksamkeitsmodulationen verursachende neurochemische Gradienten. Dies war der größte neurokognitive Durchbruch seit Jahren, daher bietet sich uns jetzt

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