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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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sind Provokateuren zuzuschreiben.«
    Der britische Journalist, schick herausstaffiert mit gebügelten Khakihosen, wirkte ziemlich skeptisch. Die Briten hatten mehr Kapital in den USA angelegt als jede andere Nation. Das spezielle anglo-amerikanische Verhältnis weckte noch immer tiefe Gefühle, zumal dann, wenn es um Kapitalerträge ging. »Wie steht es mit den Anti-Personen-Waffen, die Sie in Stellung gebracht haben?«
    »So kann man das nicht nennen. Das sind Grenzsicherungsanlagen. Sie dienen der Sicherheit größerer Menschenansammlungen. Wir haben hier viele Leute versammelt, deshalb müssen wir Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Auf welche Weise? Mit Stacheldraht? Ja, natürlich! Schlagstöcke mit Adhäsionsgiften, ja klar, die haben wir schon immer. Schaumbarrikaden und Tränengas, klar, das ist alles ein alter Hut, das kann man überall kaufen. Was noch? Superkleber? Ja, sicher, von dem Zeug haben wir ein paar Tanklastwagen voll. Superkleber herzustellen ist kinderleicht.«
    Ein deutscher Korrespondent ergriff das Wort. Er hatte eine ganze Mediencrew mitgebracht, zwei Bänke voll europäischer alter Hasen, die vor optischem Präzisionsgerät nur so strotzten. Die Deutschen waren das reichste Volk auf Erden und hatten die höchst ärgerliche Angewohnheit, stets besonders erwachsen und verantwortungsbewusst aufzutreten. »Weshalb zerstören Sie die Straßen?« fragte der Deutsche und rückte seine Designersonnenbrille zurecht. »Ist das nicht ökonomisch kontraproduktiv?«
    »Mister, die Straßen sind zum Untergang verurteilt. Das staatliche Straßenaufsichtsamt hat sie auf dem Gewissen. Teer verschmutzt die Umwelt. Daher räumen wir den Straßenbelag im Dienst der Öffentlichkeit ab. Teer besteht aus Kohlenwasserstoffen, daraus lässt sich Treibstoff gewinnen. Und das Öl brauchen wir, damit unsere kleinen Kinder nicht erfrieren. Okay?«
    Oscar drückte die Stummtaste und stellte den Ton ab. »Hey, Jimmy«, rief er, »wie viel Sprit haben wir noch?«
    »Reicht noch eine Weile«, antwortete Jimmys Stimme.
    Oscar sah zu den Kojen hinüber. Lana, Donna und Moira schliefen. Der Bus wirkte auf einmal wie eine halb geleerte Sardinenbüchse. Die Mannschaft schrumpfte immer mehr. Die meisten Leute hatte er in Texas zurücklassen müssen, und nun fehlten sie ihm. Es fehlte ihm, sich um sie zu sorgen, sie aufzumuntern und anzuspornen. Es fehlte ihm, sie scharf zu machen und auf ein verwundbares Ziel zu hetzen.
    Moira war fest entschlossen zu gehen, doch es fiel ihr nicht leicht. Fontenot war endgültig von der Bildfläche verschwunden; Handy und Laptop hatte er in einen Sumpf geworfen. Jetzt lebte er in seiner neuen Hütte und fuhr mit dem Boot angeln. Bambakias’ Wahlkampfteam war das Beste gewesen, was er je aufgebaut hatte, und nun gehörte es der Vergangenheit an und zerstreute sich in alle Richtungen. Diese Erkenntnis erfüllte Oscar mit tiefer, irrationaler Sorge.
    »Was halten Sie davon?« rief er zu Jimmy nach vorn.
    »Hören Sie, ich fahre«, entgegnete Jimmy vernünftig. »Ich kann nicht fahren und gleichzeitig auf die Nachrichten achten.«
    Oscar ging nach vorn und senkte die Stimme. »Ich meinte die Nomaden, Jimmy. Ich weiß, dass Sie schon Erfahrungen mit denen gemacht haben. Ich wüsste halt gern, was Sie von dieser Entwicklung halten. Eine Regulatoren-Guerilla, die einen Luftwaffenstützpunkt stranguliert.«
    »Jetzt, wo alle schlafen, wollen Sie mit mir reden, wie?«
    »Sie wissen doch, dass ich immer Wert auf Ihren Beitrag gelegt habe. Sie haben eine ganz eigene Sichtweise.«
    Jimmy seufzte. »Hören Sie, Mann. Ich leiste keinen ›Beitrag‹. Ich fahre bloß den Bus. Ich bin Ihr Busfahrer. Lassen Sie mich fahren.«
    »Nur zu, fahren Sie! Ich wüsste bloß gern… ob Sie die Nomaden für eine ernste Bedrohung halten.«
    »Klar sind die eine erste Bedrohung… Sicher. Ich meine, bloß weil jemand ein Nomade ist und Zugang zu einem Reputationsserver hat und Gras frisst und dieses ganze komische Biozeugs zusammenbraut… Deswegen ist er noch lange nichts Besonderes.«
    »Nein.«
    »Trotzdem sind ein paar von den Typen sehr ernst zu nehmen, weil, na ja, es könnte passieren, dass man sich irgendwann mal mit so einem heimatlosen Looser anlegt, der völlig abgerissen und durchgeknallt wirkt, und dann stellt sich heraus, dass er überall superharte Netzfreunde hat, und aus blauem Himmel passieren einem auf einmal seltsame Sachen… Aber Scheiße, Oscar, das brauche ich Ihnen doch nicht zu erzählen. Mit den

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