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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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hergeschickt, verstehen Sie, und ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    »Und ich möchte Sie näher kennen lernen. Sie werden das Labor erst dann wieder verlassen, wenn ich Ihnen ein paar Blutproben abgenommen habe. Außerdem möchte ich eine Positronentomografie und Reaktionstests mit Ihnen machen.«
    »Sehen Sie, wir haben wirklich eine Menge gemeinsam.«
    »Abgesehen davon, dass ich noch immer nicht begreife, weshalb Sie das tun.«
    »Ich kann Ihnen gerne sagen, wo meine Loyalitäten liegen«, sagte Oscar. »Ich bin Patriot.«
    Sie machte ein verdutztes Gesicht.
    »Ich bin nicht in Amerika geboren. Eigentlich wurde ich überhaupt nicht geboren. Aber ich arbeite für unsere Regierung, weil ich an Amerika glaube. Wir spielen eine einzigartige Rolle in der Welt.«
    Oscar schlug mit der flachen Hand auf den Labortisch. »Wir haben die Zukunft erfunden ! Wir haben sie aufgebaut ! Und wenn die anderen sie ein wenig besser gestaltet oder vermarktet haben als wir, dann haben wir eben etwas noch Erstaunlicheres erfunden. War Phantasie gefragt, so hatten wir sie. War Unternehmungsgeist gefragt, so hatten wir ihn. Waren Wagemut und sogar Rücksichtslosigkeit gefragt, so hatten wir sie – wir haben die Atombombe nicht bloß gebaut, wir haben sie auch eingesetzt! Wir sind keine frömmelnden, wehleidigen, rot-grünen Europäer, die versuchen, die Welt so sicher zu machen, dass man sie mit Boutiquen zupflastern kann! Wir sind kein Haufen konfuzianischer Sozialwissenschaftler, die am liebsten zusehen würden, wie die Massen für die nächsten zweitausend Jahre Baumwolle ernten! Wir sind eine Nation von kosmischen Mechanikern!«
    »Trotzdem sind wir pleite«, sagte Greta.
    »Weshalb sollte es mich scheren, wenn Ihr Clowns kein Geld verdient? Ich bin von der Regierung! Wir drucken das Geld. Ich will mal etwas klarstellen. Ihr habt die Wahl. Entweder Ihr legt die Hände in den Schoß wie Primadonnen, und alles, was Ihr aufgebaut habt, geht den Bach runter. Oder Ihr hört auf, Euch zu ängstigen und zu ducken. Ihr könnt Euch gemeinsam am Riemen reißen, Ihr könnt wieder stolz auf Euch sein. Ihr könnt Eure Zukunft in die eigenen Hände nehmen und diese Einrichtung zu dem machen, was sie eigentlich sein sollte. Ihr könnt Euch organisieren.«

4
     
    Im Hochsicherheitstrakt war Oscar vor Anschlägen sicher. Die Belästigungen durch irgendwelche Verrückten beeinträchtigten allerdings seine Tätigkeit. Die Gerüchte breiteten sich unter den Angestellten ebenso rasch aus wie ein Feuer an Bord eines Raumschiffs. Die Menschen gingen ihm aus dem Weg; er war ein Problem; er stand unter einem Fluch. Unter diesen Umständen hielt Oscar es für geraten, sich taktvoll zu entfernen. Er legte sich einen Rückzugsplan zurecht.
    Oscar brachte den Wahlkampfbus in die Werkstatt des Laboratoriums. Er ließ den Bus als Einsatzwagen für Unfälle mit gefährlichen Materialien lackieren. Der Vorschlag ging auf Fontenot zurück, denn der listenreiche Ex-Agent war ein Meister der Verstellung. Fontenot erklärte, nicht einmal Straßenblockierer würden einen knatschgelben Rettungsbus aufhalten. Die Laborpolizisten waren erleichtert darüber, dass Oscar sich aus ihrem Zuständigkeitsbereich entfernte, daher stellten sie die erforderliche Warnfarbe und die Klebebuchstaben bereitwillig zur Verfügung.
    Oscar fuhr vor dem Morgengrauen ohne Vorankündigung und Fanfare mit dem umlackierten Wahlkampfbus durch eine Schleuse. Nur die notwendigsten Mitarbeiter nahm er mit: Jimmy de Paulo, den Fahrer; Donna Nunez, die Stylistin; Lana Ramachandran, die Sekretärin; und als Passagier Moira Matarazzo.
    Moira verließ die Mannschaft als Erste. Moira war Pressesprecherin; Moira war ausschließlich visuell und verbal orientiert. Das mit dem Hotelbau von Hand einhergehende transzendente Vergnügen hatte sie nie so recht verstanden. Außerdem fand sie die hermetische Welt des Laboratoriums, eine Welt, deren merkwürdige Bewohner ihren Interessen keinerlei Bedeutung beimaßen, zutiefst abstoßend. Moira hatte gekündigt und wollte nach Boston zurückkehren.
    Oscar unternahm keinen ernsthaften Versuch, Moira zum Bleiben zu bewegen. Er hatte eingehend darüber nachgedacht und wollte das Risiko, sie bei sich zu behalten, nicht eingehen. Moira langweilte sich mittlerweile tödlich. Er wusste, dass er ihr nicht mehr vertrauen konnte. Gelangweilte Menschen waren einfach zu verwundbar.
    Oscars Ausflug sollte dazu dienen, seine politischen Ziele zu erreichen und gleichzeitig die

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