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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Power-Netzwerken kennen Sie sich doch aus.«
    »Sicher.«
    »Sie beschäftigen sich doch selbst damit, auf diese Weise haben Sie Ihrem Kandidaten zum Sieg verholfen.«
    »Hmmm.«
    »Sie sind ständig auf Achse. Sie sind selbst ein Nomade, genau wie die. Sie sind ein Anzug-Nomade. Die meisten Leute, die Sie treffen – und die nicht genau wissen, was wir machen – halten Sie für einen richtig gefährlichen Burschen, Mann. Vielleicht sind ein paar von den nomadischen Netzgöttern ja gefährlicher als Sie, aber viele sind’s bestimmt nicht. Mann, Sie sind reich.«
    »Geld ist nicht alles.«
    »Ach, kommen Sie! Hören Sie, ich bin nicht smart genug, um mit Ihnen zu reden, okay?« Jimmy zuckte gereizt die Achseln. »Sie sollten sich lieber schlafen legen. Die andern schlafen auch alle.« Jimmy las eine Anzeige ab und packte das Steuer.
    Oscar wartete schweigend.
    »Wenn’s sein muss, kann ich achtzehn Stunden am Tag fahren«, meinte Jimmy schließlich. »Macht mir nichts aus. Scheiße, mir gefällt’s. Aber Ihnen brauche ich bloß zuzuschauen, und schon werd ich müde. Allein schon vom Zugucken schlaffe ich ab. Mit Ihnen kann ich nicht mithalten. Ich spiele nicht in Ihrer Liga. Ich bin ein ganz normaler Typ, okay? Ich will keine staatlichen Wissenschaftsstützpunkte erobern. Ich bin bloß ein Arbeiter aus Boston, Mann. Ich bin Busfahrer.«
    Jimmy schaute auf den über Kopfhöhe angebrachten Scanner und holte tief Luft. »Ich werd diesen Bus für Sie nach Boston zurückfahren, und dann bin ich fertig mit Ihnen. Okay? Dann mache ich erstmal Pause. Ich meine, ich will wirklich mal ausspannen. Ich brauche Erholung, genau das. Ich werd eine Menge Bier trinken und zum Bowling gehen, und wenn ich Glück habe, find ich jemanden fürs Bett. Aber mit Politikern geb ich mich nicht mehr ab.«
    »Sie wollen wirklich das Team verlassen, Jim?« fragte Oscar. »Einfach so?«
    »Sie haben mich zum Busfahren angeheuert, Mann! Können Sie’s nicht dabei belassen? Das ist ein Job! Ich führe keinen Kreuzzug.«
    »Sie sollten nichts überstürzen. Ich bin sicher, wir würden schon einen anderen Platz für Sie finden.«
    »Nee, Mann. Sie haben keinen Platz für mich. Oder überhaupt für Typen wie mich. Weshalb gibt es denn jetzt Millionen Nomaden? Sie haben keine Jobs, Mann! Sie sind euch scheißegal! Ihr habt keine Verwendung für sie! Ihr könnt sie nicht gebrauchen ! Ihr braucht sie einfach nicht. Überhaupt nicht. Okay? Und deshalb brauchen sie euch auch nicht. Okay? Sie sind es leid, darauf zu warten, dass ihr ihnen eine Perspektive bietet. Deshalb bauen sie sich ihr eigenes Leben auf, aus dem Zeug, das überall herumliegt. Glauben Sie, die Regierung schert sich um sie? Die Regierung kann doch nicht mal die eigene Luftwaffe bezahlen.«
    »Ein besser organisiertes Land hätte Verwendung für alle seine Bürger.«
    »Mann, darum geht es ja gerade – sie sind viel besser organisiert als die Regierung. Organisation ist das einzige, was sie haben! Sie haben kein Geld, keinen Job und kein Dach über dem Kopf, aber sie sind organisiert, Organisation haben sie im Überfluss. Verstehen Sie, Mann, die sind genau wie Sie. Sie und Ihr Wahlkampfteam, Sie sind viel besser organisiert als diese Dinosaurierbeamten, die das Laboratorium leiten. Sie können das Ding jederzeit übernehmen, okay? Ich meine, genau das werden Sie auch tun! Sie werden das Ding übernehmen. Ob’s denen passt oder nicht. Sie wollen es haben, deshalb nehmen Sie sich’s.«
    Oscar schwieg.
    »Das wird mir am meisten fehlen, Mann. Dabei zuzuschauen, wie Sie Ihren nächsten Zug machen. Zum Beispiel, wie Sie dieses verrückte Wissenschaftlerhuhn eingespannt haben. Mann, das war brillant. Ich hab’s einfach nicht über mich gebracht, zu gehen, bevor Sie bei dem Wissenschaftlerhuhn gepunktet hatten. Sie kriegen immer Ihren Willen.« Jimmy lachte. »Sie sind ein Genie! Ich bin kein Genie, okay? Das ist einfach nicht mein Ding. Es ist zu anstrengend.«
    »Ich verstehe.«
    »Hören Sie auf, sich so viele Sorgen zu machen, Mann. Wenn Sie sich Sorgen machen wollen, dann denken Sie an Washington. Morgen kommen wir dort an, und wenn der Bus heil wieder aus der Stadt herauskommt, dann bin ich heilfroh, Mann.«
     
    Der Himmel über Washington, DC, wurde ständig von Drohnen verdunkelt. Es gab auch eine Menge Helikopter, denn die Behörden hatten keine Kontrolle über die Straßen mehr. Große Gebiete der Landeshauptstadt waren ständig unpassierbar. Dissidenten und Protestler hatten

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